"Es liegt noch ein weiter Weg vor uns, aber wir sind gut gerüstet"
Mitgliederversammlung in den Alten Schmiedehallen des Areals Böhler
Am Montagabend fand in den Alten Schmiedehallen des Areals Böhler die Mitgliederversammlung von Fortuna Düsseldorf statt. Neben der Berichte der einzelnen Gremien über die letzten zwölf Monate wurde auch ein neuer Wahlausschuss von den anwesenden Mitgliedern gewählt. Fortunas Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Dirk Kall brachte es mit Blick auf die Zukunft auf den Punkt: "Es liegt noch ein weiter Weg vor uns, aber wir sind gut gerüstet."
Erstmals seit 2003 wurden die Mitglieder der Fortuna nicht in die Heinrich-Heine-Gesamtschule an der Graf-Recke-Straße eingeladen. Aufgrund des enormen Mitgliederzuwachses in den vergangenen zwölf Monaten reichten die Kapazitäten dort nicht mehr aus, sodass eine neue Versammlungsstätte gesucht werden musste. Hierfür wurden die Alten Schmiedehallen der Böhler Werke ausgesucht, die für insgesamt 2.000 Personen Platz hatten.
Gleich zu Beginn der Sitzung begrüßte Versammlungsleiter Dr. Dirk Kall nicht nur die 1.283 Mitglieder (davon 391 stimmberechtigte), sondern auch Ehrenpräsident Hans-Georg Noack sowie das Trainerteam um Chefcoach Norbert Meier. Es folgten die Berichte des Vorstands. Dabei erhielt zunächst der Vorsitzende des Gremiums, Peter Frymuth, das Wort: „Wir haben uns im Herbst 2011 zum letzten Mal zur Mitgliederversammlung getroffen. Damals waren wir auf einem guten Weg, uns in der 2. Bundesliga zu etablieren. Nachdem wir uns im Winter an die Spitze setzen konnten und in der Traumpaarung gegen den Deutschen Meister Borussia Dortmund nur knapp im Achtelfinale des DFB-Pokals ausgeschieden sind, mussten wir erleben, dass es in der Folge schwieriger wurde. Am Ende haben wir knapp, aber verdient die Relegationsspiele erreicht.“ Natürlich ging der Vorstandsvorsitzende auch auf das gerichtliche Nachspiel nach dem Rückspiel gegen Hertha BSC Berlin ein: „Die Entscheidung, dass wir aufgestiegen waren, ist erst nach stundenlanger Verhandlungen vor den DFB-Gerichten gefallen. Sicherlich sind dort Dinge passiert, die im Fußball nicht sein sollten, aber maan sollte sich auch vor Augen halten, warum es so war. Das hatte nichts mit Aggressionen zu tun, sondern mit Emotionen.“
Auch die anschließenden Verhandlungen mit dem DFB um ein mögliches Geisterspiel gegen Borussia Mönchengladbach wurden von Frymuth thematisiert: „Wir haben ohne Aktionismus argumentativ dagegen gehalten. Das war der richtige Weg. Unsere Argumente waren dabei: Was bedeutet es für eine Mannschaft, nach einem Aufstieg im folgenden Heimspiel ohne jegliche Unterstützung auskommen zu müssen? Was bedeutet es für einen Verein und eine Stadt, nach 15 Jahren Abstinenz das erste Bundesliga-Heimspiel wieder vor leeren Rängen antreten zu müssen? So wurde die Strafe auf zwei Teilausschlüsse reduziert und wir haben dieses Urteil angenommen, weil wir nicht einen anderen Verein kritisieren können und uns dann selber nicht besser verhalten. Letztlich muss sich eine Vereinsführung an den eigenen Worten messen lassen.“
Anschließend sprach Frymuth die wichtigen Veränderungen in der Infrastruktur und dabei die weiteren Verbesserungen der Trainingsbedingungen im Arena-Sportpark an. „Es wird ein beheizbares Kunstrasen-Spielfeld geben“, kündigte er an. „Außerdem haben wir im Sommer den Kabinentrakt modernisiert.“ Auch das Nachwuchsleistungszentrum müsse sich stetig weiterentwickeln. „Es muss Schritt für Schritt agiert werden und dabei der sportliche Bereich im Fokus stehen. Es ist wichtig, dass Talente in Zukunft bei uns bleiben und nicht zu anderen Bundesliga-Vereinen wechseln.“
Ausschließlich Positives hatte anschließend Finanzvorstand Paul Jäger zu vermelden. Zunächst scherzte er in Anspielung auf die Mitglieder-Jubiläen und den großen Mitglieder-Zuwachs in den letzten Monaten: „Ich freue mich schon darauf, wenn in 25 Jahren 13.000 Leute auf die Bühne kommen müssen und die silberne Ehrennadel verliehen bekommen.“ Dann begann er mit seinem Wirtschaftsbericht des abgelaufenen Geschäftsjahres. Dabei ist vor allem eine Zahl entscheidend: „Seit vielen Jahren hat der Verein zum ersten Mal wieder ein positives Vereinsvermögen von 63.988,04 Euro. Auf das die negativen Zahlen auf ewig hinter uns liegen.“ Auch mit Blick auf die Zukunft konnte Jäger die Mitglieder beruhigen: „Egal, wie dieses Spieljahr endet, es wird ein finanziell positives für die Fortuna.“ Ein weiteres wichtiges Thema, das den Club schon mehrere Jahre beschäftigt, kommentierte er mit folgenden Worten: „Die Tilgungen der Verbindlichkeiten der Sportwelt soll weiter vorangetrieben werden, aber nicht auf Kosten des sportlichen Bereichs und der Infrastruktur.“
Nach den erfreulichen Zahlen von Jäger trat erneut Frymuth an das Rednerpult. „Die finanzielle Basis ist auch eine Grundvoraussetzung für die Erfolge im sportliche Bereich“, ergänzte er seinen Vorredner, um einen Themenwechsel anzustoßen: „Zusammen mit Sven Mühlenbeck war ich im Juli beim Sicherheitsgipfel in Berlin. Für uns war es wichtig, dass die Vereinsführung an der Tagung teilnimmt. Wir haben uns im Anschluss daran getreu unseren Grundzügen mit den Fans zusammengesetzt. Wir können schließlich nicht erst permanent die tolle Unterstützung unserer Anhänger loben und sie dann bei einem solchen zentralen Thema außen vor lassen.“ Sein Zusatz: „Also haben wir zusammen eine Stellungnahme erarbeitet, in der sich der Verein dezidiert zu einigen Punkten geäußert hat. Da gab es nicht nur Ablehnung oder Zustimmung von unserer Seite, sondern auch diskussionsbedürftige Ansätze. Es ist schade, dass es medial lediglich so rüber gekommen ist, als hätten wir es einfach nur abgelehnt.“
Es folgte eine Fortsetzung der sportlichen Analyse durch Frymuth: „Wir haben zu Beginn sehr erfolgreich in der Bundesliga Fußball gespielt, sind aber inzwischen in der Realität angekommen. Nach den letzten Niederlagen werden wir aber nun nicht aufgeregt durch die Gegend laufen. Der Vorstand sieht sich in der Verantwortung, die Sportliche Leitung in Ruhe arbeiten zu lassen. Wir sollten nie vergessen, wo wir herkommen. Helfen Sie uns, diese Bodenständigkeit zu behalten.“
Versammlungsleiter Dr. Dirk Kall übernahm nun das Wort als Aufsichtsratsvorsitzender. Nach dem Dank an die beiden ausgeschiedenen Mitglieder Heinrich Pröpper und Stefan Heinig unterstrich er: „Wir unterstützen den Vorstand nur und ersetzen ihn nicht. Wir arbeiten eng mit dem Vorstand zusammen und ich bin sehr zufrieden und stolz über die Gremienrollen. Das war über viele Jahre auch anders. Aber nun haben wir keinerlei Selbstdarsteller, sondern sehen nur gemeinsam unsere Ziele.“ Als weiteres positives Zeichen für die Zukunft gab Kall bekannt, dass man sich schon in Kürze mit Sportvorstand Wolf Werner zusammensetzen wolle, um über eine weitere Vertragsverlängerung zu sprechen. „Was der Vorstand finanzieller und sportlicher Natur geleistet hat, ist einzigartig“, betonte der Aufsichtsratsvorsitzende und erntete dafür großen Applaus. „Von den großen Erfolgen in der Vergangenheit können wir uns aber schon wieder nichts mehr kaufen. Es liegt noch ein weiter Weg vor uns, aber wir sind gut gerüstet. Auch von Rückschlägen werden wir uns nicht beirren lassen.“
Nachdem Kassenprüfer Peter Fuchs die Ordnungsmäßigkeiten der geführten Bücher versichert hat, wurden sowohl der Vorstand als auch der Aufsichtsrat mit einer überwältigenden Mehrheit entlastet. Es folgte der Bericht des Wahlausschusses durch Holger Dietz. Im Anschluss daran stellten sich die Kandidaten für die Wahl des Wahlausschusses vor. Wolfgang Böse, Holger Dietz, Dr. Christian Höhenrieder, Christian Köker, Thomas Kracke, Markus Schneider, Werner Sesterhenn bekamen die Chance, sich jeweils in drei Minuten vorzustellen. Es folgte eine geheime Abstimmung, in der sich Sesterhenn, Schneider, Dietz, Böse und Köker durchsetzten. Kracke und Höhenrieder stehen als Ersatz bereit. Nachdem unter dem Punkt Sonstiges über Anträge auf Satzungsänderungen und diverse Fragen von Mitgliedern geklärt wurden, schloss Dr. Kall um 21.56 Uhr eine durchgehend harmonische Sitzung in einem besonderen Ambiente.