„Mit jedem Spiel stehen wir besser“
Interview mit Gästetrainer Markus Babbel
Erst kürzlich stellte die TSG 1899 Hoffenheim einen neuen Sportdirektor ein. Der Mann neben Trainer Markus Babbel heißt Andreas Müller und kennt die Bundesliga bestens aus seiner Zeit beim FC Schalke 04. Zuvor agierte Babbel in Doppelfunktion und hatte dabei „keine Zeit, um auch mal herunterzufahren“. Über diese Schwierigkeiten, die Entwicklung seiner Mannschaft und den Start der Fortuna spricht er im Interview.
Wieso läuft es bei Ihrer Mannschaft bisher noch nicht so, wie Sie sich das vorgestellt haben?
Uns war von Anfang an bewusst, dass die Entwicklung der Mannschaft ein Prozess ist. Wir haben den Kader vor der Saison auf einigen Positionen verändert und die Integration der Neuen braucht halt seine Zeit. Dennoch sind wir von der Qualität des Teams überzeugt und sie hat ja auch schon in einigen Spielen gezeigt, zu was sie imstande ist. Die Leistungen aus den Spielen in Stuttgart und gegen Schalke müssen jetzt der Maßstab sein.
Mit 22 Gegentoren hat Ihr Team bisher in der Bundesliga am meisten kassiert. Wie kommt das?
Das Umschalten von Offensive auf Defensive dauerte teilweise noch zu lange. Auch die Offensivspieler mussten verstehen, dass wir nur dann Erfolg haben können, wenn alle an einem Strang ziehen. Mit jedem Spiel stehen wir aber besser und ich bin optimistisch, dass die Mannschaft begriffen hat, was wir von ihr erwarten und was sie auch stark macht.
Viele Spieler sind mit großen Erwartungen nach Hoffenheim gekommen. Torwart Tim Wiese sprach vom internationalen Geschäft. Erwarten Sie vor allem von diesen Akteuren mehr?
Jeder Fußballer sollte sich zum Ziel setzen, das Maximum zu erreichen. Ich kenne das nicht anders. Und ich sehe durchaus Potenzial in der Mannschaft, das internationale Geschäft zu erreichen. Aber davon reden wir jetzt nicht mehr. Wir müssen von Spiel zu Spiel schauen, Stabilität reinzubekommen. Den erfahreneren Spielern kommt dabei sicher eine wichtige Rolle zu, aber auch das muss wachsen.
Mit Andreas Müller wurde kürzlich ein Manager installiert. Sind Sie froh, dass Sie sich nun ausschließlich auf die Aufgaben mit der Mannschaft konzentrieren können?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man mit der Doppelfunktion kaum Zeit hat, um auch mal runterzufahren. Daher habe ich den Wunsch nach einer zweiten Person in der sportlichen Leitung geäußert. Mit Andy habe ich jetzt jemanden an meiner Seite, der den Fußball so sieht wie ich und mit dem ich mich ständig austauschen kann. Die Zusammenarbeit klappt hervorragend.
Am Samstag muss Ihr Team in Düsseldorf antreten. Was erwarten Sie vom ersten Aufeinandertreffen beider Vereine?
Es wird sicher ein spannendes Spiel. Beide Mannschaften stehen in der Tabelle gleich auf und wollen mit einem Sieg den Anschluss an die obere Tabellenhälfte schaffen. Daher ist der Ausgang aus meiner Sicht völlig offen. Wenn es uns aber gelingt, mit der gleichen Einstellung und Leidenschaft zu agieren wie am Wochenende, dann bin ich optimistisch, dass wir nicht mit leeren Händen nach Hause fahren.
Können Sie sich noch an Duelle als Aktiver in Düsseldorf erinnern?
Nicht wirklich. Doch, eins. Leider. Das müsste ein Pokalspiel gewesen sein, als Otto Rehhagel unser Trainer war und wir in der ersten oder zweiten Runde verloren haben. Es war ein schlechtes Spiel von uns, aber die Fortuna ist auch über sich hinaus gewachsen und hat uns hochverdient geschlagen.
Bei dem derzeitigen Blick auf die Tabelle kann man fast davon sprechen, dass beide Clubs gegen den Abstieg kämpfen. Sehen Sie das auch so?
Derzeit und beim aktuellen Tabellenstand muss man wohl davon sprechen. Ich kann nur für uns sprechen: Wir schauen, wie gesagt, von Spiel zu Spiel, wollen und müssen uns weiter verbessern, punkten und sehen uns dann mit unserem Potenzial nicht in der Abstiegszone. Aber um dahin zu kommen, nach oben schauen zu dürfen, müssen wir noch einen Weg gehen.
Wie bewerten Sie den bisherigen Saisonstart der Fortuna?
Die Fortuna ist hervorragend gestartet und konnte die Aufstiegseuphorie ideal mit in die Bundesliga herüber nehmen. Dass man als Aufsteiger wie derzeit auch mal eine etwas schwächere Phase durchlebt, ist ganz normal. Ich hoffe nur, dass dies nicht gegen uns aufhört. Nach der Begegnung am Samstag wünsche ich der Fortuna wieder viel Glück.