22.11.2006 | Verein

Die Gebrüder Gramminger feiern 80. Geburtstag

Die Zwillinge waren in den 50er für Fortuna am Ball

Ihren 80. Geburtstag feiern am heutigen Mittwoch die Zwillinge Karl und Martin Gramminger. Den älteren Fans der Rot-Weißen unvergessen schrieben die beiden in den 1950er Jahren Geschichte - als herausragende Sportler mit ausgesprochenem Torinstinkt.

Denkt man an ein Brüderpaar in Fortunas Vereinsgeschichte, so fallen heutzutage zumeist die Namen von Klaus und Thomas Allofs. Weniger geläufig ist mittlerweile, dass es schon vor knapp einem halben Jahrzehnt ein Fortuna-Duo mit gleichem Familiennamen gab, nämlich die Gebrüder Martin und Karl Gramminger. Das Zwillingspaar, das zwischen 1952 und 1958 für die Fortuna dem Ball hinterher jagte, kam immerhin auf über 300 Einsätze. Dass die beiden eine große Verstärkung für die Flingeraner waren, zeigt alleine schon ihre Torausbeute. Denn Martin vermochte in sechs Jahren 49 Tore zu schießen - und das als Abwehrspieler! Sein Bruder Karl konnte ihn sogar übertrumpfen und hatte nach ebenfalls sechs Jahren 81 Treffer für die Rot-Weißen erzielt.
Letzterer hatte das Fußballspielen in der Saison 1936/37 beim VfL Mannheim-Neckerau erlernt, wo er sämtliche Jugendauswahlmannschaften durchlief. Nachdem er nach Beendigung des Kriegs ein gutes Angebot der Firma Henkel erhalten hatte, zog es ihn ins Rheinland.
Sein Bruder Martin nahm einen ähnlichen Werdegang, fing ebenfalls beim Düsseldorfer Weltkonzern in Holthausen an, nahm aber den sportlichen Umweg über Köln, wo er beim FC für kurze Zeit kickte, bevor auch er auf die andere, die richtige Rheinseite wechselte.
Fortuna und die Grammingers - das war eine Erfolgsgeschichte für beide Seiten. "Jede Mannschaft hatte Angst zu uns nach Düsseldorf ins Rheinstadion zu kommen. Wir haben dort alle großen Mannschaften geschlagen", erinnert sich Karl Gramminger noch gern an die damalige Zeit zurück.
Nach seiner Zeit bei den Fortunen wechselte er für vier weitere Jahre nach Leverkusen, bevor er 1962 seine Fußballkarriere beendete. "Damals war der Beruf noch sehr viel wichtiger als Fußball. So kündigte ich bei Henkel, verließ das Rheinland und ließ mich im schwäbischen Nürtingen nieder, wo ich in den Familienbetrieb einstieg", schildert er seine persönliche Veränderung. Denn das Angebot, das Unternehmen der Schwiegereltern zu übernehmen, das sich mit der Herstellung von Reisverschlüssen befasst, war schlichtweg zu verlockend. Und auch heute noch, da er eigentlich längst das Rentnerleben in Muße genießen könnte, ist er täglich acht Stunden im Betrieb, um nach dem Rechten zu sehen. Vom Fußball kam er dennoch nicht los. Mehrere Jahre konnte er sich erfolgreich gegen die Versuche wehren, den ortsansässigen Verein in Nürtingen zu trainieren. "Doch die Verantwortlichen rannten mir fast die Tür ein und bedrängten mich solange, bis mir keine andere Wahl blieb, als zuzustimmen." Also gab Karl Gramminger zwischenzeitlich seine Erfahrungen für weitere drei Jahre an den Nachwuchs weiter. Sport bestimmte auch das weitere Leben des Brüderpaars, vor allem Tennis, wobei Karl sich überdies dem Laufen verschrieben hat. Martin, der mit Club-, Stadt-, und Niederrheinmeistertitel zeigte, dass er auch mit der kleinen Filzkugel bestens umgehen konnte, musste da in den letzten Jahren - unter dem Eindruck gesundheitlicher Probleme - leider vermehrt zurückstecken.
Die Tatsache, dass sich auch heute noch viele an sie erinnern und Autogramme wünschen, wundert die Zwillinge zwar ein wenig, erfüllt aber mit gewissem Stolz: "Vor allem Fans aus der ehemaligen Ostzone und aus Bayern rufen häufig an", meint Karl Gramminger, der offen zugibt, dass er gerne im Rheinland geblieben wäre. Dies tat sein Bruder Martin und ließ sich in Neuss nieder. Die räumliche Distanz hatte zur Folge, dass der Kontakt nicht mehr ganz so intensiv war - auch wenn man bis heute lange Telefonate führt. "Dies liegt nicht daran, dass wir uns nicht gut verstünden, aber die Entfernung zwischen Neuss und Nürtingen ist halt sehr groß", erklärt Martin Gramminger, der zwischenzeitlich auch den VfR Neuss trainierte. Dass sich seit ihrer aktiven Zeit einiges geändert hat, ist ihnen nicht entgangen. "Wir haben damals für 400 Mark im Monat Fußball gespielt. Ein lächerlich geringer Betrag, für den heute kein Profi mehr vor die Tür gehen würde", merkt Martin Gramminger an, den seinerzeit eine - für heutige Verhältnisse - geringfügige Vorteilsnahme die Karriere in der Nationalelf gekostet hatte. "Als ich noch in Köln spielte, unterstützte uns ein Wurstfabrikant finanziell. Zur damaligen Zeit durften wir also mit einem Mercedes fahren, der uns zur Verfügung gestellt wurde. Als Sepp Herberger dies sah, war er so enttäuscht, dass er mich nie wieder zum Training eingeladen hat", meint er - auch heute noch mit hörbarer Enttäuschung.
Aber selbst wenn es nie für die Karriere in der Nationalmannschaft reichte, können beide auf eine große Laufbahn bei Fortuna Düsseldorf zurückblicken. Und hier sind sie - eben wie die Allofs-Brüder - ein unvergessenes Paar geblieben. (tk)

 

Karl Gramminger
geboren: 22.11.1926
bei Fortuna: 1952-1958
Liga: Oberliga West
Spiele gesamt: 156
Tore: 81

Martin Gramminger
geboren: 22.11.1926
bei Fortuna: 1952-1958
Liga: Oberliga West
Spiele gesamt: 146
Tore: 49

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