14.01.2016 | Verein

Ab auf die Insel… again!

Fan-Freundschaft zu Ipswich Town feiert ihr 10-jähriges Jubiläum – Interview mit Initiator Ulli Münsterberg

Die Idee entstand im „DiFo“, dem Diskussionsforum oder 95er-Forum im Internet, in dem so ziemlich alles rund um die Fortuna im Speziellen und den Fußball im Allgemeinen besprochen wird. Innerhalb kurzer Zeit fanden sich einige Fortunen zusammen, die nicht nur ihre Liebe zu den Rot-Weißen teilten, sondern auch zum englischen Fußball. Aus einer fixen Idee wurde eine Tour. Im Januar 2006 fuhren 95 (!) Rot-Weiße nach England, um sich ein Heimspiel der „Tractor Boys“ anzuschauen. An diesem Wochenende ist es wieder soweit. Dann geht’s erneut auf die Insel.

Wenn man sich eine Farbkombination für diese auf den ersten Blick ungewöhnliche Fanfreundschaft ausdenken müsste, so würde die Wahl unweigerlich auf blau-weiß-rot fallen. Damit sind die Vereinsfarben beider Klubs bestens umrissen: Ipswich Town Football Club und Fortuna Düsseldorf. Seit zehn Jahren besuchen sich mittlerweile die Anhänger beider Traditionsvereine gegenseitig - stets verbunden mit der Visite eines Pflichtspiels im jeweiligen Stadion (ground).
Initiator ist Ulli Münsterberg. Er selbst ist eingefleischter Fortune und aufgrund familiärer Verbindungen nach Irland ohnehin dem Fußball dort verbunden. So wurde er zum Gründer der Verbindung „Fortuna Blues LTD“. Im Interview spricht er über die Entstehung, außergewöhnliche Ereignisse, Radio-Interviews bei der BBC sowie die stetig wachsende Freundschaft zwischen den Fußballfans aus dem Rheinland und der englischen Grafschaft Suffolk im Südosten Englands.

Herr Münsterberg, wie kam es zu dem Motto: „DiFo meets United Kingdom“, das nun seinen 10. Geburtstag feiert?
„Eigentlich hat es sogar schon früher begonnen. Richtig angefangen haben wir nämlich im Dezember 2004, als wir mit über 40 Leuten zum Fußball nach England gefahren sind - genauer gesagt in den Westen Londons zum FC Brentford, der damals in der dritten englischen Liga gespielt hat.“

Warum ging es in die Niederungen des englischen Fußballs und nicht in die Premier League, die weltweiten Ruhm genießt?
„Wir hatten uns bewusst für diesen Klub entschieden, weil wir eben nicht in die höherklassigen Ligen wollten, zum Beispiel nach Chelsea, Manchester oder Arsenal, weil uns das alles zu kommerziell geworden ist. Wir wollten puren englischen Fußball ganz old school erleben! Über das Internet entstand schnell der Kontakt zum Fan-Forum des FC Brentford. Die waren ganz begeistert, haben sofort die BBC eingeschaltet und uns zu einem Interview eingeladen. Das war für die so, als ob sie Besuch vom Mars bekommen würden!“

Es blieb allerdings bei dieser einen Begegnung. Warum?
„Es war einfach so, dass wir danach keine gemeinsamen Termine mehr hinbekommen haben. Daraufhin habe ich mich auf die Suche begeben. Dabei bin ich auf den Ipswich Town FC gestoßen, der eine ähnliche Europapokalgeschichte wie die Fortuna hat. Denn in der Saison 1978/79, als wir im Endspiel in Basel knapp gegen den FC Barcelona verloren haben, sind die Blues zuvor im Viertelfinale ganz knapp an den Katalanen gescheitert! Außerdem haben sie mit der Portman Road noch ein klassisches Fußballstadion. Es passte also alles zusammen!“

Wie war der Empfang in Ipswich?
„Der Empfang in Brentford war schon sehr herzlich. Aber in Ipswich wurden wir direkt in eine Kneipe am Stadion eingeladen und nach unserem ersten Spiel, bei dem über 90 Fortunen waren, die die Tractor Boys lautstark unterstützt hatten, haben sich geschätzte 5.000 Engländer zu uns gewendet und uns standing ovations gegeben. Das war Gänsehaut pur.“

Im Laufe der Jahre dürfte sich manch schöne Geschichte und Anekdote ereignet haben?
„Oh ja. Meines Wissens nach gibt es mindestens zwei Engländer, die bei einem der Gegenbesuche hier in Düsseldorf zwei Frauen kennengelernt, sich in sie verliebt haben, hierhergezogen sind und geheiratet haben!
Außerdem gibt es ein Ehepaar, zwei heißglühende Anhänger vom ITFC, Paul und Helen Allison, die ebenfalls Saisondauerkarten für die Fortuna haben! Wie die das terminlich hinbekommen, ist mir ein Rätsel (lacht).
Und vor zwei Jahren hat uns ja unsere Legende Egon Köhnen begleitet, mit dem wir dann nochmals zu einem Interview bei der BBC eingeladen wurden – in die Sendung ‚Life`s a Pitch‘.“

Die Saisoneröffnung im Sommer 2015 mit dem Testspiel gegen Ipswich Town dürfte somit der Höhepunkt dieser engen Fanfreundschaft gewesen sein?
„Das war es auf jeden Fall! Ich hatte schon mit vielen Engländern gerechnet, aber dass wirklich über 600 Anhänger der Blues kommen würden, war schon toll. Da ich an dem Wochenende der offizielle Betreuer des FC Ipswich war, habe ich erst später von den vielen Freundschaften erfahren, die sich rund um das Spiel und nachher auf der Party im Stahlwerk ergeben haben. Es hat auch schon zahlreiche Besuche untereinander gegeben, so dass echte Freundschaften entstanden sind.“

Wobei es sich aber nicht um eine offizielle Fanfreundschaft beider Vereine handelt, wie es sie andernorts vielfach gibt?
„Nein. Es muss klargestellt werden, dass wir uns nicht anmaßen und über den Kopf anderer Gruppierungen und Interessen bestimmen wollen, dass es sich dabei um eine offizielle Fanfreundschaft handelt. Es gibt schließlich noch andere Verbindungen nach England, Spanien oder bekanntlich auch zum FC Erzgebirge Aue, sodass wir uns nur als ein Teil dieser Freundschaften sehen.“

Wie läuft denn die diesjährige Tour ab, die am Freitagabend startet?
Wir fahren gegen 22 Uhr mit dem Bus los und setzen dann mit der Fähre über. Wir haben uns ganz bewusst gegen eine Tunnelquerung entschieden, weil man sich so während der Überfahrt besser unterhalten kann. Vor dem Spiel treffen sich die Fans beider Vereine im Pub „Drum & Monkey“. Dann folgt am Nachmittag das Match gegen Preston North End (erster englischer Fußball-Meister 1889). Im Stadion versuchen wir - etwa 100 Fortunen werden dabei sein - die englischen Lieder mitzusingen, ab und zu mal unterbrochen von einem ‚95 Olé‘ oder Fortuna-Liedern, zumal die meisten von uns in rot-weißen F95-Trikots, Schals etc. anreisen. Aber in der Regel hängen wir uns da dran. Allerdings sind auch schon einige T-Shirts zu der Freundschaft entstanden, wobei uns da beide Vereine großartig unterstützt haben. Am frühen Abend treten wir die Rückreise an, so dass wir am Sonntagmorgen wieder in Düsseldorf sind.“

Eine 36 Stunden-Tour für 90 Minuten Fußball - viel Spaß und vielen Dank für das Gespräch!

bundesliga.de

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