Aufsteiger und Identifikationsfigur
Waldemar Gerhardt wird 75 Jahre jung
Die Fortuna gratuliert herzlichst einem verdienstvollen Spieler, der heute sein 75. Lebensjahr vollendet: Waldemar Gerhardt, Mitglied des Teams der Fortuna, das im Jahr 1966 den ersten Aufstieg in die 1963 gegründete Bundesliga schaffte. Auch wenn Gerhardt lange Zeit für die „Knappen“ aus Gelsenkirchen vor den Ball trat, konnte er sich nach seinem Wechsel in die Landeshauptstadt schnell mit der Mentalität der Rheinländer anfreunden - und ist der Fortuna seither eng verbunden.
Seine Zielstrebigkeit zeichnete ihn sowohl in seiner aktiven Zeit als Fußballprofi als auch später im Berufsleben aus. Waldemar Gerhardt, der heute wie damals von seinen Mannschaftskollegen nur „Waldi“ genannt wird, hatte vor bald 50 Jahren einen erheblichen Anteil am ersten Aufstieg der Flingeraner in die Bundesliga. Er galt als Flügelflitzer mit ausgeprägtem Torinstinkt, der allerdings erst im zweiten Anlauf seine für die Fortuna so wertvollen Dienste unter Beweis zu stellen vermochte. Denn der Wechsel an den Rhein verlief nicht ganz ohne Hindernisse. Als er zur Saison 1965/66 nach Flingern kam und in der der Regionalliga West spielte, die der heutigen zweiten Liga entspricht, hatte der Stürmer gleichzeitig auch Angebote aus der Ersten Liga. Eines davon kam aus dem Süden der Republik und so war Gerhardt eigentlich gerade schon auf dem Weg nach München zum FC Bayern, um dort einen Vertrag zu unterschreiben.
Doch der ehemalige Fortuna-Verantwortliche Heinz Hahn wusste ihn gerade noch rechtzeitig am Frankfurter Flughafen abzufangen. Gerhardt weiß noch genau: „Die Fortuna wollte mich unbedingt haben, da haben sie sich bei meinen Eltern erkundigt, wo ich mich momentan aufhalte.“ Hahn gelang es tatsächlich, den beidfüßigen Goalgetter von den Vorteilen in Düsseldorf zu überzeugen, so dass Gerhardt umdrehte und fortan das Logo mit dem F95 auf der Brust trug. Im Nachhinein gibt Gerhardt zu, dass auch sein Wunsch, einem Beruf als Sportlehrer nachgehen zu wollen, von entscheidender Bedeutung war. Schließlich war diese Doppelbelastung in Liga zwei eher umzusetzen. Da wusste er jedoch noch nicht, dass er mit der Fortuna ein Jahr später ebenfalls auf Erstliganiveau antreten würde…
Dort, im Oberhaus des deutschen Fußballs, hatte Gerhardt jedoch auch schon vor seiner Zeit in Düsseldorf gespielt. Der gebürtige Gelsenkirchener durchlief sämtliche Jugendmannschaften des FC Schalke 04 und war im Gründungsjahr der Bundesliga bei den Senioren schließlich Stammspieler. Dass Waldemar Gerhardt schon als kleiner Junge vom Fußball begeistert war, lag auch in seiner Heimat begründet: Denn der am 6. Januar 1939 geborene Jubilar lebte mit seiner Familie nur einen Steinwurf von der Schalker Glückauf-Kampfbahn entfernt. „Der Weg zu den Königsblauen war so eigentlich vorprogrammiert“, gesteht Gerhardt. Im jungen Alter von acht Jahren begann er dann das Kicken bei den „Knappen“. Dass die Fortuna nur ein Jahr in der Beletage des deutschen Fußballs verblieb, konnte auch Gerhardt nicht verhindern - trotz zwölf Treffern, mit der er der treffsicherste Torschütze der Mannschaft war. Gerhardt über das einjährige Gastspiel in der Bundesliga: „Es war sehr bedauerlich, dass wir die Liga wieder verlassen mussten – obwohl wir einen guten Start hatten. Aber uns war von vornherein klar, dass es nur um den Klassenerhalt gehen würde. Letztlich war unser Kader wohl nicht stark genug besetzt.“
Neben seiner Karriere als Fußballprofi war Waldemar Gerhardt immer darauf bedacht, einen „ordentlichen Beruf“, nämlich als Sportlehrer, nicht aus den Augen zu verlieren. So unterrichtete er schließlich sein Fach an der Katholischen Hauptschule Itterstraße in Holthausen. Nach seiner Karriere, die er aus freien Stücken beendete, blieb er seiner Wahlheimat treu. Dabei konnte er so ganz ohne den Fußball doch nicht auskommen und schickte sich an, einige Amateurmannschaften in der Umgebung zu trainieren. Überdies war er zwei Jahrzehnte im Lehrstab des Fußballverbandes Niederrhein und leitete dort die Jugendtrainerausbildung. „Es hat mir eine Menge Spaß gemacht, junge Leute zu trainieren und meine Erfahrungen weiterzugeben. Doch leider hat es immer mehr Zeit in Anspruch genommen, die mir irgendwann nicht mehr zur Verfügung stand“, so der 75-Jährige.
Heute ist Waldemar Gerhardt zufriedener Pensionär, der den Fußball und vor allem seine Fortuna nie aus den Augen verloren hat. Wie sieht er als Ex-Profi den Fußball von heute? „Das Spiel ist sicherlich viel schneller und athletischer geworden, was den Spielern bei der enormen Geschwindigkeit mehr Technik abverlangt. Wenn man dann sieht, was Leute wie Ribéry oder Robben im Höchsttempo machen, dann ist das schon beeindruckend. Allerdings besteht bei manch einem Fußballer auch Nachholbedarf. Das war früher anders, weil es eben mehr auf die Technik ankam. Durch das etwas langsamere Spiel kam dies besser zum Ausdruck.“
Er interessiert sich weiterhin sehr stark für den Amateurfußball in und um Düsseldorf, besucht Spiele der Fortuna und verfolgt ständig die Ergebnisse und die Tabelle der Rot-Weißen. Zudem lässt er sich es nicht nehmen, regelmäßig den Montagsclub zu besuchen, wo er sich mit vielen anderen ehemaligen Fortunen trifft. Alte Liebe rostet eben nicht.
Die ganze Familie der Fortuna gratuliert „Waldi“ Gerhardt zu seinem heutigen Ehrentag und wünscht ihm noch viele freudvolle Jahre bei bester Gesundheit.