Der Weg in die Relegation
Rot-Weiße Höhepunkte im Jahr 2012 (Teil 2)
In der Hinrunde der Saison 2011/12 hatte das Team von Cheftrainer Norbert Meier in der 2. Bundesliga neue Maßstäbe gesetzt. Mit 41 Punkten wurde beim Gewinn der inoffiziellen Herbstmeisterschaft die alte Bestmarke des 1. FC Köln (2002/03) um einen Zähler überboten. Zwölf Siege, fünf Unentschieden und keine einzige Niederlage bei 40:16 Toren lautete die stolze Ausbeute.
Zwar folgten bis zur Winterpause noch ein Unentschieden in Bochum (1:1) sowie die erste Saisonpleite gegen Paderborn (2:3), dennoch ging die Fortuna als Spitzenreiter ins neue Jahr!
Zum Rückrundenauftakt gab es für die Rot-Weißen unter schwierigen Verhältnissen ein 1:1 in Ingolstadt. Eine Woche später hieß das Topspiel am Montagabend Fortuna Düsseldorf gegen Eintracht Frankfurt. Im Vorfeld hatten unbedachte Aussagen diese Begegnung unnötig aufgeputscht. Es folgte eine hitzige Partie, in der die 95er nach der Gästeführung durch Köhler in allerletzter Sekunde durch einen von Jens Langeneke verwandelten Foulelfmeter noch den Ausgleich schafften...
Plötzlich waren Leichtigkeit und Souveränität der Hinrunde verflogen
In den folgenden Monaten geriet der rot-weiße Motor ein wenig ins Stocken. Die Folge: Fortuna schlingerte durchs raue Zweitliga-Fahrwasser. Zwar setzte die Mannschaft beim 5:0-Kantersieg in Karlsruhe oder dem starken Comeback nach frühem Rückstand gegen Aue (3:1) durchaus noch ein Ausrufezeichen, aber es gab auch ernüchternde Unentschieden gegen Aachen (0:0), in Cottbus (1:1) sowie Rückschläge in Dresden (1:2) und Rostock (1:2).
Zwischenzeitlich fiel das Team von Chefcoach Meier sogar auf den fünften Platz zurück. Denn das Spitzenquintett lieferte sich weiterhin ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen. Wenige Wochen vor Saisonende konnten sich die Spielvereinigung Greuther Fürth und Eintracht Frankfurt aus dieser Führungsgruppe entscheidend absetzen. So knallten bereits nach dem 32. Spieltag in Franken und Hessen die Sektkorken; beide Vereine hatten vorzeitig den Bundesliga-Aufstieg klar gemacht. Somit war nur noch der dritte Platz, der Relegationsrang, zu vergeben.
Das Spitzenspiel mit toller Unterstützung und viel Fortune für Fortuna
Am 33. Spieltag mussten die Flingeraner zum bereits feststehenden Aufsteiger nach Fürth reisen, der vor und mit den eigenen Fans dieses einmalige Ereignis in der langen Vereinsgeschichte gebührend feiern wollte... mit einem Sieg.
Rund 4.000 Düsseldorfer hatten sich auf die lange Reise zum Ronhof gemacht. Sehr zur Freude der Fans mischten sich auch Campino, Sänger der Toten Hosen, sowie Ex- und bald Neu-Fortune Axel Bellinghausen, damals noch beim FC Augsburg unter Vertrag, unter die Anhängerschar. „Während des Spiels habe ich mächtig geschwitzt“, erinnerte er sich noch Monate später im Interview mit Fortuna Aktuell an diesen Sonntagnachmittag am 29. April. Er sollte nicht der Einzige sein!
Denn die Truppe von Ex-Fortune Mike Büskens schaltete früh den Turbo ein und diktierte über weite Strecken des ersten Durchgangs das Geschehen auf dem Platz. Unterkante Latte, Pfosten, Rettungstat auf der Linie durch Rösler, Glanzparade Rata: So liefen fast im Minutentakt die Spielereignisse ab. Nach einer guten halben Stunde war es dann passiert: 1:0 für das Kleeblatt durch Angreifer Nöthe. Auf der anderen Seite verpassten Lambertz und Jovanovic mit ihren Fernschüssen in der ersten Halbzeit das Ziel.
Fortuna kurz nach der Pause nur noch auf Platz 4
Zwar hatten die beiden Kontrahenten im Kampf um den Relegationsrang, Paderborn (0:0 gegen den FSV Frankfurt) und St. Pauli (0:0 in Dresden) noch keinen Treffer erzielt, doch sollte sich dies bald ändern. Kurz nach der Pause gingen die Ostwestfalen in Führung und zogen in der Blitztabelle um einen Punkt an den Fortunen vorbei.
Währenddessen nahm das Spiel der 95er in Fürth einen ähnlichen Verlauf wie in der ersten Hälfte. Einmal parierte Rata hervorragend, dann lenkte Lukimya einen Schuss so gerade noch an den Pfosten. Und dann war eine Stunde Spielzeit vorbei... Freistoß Düsseldorf. Ken Ilsø legte sich den Ball zurecht. Alle rechneten mit einer Freistoßflanke, aber falsch gedacht. Der Däne zauberte den Ball aus etwa 22 Metern von der halbrechten Seite direkt über die Freistoßmauer in die rechte obere Ecke – 1:1! Hinter dem Tor schwappte eine rot-weiße Welle auf den Rängen auf und ab. In der Schlussphase war das Team von Norbert Meier nach einer Gelb-Roten Karte gegen Fürstner in Überzahl sogar dem Siegtreffer nahe. Doch es blieb am Ende beim insgesamt schmeichelhaften Unentschieden.
„Endspiel“ mit Heimvorteil gegen den MSV
Eine Woche später war also der Showdown in der mit 51.000 Zuschauern ausverkauften ESPRIT arena. Die Fortuna empfing im Derby den MSV Duisburg, der auf Platz 10 jenseits von Gut und Böse lag. Oben in der Tabelle hatten die Rot-Weißen ihren dritten Platz verteidigt, aber Paderborn war punktgleich und auch der FC St. Pauli lag zwei Zähler dahinter noch in Lauerstellung. In Hamburg kam es zum direkten Aufeinandertreffen beider Klubs.
In Düsseldorf gab es dagegen früh die kalte Dusche. Einen Fehler im Mittelfeld nutzten die Zebras zu einem Konter und durch Exslager zur 1:0-Führung. In der Blitztabelle war der SC Paderborn beim Stande von 0:0 auf St. Pauli wieder vorbeigezogen. Doch die 95er zeigten sich keineswegs geschockt – und auch auf den Rängen war die Unterstützung einmal mehr sensationell. Die Folge: Fortuna erzielte rasch den 1:1-Ausgleich durch Oliver Fink und eroberte den dritten Platz zurück! Nur drei Minuten später traf Assani Lukimya sogar zur 2:1-Führung – die Arena wurde zum Tollhaus. In den rot-weißen Jubel hinein zeigte Schiedsrichter Kircher dem Duisburger Torschützen Exslager Gelb-Rot wegen Meckerns. Aber wieder nur wenige Zeigerumdrehungen später landete ein abgefälschter Freistoß für Torhüter Ratajczak unhaltbar im Tor – 2:2. Ein verrückter Treffer in einem verrückten Spiel. Mit diesem Spielstand ging es in die Halbzeitpause. St. Pauli führte zu diesem Zeitpunkt bereits mit 2:0 gegen Paderborn. Den Ostwestfalen schien auf der Zielgeraden die Luft auszugehen; die Hamburger hatten das um sieben Treffer schlechtere Torverhältnis.
Der erlösende dritte Treffer wollte einfach nicht fallen
Im zweiten Durchgang zogen die Düsseldorfer zeitweise ein Powerplay auf und schnürten die Gäste ein, doch die wehrten sich in Unterzahl aufopferungsvoll und geschickt. Einmal parierte Gäste-Schlussmann Wiedwald glänzend einen Fernschuss von Bröker; bei anderen Möglichkeiten fehlte das Glück im Abschluss. Zum Spielende hin kontrollierten die 95er – wohlwissend, dass Paderborn und St. Pauli nicht mehr vorbei ziehen konnten - das Spielgeschehen gegen Zebras, denen die Kräfte schwanden. Parallel spielte und schoss sich St. Pauli gegen Paderborn in einen Rausch und gewann am Ende mit 5:0.
In der Endtabelle lag die Fortuna somit auf Rang 3 – die Relegation war gegen Hertha BSC Berlin geschafft, deren Manager Michael Preetz und Trainer Otto Rehhagel Augenzeugen im Stadion waren.
Endtabelle nach dem 34. Spieltag der Saison 2011/12:
...
3. Fortuna Düsseldorf 16 - 14 - 4 64:35 Tore + 29 62 Pkt.
4. FC St. Pauli 18 - 8 - 8 59:34 Tore + 25 62 Pkt.
5. SC Paderborn 17 - 10 – 7 51:42 Tore + 9 61 Pkt.
Stimmen zur Relegation:
Norbert Meier: „Es geht ja nicht um Rehhagel gegen Meier. Es geht um ein herrliches sportliches Duell. Wir gehen mit viel Begeisterung, mit viel Lust in diese Spiele!“
Wolf Werner: „Das wird eine heiße Angelegenheit!“
Irgendwie sollten diese Worte nicht Schall und Rauch bleiben...