14.07.2015 | 2. Mannschaft

Rot-weiße Trainingsnomaden

Neues aus Fernost - Teil zwei

Hatte sich das Wetter am Ankunftstag der Zwoten in Seoul noch nebelig, verregnet und mit einem schweißtreibenden Waschküchenklima präsentiert, so zeigte es sich am ersten Trainingstag von seiner sonnigen Seite. Sehr heiß war es vor allem am Vormittag, dafür aber konnte das Training am Nachmittag bei einem leichten kühlen Wind unter nahezu perfekten Bedingungen stattfinden.

Nach dem Frühstück im Hotel, dessen umfangreiches Angebot die gesamte Palette der asiatischen, kontinentalen und britischen Essgewohnheiten abdeckt, ging es mit dem Bus zum ersten Trainingsort. Die Zwote hat keinen festen Traininsplatz, sondern pendelt in den kommenden Tagen zwischen verschiedenen Stadien innerhalb der näheren Umgebung von Seoul. Die erste Station für das Vormittagstraining war das Goyang Stadium, in dem die Fortunen auch gegen den dort ansässigen Goyang Hi FC spielen werden. Die Wege in einer Metropole wie der Hauptstadt von Südkorea können lang sein, und wenn dann noch der morgendliche Berufsverkehr einsetzt, auch mal noch länger. Herr Sung erklärte, es würden jeden Morgen und Abend rund vier Millionen Pkw allein nur im Stadtgebiet zirkulieren, und man verfahre allgemein nach dem Gelassenheitsprinzip, nicht den Farben der Ampeln, sondern dem allgemeinen Verkehrsfluss zu folgen.

Nach einer einstündigen Fahrt stand bei brütender Hitze eine erste intensive Übungseinheit von rund zwei Stunden auf dem Programm, die mit einem Trainigsspiel endete. Da eine Rückreise zum Hotel vor der Anfahrt für das Nachmittagstraining zum Stadion des Anyang FC, dem ersten Gegner der Zwoten am kommenden Donnerstag, zeitlich zu knapp war, kehrte das Team auf Einladung der Gastgeber in ein nach dem Buffet-Prinzip organisiertes Restaurant ein, dass sich, wie die großen Anzahl von anderen Gästen vermuten lässt, bei den in der Umgebung arbeitenden Menschen einer großen Beliebetheit als Ort für die Mittagspause erfreut. Ein positiver Aspekt dieser wechselnden Trainingsorte ist, dass sich die Fortunen in direktem Kontakt mit dem Alltagsleben der Seouler bewegen und somit viele interessante Einblicke abseits von Touristenpfaden gewinnen können.

Da die ebenfalls etwa einstündige Busfahrt nach Ayang über weite Strecken entlang des träge strömenden Flusses Han über die Autobahn führte, die sich nicht wesentlich von Autobahnen in anderen Teilen der Welt unterscheidet, machte sich beim Großteil der Businsassen nochmals der latent weiterhin vorhandene Jet Lag bemerkbar und verwandelte den Bus in eine rollende Power-Nap- und Verdauungsschlafstation. Im Anyang-Stadion angekommen waren aber alle wieder hellwach, und es folgte eine zweite intensive Trainingseinheit. Nach einer Rückfahrt durch den geschäftigen Feierabendverkehr, die aber abwechslungsreich wie eine Sightseeing-Tour war, erreichte das Team nach einem ersten ereignisreichen Tag schließlich um 20.30 Uhr wieder das Hotel.

Die Sponsoren erweisen sich als hervorragende Gastgeber, die sich, vom energiegeladenen Manager Jung. C. Yoon, der für die Organisation des Ablaufs eigens aus Nordamerika angereist ist, über den Dolmetscher Seo und den aus Deutschland mitgereisten Kordinator Sung bis hin zu den vielen teilweise unsichtbaren Helfern, unermüdlich darum bemühen, dass es den Fortunen an nichts fehlt. Die anfängliche Nervosität auf beiden Seiten, in der neuen und ungewohnten Situation alles richtig zu machen,  ist in kürzester Zeit einer herzlichen und entspannten Zusammenarbeit gewichen. Dass der Besuch der Zwoten für die Gastgeber und das Fußballumfeld in Seoul einen hohen Stellenwert hat, kann man daran erkennen, dass ein Sportjournalist der „Chosun“, der größten Tageszeitung von Südkorea, am Rande des Morgentrainings ein Interview mit Markus Hirte, NLZ-Leiter und Chef der Mission, sowie Oliver Pagé führte. Hier merkte Hirte an, dass es im Sinne der Völkerverständigung nahezu perfekt sei, dass Koreaner und Deutsche gemeinsam ein Hilfsprojekt für Waisenkinder in Tansania unterstützen. Bemerkenswert auch, dass die große Avenue, die zum Stadion in Anyang führt, anlässlich des Spiels am kommenden Donnerstag mit koreanischen und deutschen Fahnen geschmückt ist. Außerdem weisen Plakate und Banner auf das Ereignis hin, und es ist ein schöner Anblick, das F95-Logo in den Straßen einer pulsierenden, modernen Metropole am anderen Ende der Welt zu sehen. Die nächsten Tage werden die Trainingsnomaden aus Düsseldorf noch in weitere Stadien rund um Seoul führen. Cheftrainer Taskin Aksoy äußerte sich zufrieden über den ersten Trainingstag: „Die Bedingungen sind sehr gut. Es fehlt uns an nichts und die Rasen sind in einem sehr guten und gepflegten Zustand. Die Busreisen sind vielleicht ein wenig anstrengend, aber dafür bewegen wir uns hier mitten im Leben.“

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