05.01.2011 | 1. Mannschaft

"Es wird kein langes Abtasten geben!"

St. Pauli-Trainer Holger Stanislawski vor dem Stadtwerke Düsseldorf Wintercup

Trainer Holger Stanislawski ist ein echtes Paulianer Urgestein. Der gebürtige Hamburger verbrachte seine Jugendzeit noch beim Bramfelder SV und anschließend beim HSV, doch seinen ersten Profivertrag unterschrieb er, vom SC Concordia 1907 kommend, 1993 bei den Kiezkickern. Dort sollte der Defensivakteur nicht weniger als 260-mal das Trikot der Braun-Weißen tragen, davon 79-mal in der Bundes- und 178-mal in der 2. Liga. Die Karriere des Liberos, der zuletzt Kapitän seines Teams war, wurde im Jahr 2004 jäh beendet durch eine hartnäckige Sportverletzung. Doch Stanislawski wollte sowohl dem Sport als auch "seinem" Club treu bleiben und fungierte hernach, mit zwischenzeitlich abgeschlossenem Sportfachwirt-Diplom, als Vizepräsident und Manager.

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Für einigen Wirbel sorgte es, als Stanislawski - gemeinsam mit André Trulsen - 2006 die Nachfolge von Trainer Andreas Bergmann antrat und auf Anhieb die Rückkehr in die 2. Bundesliga schaffte. Da er nicht die vorgeschriebene Fußballlehrer-Lizenz besaß, wurde Trulsen kurzerhand zum Cheftrainer befördert, während Stanislawski als Teamchef auftrat und parallel die nötigen Nachweise für die B- und A-Lizenz erbrachte. Stanislawski konnte dadurch ab 2008/2009 wieder als erster Mann an der Seitenlinie stehen, wobei er gleichzeitig den einjährigen Kurs zum Fußballlehrer an der Sporthochschule in Köln absolvierte und als Jahrgangsbester abschloss. Seinen nächsten Coup landete er durch den Aufstieg mit seinem Team in die Bundesliga, wohin sich die Hansestädter im Frühjahr vergangenen Jahres nach acht Jahren Abstinenz zurückgekämpft haben.

"Fortuna Aktuell" sprach mit dem 41-Jährigen vor dem Stadtwerke Düsseldorf Wintercup.

 

Ihre Mannschaft liegt in der Bundesliga zum Ende der Hinrunde nur zwei Punkte hinter Werder Bremen und dem VfL Wolfsburg zurück. Hätten Sie das erwartet?

Das vor der Saison zu prognostizieren, wäre sicher sehr vermessen gewesen. Jeder in Fußball-Deutschland hätte beide Clubs weiter oben in der Tabelle erwartet. Jetzt sind es unsere direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenverbleib.

 

In der vergangenen Saison stellte Ihre Mannschaft mit 72 Treffern die Tormaschine der 2. Bundesliga und begeisterte die Fans mit erfrischendem Offensivfußball. In dieser Saison will es mit dem Toreschießen noch nicht so recht klappen (Anm. d. Red. 16 Tore in 17 Spielen). Sind die Abwehrreihen in der Bundesliga so viel besser?

Das auf jeden Fall. In der Bundesliga ist nicht nur die Einzelqualität deutlich höher, sondern auch das taktische Verständnis. Ich fange aber erst an, mir Sorgen zu machen, wenn wir uns keine Chancen mehr herausspielen oder erarbeiten. Wir haben die Offensivqualität, vergessen uns nur zu oft zu belohnen.

 

Ihre Mannschaft nimmt zum ersten Mal am Stadtwerke Düsseldorf Wintercup teil. Gleichzeitig ist es die Generalprobe vor dem Rückrundenauftakt in einer Woche gegen den SC Freiburg und damit die letzte Chance, Ihrem Team den nötigen Feinschliff zu verpassen. Werden Sie das Blitzturnier nutzen, um gewisse Dinge auszuprobieren oder ist dafür jetzt keine Zeit mehr?

Das Turnier ist der wichtigste Bestandteil unserer kurzen Wintervorbereitung. Mehr als Feinschliff ist in zwei Wochen aber ohnehin nicht möglich. Die Grundlagen haben wir im Sommer gelegt. Dennoch werden die meisten Spieler zum Einsatz kommen, damit wir auch unter Wettkampfbedingungen sehen, wie der aktuelle Zustand jedes Einzelnen ist.

 

Im Eröffnungsspiel kommt es gleich zum Knaller gegen die Fortuna. Da die Spielzeit nur 45 Minuten beträgt, gibt es wahrscheinlich kein langes Abtasten, sondern eher einen offenen Schlagabtausch zu sehen. Was dürfen wir von Ihrer Mannschaft erwarten?

Genau das. Kein langes Abtasten. Wir werden den direkten Weg zum Tor suchen. Das Ergebnis ist dabei zweitrangig. Wichtig ist, zu sehen, wie sich die Jungs präsentieren.

 

Die Winterpause wird immer kürzer und damit auch die Zeit zur Erholung und Regeneration. Die Trainer fürchten, dass sich die Verletzungsanfälligkeit der Spieler dadurch deutlich erhöht. Stößt der Spielplan im Profifußball allmählich an seine Grenzen?

Ich bin der Meinung, dass wir gar keine Winterpause mehr brauchen. Wir sollten es eher machen wie in England und einfach durchspielen. Warum nicht auch ein Spiel am 2. Weihnachtsfeiertag? Alle Stadien der 1. und 2. Liga haben inzwischen Rasenheizungen. Dafür sollte die Sommerpause verlängert werden. Aber dazu hat jeder seine eigene Meinung.

 

Herr Stanislawski, wir danken für das Interview!

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