„Wir freuen uns mit unseren Fans auf diese Begegnung“
Werner Spinner vom 1. FC Köln und Fortunas Vorstandsvorsitzender Peter Frymuth im Interview
Vor dem Derby gegen Düsseldorf sprechen FC-Präsident Werner Spinner und der Fortuna-Vorstandschef Peter Frymuth über die Aussichten und die Rivalität der rheinischen Clubs – und appellieren an die Vernunft aller Fans.
Herr Spinner, Herr Frymuth, der zweite Spieltag der Saison bringt gleich das Derby gegen Düsseldorf. Kribbelt es da schon?
Werner Spinner: Klar. Das ist ein besonderes Spiel, zumal es 14 Jahre gedauert hat, bis es wieder dazu kommen konnte. Wenn man bedenkt, was das Duell unserer rheinischen Traditionsclubs in den 70er oder 80er Jahren für ein Klassiker war, dann kann man sich doch nur freuen. Unser Stadion wird ausverkauft sein, die Fans beider Clubs sind elektrisiert.
Peter Frymuth: Wir freuen uns natürlich gemeinsam mit unseren Fans auf diese Begegnung, die seit 14 Jahren nicht im Spielplan der Bundesligen aufgetaucht ist. Es ist doch keine Frage, dass es sich dabei um das klassische Nachbarschaftsderby am Rhein handelt. Da sind Emotion und Leidenschaft garantiert – Eigenschaften, die den Fußball doch so reizvoll machen.
Wurden von den Clubs Maßnahmen ergriffen, um das friedliche Fußballfest zu garantieren, auf das wir alle hoffen?
Werner Spinner: Wir tun alles, was in unserer Macht steht, wirklich alles. Wir sind in enger Kommunikation mit unserer aktiven Fanszene und sind begeistert über die Art, wie sie sich in der vergangenen Saison im Stadion verhalten hat und sind sicher, dass sie uns auch in dieser Saison unterstützen – und zwar ohne Gesetze zu brechen. Davon abgesehen arbeiten die Fanbeauftragten eng zusammen, wir stimmen uns mit der Polizei ab, wir waren extra zu einer Informationsveranstaltung mit Fortuna-Fans in Düsseldorf . Was man leider trotz allem nie ausschließen kann, ist, dass sich ein paar Idioten irgendwo auf dem Weg zum Stadion oder davon weg verabreden und prügeln wollen. Diese Leute müssen wissen, dass sie nichts, aber auch gar nichts, mit Fußball zu tun haben oder mit den Clubs, die sie vorgeblich so lieben. Denn sie schaden den Clubs. Sie schaden unserem Ansehen übrigens auch bei all den Bürgern unserer Stadt, die sich gar nicht für Fußball interessieren, sondern einfach an diesem Sonntag unterwegs sind und sagen: „Guckt mal, diese Fußballfans schon wieder!“ Daher appelliere ich an alle Fans, sich von solchen Dingen klar zu distanzieren.
Peter Frymuth: Fußball ist eine über alle Maßen begeisterungswürdige Sportart. Die gesunde Rivalität, die gerade zwischen den beiden Metropolen am Rhein existiert – der Karneval sei da mal als Beispiel angeführt – ist doch immer wieder erfrischend. Frotzeleien, solange sie nicht unter die Gürtellinie gehen oder anderweitig ausarten, sind doch die Faktoren, die zu einem gewissen Spaß beitragen. Anders ausgedrückt: Wäre es nicht wesentlich langweiliger, wenn die Kölner nicht die Düsseldorfer und die Düsseldorfer nicht die Kölner hätten? Dies weiß unsere Anhängerschaft zu schätzen, auch wenn dieses Spiel sicherlich nicht mit anderen Begegnungen zu vergleichen ist. Aber nicht zuletzt durch einen intensiven Dialog haben sich unsere Fans in den vergangenen Jahren und insbesondere der zurückliegenden Erstliga-Saison durch eine herausragende Unterstützung unserer Mannschaft ausgezeichnet. Sie lieben den Fußball, distanzieren sich – ebenso wie wir als die Verantwortlichen – von jeder Form von Gewalt, Rassismus oder Diskriminierung. Wir werden mit allen zu Gebote stehenden Mitteln gegen diejenigen vorgehen, die glauben, sich außerhalb der Norm bewegen zu müssen. Der Sport steht im Vordergrund, denn ohne ihn gäbe es ein solch tolles Aufeinandertreffen doch gar nicht.
Zurück zum Sport. Was halten Sie von der Fortuna, Herr Spinner?
Werner Spinner: Bei aller Rivalität freue ich mich, dass Düsseldorf sich wieder hochgearbeitet hat und sich seriös neu aufgestellt hat. Wir wollen sie natürlich am Sonntag schlagen, und am besten auch im Rückspiel. Aber davon abgesehen hätte ich nichts dagegen, wenn wir in der nächsten Saison wieder zwei Derbys gegen Düsseldorf hätten. Nur eine Liga höher.
Und umgekehrt, Herr Frymuth?
Peter Frymuth: Der FC ist einer der Vereine in Deutschland, der ebenfalls über eine lange Tradition verfügt und auf große Erfolge zurückblicken kann. Wir werden auf einen Gegner treffen, der sich für die neue Saison gut aufgestellt hat und mit dem Ziel antritt aufzusteigen. Ich bin mir sicher, dass dieses Spiel für sehr große Begeisterung sorgen und bundesweit eine hohe Aufmerksamkeit erfahren wird.
Was erwarten Sie für das Spiel, aus Ihrer jeweiligen Sicht?
Peter Frymuth: Trotz des Abstiegs kennt sich ein Großteil unseres Teams. Bei den Verstärkungen wurde bewusst darauf geachtet, dass die sportlichen als auch die menschlichen Eigenschaften stimmen, damit hier wieder ein Team zusammenwächst, das Großes auf dem Platz umzusetzen vermag. Den FC sehe ich neben dem 1. FC Kaiserslautern als Top-Kandidat für den Aufstieg. Trotzdem oder auch gerade deshalb wollen wir natürlich nicht mit „leeren Händen“ nach dem Spiel nach Hause fahren.
Werner Spinner: Fortuna ist in dieser Saison ein starker Gegner, die Mannschaft ist vielleicht sogar nicht schlechter als die, die im Vorjahr unglücklich abgestiegen ist. Aber auch wir haben ein gutes Team beisammen, das mir in der Vorbereitung und in Dresden gut gefallen hat. Die Jungs sind absolut heiß darauf, endlich vor ihren Fans im eigenen Stadion aufzutreten. Deshalb glaube ich fest an einen Sieg. Auch wenn es knapp wird.
Wir danken Ihnen für dieses Gespräch und wünschen ein packendes und sportlich-faires Spiel am kommenden Sonntag!