22.12.2012 | 1. Mannschaft

Ein Traum geht in Erfüllung: Bundesliga-Rückkehr nach 15 Jahren

Rot-Weiße Höhepunkte im Jahr 2012 (Teil 3)

„Ich habe noch immer Gänsehaut, wenn ich an diesen Moment zurückdenke“, sagt Trainer Norbert Meier über den Abend vor dem Relegations-Rückspiel gegen Hertha BSC Berlin, als „Die Toten Hosen“ im Mannschaftshotel auftauchten und die Spieler mit ihrem Hit „Tage wie diese“ auf die alles entscheidende Aufgabe einstimmten.

Drei Tage zuvor hatte sein Team in der Bundeshauptstadt Großes geleistet. Gegen den Tabellen-Sechzehnten der kurz vorher abgelaufenen Bundesliga-Saison trumpften die Rot-Weißen mächtig auf. Dabei war der Ärger des Trainers nach 20 Minuten groß: Auf der einen Seite ließen Kapitän Andreas Lambertz und Adam Bodzek beste Möglichkeiten liegen, auf der anderen stieg Roman Hubnik nach einer Ecke am höchsten und brachte die Hertha in Führung. „Am Anfang hatten wir zwei Möglichkeiten, die wir nicht nutzen konnten. Nach dem 0:1 hat Hertha gezeigt, dass sie richtig gute Spieler in ihren Reihen hat“, erklärte Meier.

Der große Auftritt von Thomas Bröker


Doch seine Mannschaft gab sich keineswegs auf, kannte sich mit Rückständen aus den vorherigen Spielen in der 2. Bundesliga bestens aus. Nach einer Stunde Spielzeit merkten die Rot-Weißen, dass im Berliner Olympiastadion alles drin ist. Mit einem Fernschuss von Lambertz hatte Hertha-Keeper Michael Kraft noch keine Probleme, mit dem großen Auftritt von Thomas Bröker umso mehr. Der Düsseldorfer Angreifer marschierte durch die halbe Berliner Hintermannschaft und schloss eiskalt in die kurze Ecke ab. Der Jubel im Fortuna-Fanblock kannte keine Grenzen. Dass sich der Jubeltaumel noch einmal vergrößern würde, konnte man zu diesem Zeitpunkt kaum glauben. Nach einer Freistoßflanke von Ken Ilsø beförderte Adrian Ramos den Ball mit dem Kopf ins eigene Tor. „Wir wollten noch einmal etwas nach vorne versuchen, aber wir hatten keine klaren Aktionen mehr“, ärgerte sich Berlins Trainer Otto Rehhagel, der lediglich kurz vor dem Ende noch einen Fernschuss von Ronny sah, der an den Pfosten knallte.

Warnung vor dem Rückspiel

Während sich Rehhagel trotz des Hinspiel-Ergebnisses kämpferisch gab („Wir werden nicht aufgeben. Es ist noch alles drin für uns.“), versuchte sein Gegenüber Meier die grenzenlose Euphorie im Düsseldorfer Umfeld ein wenig zu dämpfen: „Ich freue mich darüber, dass alle Leute, die für das Spiel am Dienstag Karten gekauft haben, eine spannende Partie erleben werden. Es ist noch keine Entscheidung gefallen. Sicherlich ist das Ergebnis gut für uns, aber wir haben noch nichts gewonnen.“ In die gleiche Kerbe schlug auch Adam Bodzek: „Wer jetzt glaubt, dass wir schon durch sind, sieht das vollkommen falsch.“

„Und alles steht unter Strom“


Genau 23 Sekunden, nachdem Schiedsrichter Wolfgang Stark das Rückspiel angepfiffen hatte, schallte aus den Lautsprechern: „Und alles steht unter Strom!“ Selten zuvor hat diese von Campino gesungene Zeile so sehr gepasst wie in diesem Moment. „Maxi“ Beister hatte sich das Leder geschnappt, marschierte durchs Mittelfeld und haute es in die linke untere Ecke. Die ESPRIT arena stand Kopf. Wer dachte, die Herthaner wären von diesem erneuten Nackenschlag geschockt, sah sich getäuscht. Die Angriffsbemühungen der Berliner wurden in der 23. Minute belohnt: Am langen Pfosten nickte Änis Ben-Hatira nach einer Freistoß-Flanke von Ronny zum Ausgleich ein. Und schon waren die Berliner wieder im Spiel. Doch sie schwächten sich selbst, indem Ben-Hatira nach einem Foulspiel die Gelb-Rote Karte sah.

Das glückliche Händchen von Norbert Meier

Wie so häufig in der grandiosen Saison der Fortuna traf Chefcoach Meier mit einer Entscheidung ins Schwarze. Er brachte Ranisav Jovanovic für Ilsø und kurze Zeit später erzielte der Serbe, der kurz zuvor Vater wurde, nach Vorarbeit von Bröker die erneute Düsseldorfer Führung. Und wieder glich die Arena einem Tollhaus. Die Berliner Anhänger ließen nun ihrem Unmut freien Lauf und warfen brennende bengalische Feuer in den Innenraum. Einige Hertha-Spieler, allen voran Ronny und Raffael, räumten das Spielfeld und nach einer mehrminütigen Unterbrechung konnte es weitergehen.

Hunderte Zuschauer liefen verfrüht aufs Feld

Als wenn der Ausgleich kurz vor dem Ende durch Raffael nicht schon aufregend genug gewesen wäre, dachten einige Hundert Zuschauer nach einer Riesenchance von Jovanovic, das Spiel sei schon beendet, und liefen verfrüht auf das Spielfeld. Es dauerte fast 20 Minuten, ehe alle Zuschauer wieder zurück auf den Tribünen waren und die letzten zwei Minuten noch einmal ausgespielt werden konnten, doch dann war es endlich vorbei: Abpfiff! Und die Menge feierte ausgelassen mit ihren Helden zu,natürlich, „Tage wie diese“. Nach 15 Jahren Abstinenz schaffte die Fortuna wieder den Sprung in die Erstklassigkeit.

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