Das stimmt so natürlich nicht ganz. Immerhin standen im Kader des FC Bayern zahlreiche Spieler, die ein Jahr zuvor im eigenen Land Fußball-Weltmeister geworden waren. Spieler wie Franz Beckenbauer, Sepp Maier, Gerd Müller, Georg „Katsche“ Schwarzenbeck, Kalle Rummenigge, Uli Hoeneß, Jupp Kapellmann, Bernd Dürnberger, Rainer Zobel oder Franz „Bulle“ Roth standen damals wie heute für echte Qualität im Fußball. Aber irgendwie lief es in jener Saison bei den „Roten“ nicht rund. In der Winterpause wurde Trainer-Legende Udo Lattek durch Dettmar Cramer ersetzt. Zwar konnte die Bundesliga-Saison nicht mehr gerettet werden, doch rund anderthalb Wochen vor diesem rot-weißen Duell konnten die Münchener ihren Titel im Europapokal der Landesmeister (2:0 gegen Leeds United) verteidigen. Aber auch die Fortuna hatte schließlich einen Weltmeister in ihren Reihen: Dieter Herzog. Zu Saisonbeginn hatte er im Rheinstadion in einem Cabrio eine Ehrenrunde gedreht, und in dieser Begegnung sollte er mit einer blitzschnellen Drehung noch von sich reden machen...

Nach ruhigem Beginn nimmt das Torfestival seinen Lauf
Fast eine halbe Stunde war gespielt, da sah es überhaupt noch nicht nach einem Fußball-Spektakel im Rheinstadion aus. Dann brachte Jupp Kapellmann die Bayern mit 1:0 in Führung. Die Düsseldorfer Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Wolfgang Seel traf mit einem sehenswerten Weitschuss in den rechten Torwinkel zum 1:1-Ausgleich. Wenig später schlug die Stunde vom „Bomber der Nation“. Binnen 120 Sekunden erzielte Gerd Müller einen Doppelpack. Im Gegenzug traf Libero Werner „Timo“ Kriegler per Kopf zum 2:3, doch noch vor dem Halbzeitpfiff stellte erneut Müller mit seinem Hattrick den alten 2-Tore-Vorsprung für die Gäste wieder her.

3 Tore in 7 Minuten
Im zweiten Durchgang sahen die Zuschauer eine wie entfesselt aufspielende Fortuna, für die Reiner Geye mit einem gekonnten Schuss aus der Drehung auf 3:4 verkürzte. Damit nicht genug. Wieder dauerte es nur wenige Zeigerumdrehungen, ehe der mitaufgerückte „Eisenfuß“ Heiner Baltes aus vollem Lauf zum Ausgleich und kurz darauf Dieter Brei per Weitschuss sogar zur 5:4-Führung trafen! Aber die Gäste gaben sich nicht so schnell geschlagen. Der Schwede Conny Torstensson erzielte eines seiner wenigen Tore im Bayern-Trikot zum zwischenzeitlichen 5:5, das erneut nicht lange Bestand hatte. Den Schlusspunkt setzte dann Fortunas Weltmeister von 1974. Nach einer Hereingabe von der rechten Seite von Egon Köhnen setzte Dieter Herzog zum Seitfallzieher aus der Drehung an und überwand Bayern-Torhüter Sepp Maier zum 6:5-Siegtreffer! Das Spiel war gedreht und der Jubel auf den Rängen kannte keine Grenzen.

Die Saison 1974/75 in der Zusammenfassung
Eine Woche später endete für die 95er nach einem 3:2-Auswärtssieg bei den Offenbacher Kickers eine unruhige Saison zumindest noch halbwegs versöhnlich (12. Platz), obwohl die Rot-Weißen erstmals seit drei Jahren wieder eine Spielzeit mit einem negativen Tor- und Punkteverhältnis abschlossen. Allerdings durften sich die Anhänger auch nach dem 2. Spieltag und dem 5:2-Sieg bei RW Essen über die erste Bundesliga-Tabellenführung in der Vereinsgeschichte freuen. Und aus dem Jugendbereich kam ein gewisser Klaus Allofs in die Erste Mannschaft, der in der Folge und das noch bis heute im Fußball-Geschäft als Spieler und Manager erfolgreich war und ist.

Aufstellung Fortuna:
Kurt Büns – Heiner Baltes, Werner Kriegler, Fred Hesse (85. Peter Biesenkamp), Peter Czernotzky, Egon Köhnen, Gerd Zimmermann, Dieter Brei, Reiner Geye, Wolfgang Seel, Dieter Herzog. Trainer: Manfred Krafft.

Schiedsrichter: Walter Horstmann (Hildesheim)
Zuschauer: 32.000
Tore:
0-1 (29.): Kapellmann
1-1 (35.): Seel
1-2 (38.): Müller
1-3 (40.): Müller
2-3 (41.): Kriegler
2-4 (42.): Müller
3-4 (56.): Geye
4-4 (59.): Baltes
5-4 (63.): Brei
5-5 (69.): Torstensson
6-5 (72.): Herzog