Karl Gramminger wird 85 Jahre alt
Gemeinsam mit Zwillingsbruder Martin ein herausragender Akteur der 50er Jahre
Ein erfolgreiches Brüderpaar in Diensten der Fortuna - da kommen einem gleich Klaus und Thomas Allofs in den Sinn. Doch bereits einige Jahrzehnte zuvor sorgten die Zwillinge Martin und Karl Gramminger für Sorgenfalten in den Gesichtern ihrer Gegenspieler. Besonders ein Westderby gegen Schalke 04 machte die Gebrüder, die sechs Jahre gemeinsam für die Rot-Weißen aufliefen, im Jahre 1954 zu Vereinsikonen. Am heutigen Dienstag feiert Karl Gramminger seinen 85. Geburtstag.
An jenem 7. November 1954 druckten die Zeitungen nach dem 7:2-Erfolg der Fortuna über die königsblauen "Knappen" nämlich ein ungewöhnliches Trefferbild ab. Siebenmal prangte der Name "Gramminger" in der Torschützenliste; vier Mal hatte Außenspieler Martin, immerhin dreifach Mittelstürmer Karl das runde Leder ins Schwarze befördert. Die beiden Modellathleten harmonierten dabei nicht nur auf dem Feld in Parademanier, sondern durchlebten auch im Privaten wie Beruflichen einen ähnlichen Werdegang. Beim VfL Mannheim-Neckarau hatten die 1926 geborenen Grammingers ihre fußballerische Grundausbildung durchlaufen, ehe sich der Düsseldorfer Weltkonzern Henkel kurz nach Kriegsende die beruflichen Qualitäten der Zwillinge sicherte und die beiden ins Rheinland lockte.
Wie ein Ei dem anderen
Von einem kurzen Intermezzo Martins beim 1. FC Köln abgesehen, jagten die Gebrüder Gramminger von 1952 bis 1958 in Summe über 300 Mal in den Trikots mit dem F95-Emblem der Lederkugel hinterher. In dieser Zeit erzielte der kopfball- und kampfstarke Karl insgesamt 81 Treffer für die Rot-Weißen, was den zweimaligen Gewinn der Torjägerkrone in der Oberliga West bedeutete. Kaum weniger erfolgreich war Martin, der als Außenbahnakteur immerhin 49 Mal einnetzte. Stifteten sie einmal nicht durch ihre Spielstärke und Torgefahr Verwirrung in den Abwehrreihen des Gegners, so führten sie das eine oder andere Mal einen Offiziellen optisch aufs Glatteis, wie eine herrliche Anekdote belegt, die der langjährige Sportchef der Westdeutschen Zeitung, Karl-Heinz Wanders, überlieferte: So wurde Karl Gramminger einst nach einer Roten Karte vors Sportgericht zitiert, nachdem er im Spiel gegen Rot-Weiß Essen von seinem Gegenspieler "Penny" Islacker fortwährend provoziert worden war und sich mit einer saftigen "Watschn" revanchiert hatte. Als der verantwortliche Schiedsrichter den Übeltäter vor der Gerichtsbarkeit identifizieren sollte, wurden ihm - nicht dumm - natürlich beide Gramminger-Brüder vorgestellt. Da sie sich wie ein Ei dem anderen glichen, musste der Unparteiische passen - die Anklage wurde fallengelassen, Karl entging einer Sperre.
Kein Glück im Pokalendspiel
Das torgefährliche Zwillingspaar bildete über lange Jahre eine tragende Doppelsäule in der Erfolgsmannschaft jener Zeit, die sich neben aller sportlichen Qualität durch ein unerschütterliches Selbstvertrauen auszeichnete, wie Karl Gramminger formulierte: "Jede Mannschaft hatte Angst, zu uns nach Düsseldorf ins Rheinstadion zu kommen. Wir haben dort alle großen Teams geschlagen!" Die Siegesserien trugen die damalige Elf in den Jahren 1957 und 1958 jeweils gar bis ins nationale Pokalfinale, das allerdings jeweils unglücklich gegen die (damals noch nicht großkopferten) Münchner Bayern sowie den VfB Stuttgart verloren ging. Kurz darauf wechselten die Brüder Gramminger für weitere vier Jahre ein paar Kilometer den Rhein entlang zu Bayer Leverkusen, ehe sie 1962 nahezu zeitgleich ihre aktiven Karrieren beendeten.
Passionierte Tennisspieler
In der Folge hielten Karl und Martin Gramminger weiterhin engen Kontakt, wenngleich der berufliche Werdegang räumliche Trennung der Zwillinge bedingte: Während Martin in Neuss blieb, zog Karl kurz nach seinem Karriereende ins schwäbische Nürtingen und nutzte die sich bietende Gelegenheit, im Geschäft der Schwiegereltern einzusteigen. Beide blieben dem Fußballsport allerdings als Trainer erhalten und reüssierten darüber hinaus nicht minder erfolgreich im Umgang mit der gelben Filzkugel - die Leidenschaft fürs Tennis gaben sie nicht zuletzt ihren Kindern weiter.
Leider verstarb Martin Gramminger nach langer, schwerer Krankheit im Juli des vergangenen Jahres. Sein Zwillingsbruder Karl wird am heutigen Dienstag, 22. November, 85 Jahre alt. Fortuna Düsseldorf gratuliert auf das Herzlichste und wünscht Karl Gramminger für die Zukunft alles Gute und Gesundheit.