„Stolz, dass wir ein Traditionsverein sind und bleiben“
Die Berichte des Vorstands und Aufsichtsrats auf der Mitgliederversammlung
Die Mitgliederversammlung wird traditionell auch dafür genutzt, ein Resümee des zurückliegenden Geschäftsjahres zu ziehen, gleichermaßen aber auch nach vorne zu blicken. Dies taten auch die Vorstandsmitglieder Robert Schäfer und Paul Jäger sowie der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Reinhold Ernst in ihren Berichten. Alle drei Redner gingen dabei vor allem auf den Kraftakt ein, der Fortuna in den vergangenen Monaten neue Identität zu verleihen.
Den Anfang machte Vorstandsvorsitzender Robert Schäfer mit dem Bericht seines Gremiums. „Wir haben heute Mitglieder für 60 Jahre Mitgliedschaft geehrt – das finde ich beeindruckend und beispielhaft“, begann Schäfer seine Rede. „Diese Treue zum Verein zeigt, dass Sie, liebe Mitglieder, nicht nur das wichtigste Organ sind, sondern auch die Basis für alles, was wir tun. Unser Traditionsverein lebt vom Austausch.“ Dies sei eine wichtige Charaktereigenschaft des Clubs. „Ein Investor würde diesen Charakter gefährden, weil er versuchen würde, seine eigenen Interessen durchzusetzen. Deshalb können wir froh und stolz sein, dass wir ein Traditionsverein sind und bleiben.“
Doch die Fortuna ist im Profifußball einem großen Konkurrenzkampf ausgesetzt, wie es Schäfer in seinem Vortrag aufgriff: „Wir müssen uns dem Wettbewerb stellen, um gegen andere Vereine erfolgreich zu sein. Hierbei müssen wir auch Möglichkeiten finden – Gremien, Mitglieder und Mitarbeiter müssen in vielen Bereichen kreativ sein. Außerdem wünsche ich mir, dass wir stets einen offenen Dialog führen und Aufgaben und Probleme aktiv angehen.“ Der Vorstandsvorsitzende sieht vor allem in der Heimat große Stärken: „Wir müssen die Stadt und die Menschen hier mitnehmen und für die Fortuna begeistern. Egal, ob Jung und Alt, alle Gruppen sind für uns wichtig. Ein gutes Beispiel ist die japanische Gemeinde, in der wir unsere Bemühungen weiter intensivieren. Diese waren auch in den letzten Monaten wieder erfolgreich. Schließlich konnten wir Nissan und Toyo Tires als neue Partner gewinnen.“
Aus zahlreichen Gesprächen, die er nach seinem Amtsantritt geführt hat, habe er mitgenommen, dass die Identifikation mit Verein und Mannschaft in der Vergangenheit immer mehr abgenommen habe. „Der Aufsichtsrat hat das erkannt und gehandelt, um wieder eine neue Bindung herzustellen“, lobte Schäfer das Kontrollgremium. „Ohnehin ist die Unterstützung des Aufsichtsrats hervorragend. Er kontrolliert uns, bringt sich aber auch immer wieder mit eigenen Ideen ein. Für die gute Zusammenarbeit möchte ich mich an dieser Stelle bedanken.“
Dann übergab er das Wort an Paul Jäger, der das Geschäftsjahr aus finanzieller Sicht bilanzierte. In der Kurzbilanz präsentierte er ein Minus von 1,88 Millionen Euro. „Dennoch haben wir nach wie vor ein positives Vereinsvermögen von über 4 Millionen Euro. Wir sind also weiterhin ein wirtschaftlich gesunder Verein“, erklärte der Vorstand Finanzen. Mit Blick auf die weiteren Zahlen, die er für das Jahr 2015/16 vortrug, stellte er fest: „Sportlicher Misserfolg wirkt sich auf diese Zahlen aus.“ Dabei sei allen voran das Fernsehgeld zu nennen. „Auf der Geldrangliste sind wir auf Rang zehn abgerutscht, das bedeutet, dass wir 1,7 Millionen Euro weniger TV-Erträge erhalten als im Vorjahr.“
So machten die Verantwortlichen nach der vergangenen Saison das einzig Richtige: „Wir haben sportlich und finanziell einen Schlussstrich gezogen.“ Über das schlechte Abschneiden in der vergangenen Saison ärgerte sich Jäger auch noch aus einem anderen Grund: „Alles Schöne, was wir wieder einmal geleistet haben, wurde dadurch in den Schatten gestellt. Wir haben erneut den Fortuna Renntag durchgeführt und waren im Düsseldorfer Karneval vertreten. Zum ersten Mal gab es eine eigene Party, die ein Riesenerfolg war. Auch im sozialen Bereich haben wir einmal mehr viele Projekte unterstützt. Die gelungenste Aktion war ‚Düsseldorf setzt ein Zeichen‘, die wir im Heimspiel gegen Braunschweig montagabends sogar auf dem Trikot hatten. Herzlichen Dank an unseren Haupt- und Trikotsponsor otelo, der für den Abend auf die Brustwerbung verzichtet hat.“
Dann übernahm erneut sein Vorstandskollege Robert Schäfer das Wort. „Wir haben intensive Monate des Umbaus hinter uns. Wir hatten dabei immer im Kopf, dass wir wieder Identifikation mit dem Verein und unserer Mannschaft herstellen. Dies war auch der maßgebliche Leitfaden der Zusammenstellung unserer Mannschaft. Verdiente Spieler sind wieder Stützen unseres Teams, dazu haben wir in diesem Jahr sechs Spieler aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum eingebaut und Talente gewinnen können, die schon bei ihren vorherigen Vereinen ihr Können unter Beweis gestellt haben. Außerdem bin ich glücklich, dass wir dank unserer neu formierten Scoutingabteilung Rouwen Hennings für uns gewinnen konnten.“ Dieser erhielt von den anwesenden Mitgliedern einen ähnlich großen Applaus wie Cheftrainer Friedhelm Funkel. „Ihm und seinem Trainerteam möchte ich ausdrücklich danken. Friedhelm Funkel hat uns in der schwierigen Schlussphase der letzten Saison viel Hoffnung und der Mannschaft Halt gegeben. Außerdem hat er sich, obwohl noch nicht endgültig geklärt war, ob er auch über den Sommer hinaus bleibt, schon am Aufbau beteiligt. Er hat also seine eigenen Interessen zurück- und die Fortuna vorangestellt“, betonte der Vorstandsvorsitzende, um direkt danach die Wichtigkeit des eigenen Nachwuchsleistungszentrums zu skizzieren: „Wir haben das NLZ gestärkt: Personell, indem wir Frank Schaefer für uns gewonnen haben. Er geht seine Arbeit bisher mit unheimlich viel Schwung und Engagement an. Und, was die Infrastruktur angeht. Wir haben uns Architektenentwürfe präsentieren lassen und hierzu bereits Nachbesprechungen geführt. Ich rechne mit dem Abschluss der Planung und der Finanzierung bis zum Ende dieser Saison.“
Abschließend ging Schäfer noch einmal auf den sportlichen Ist-Zustand ein: „Die Niederlage in Hannover haben unsere Fans mit Ironie und Witz ertragen. Aber das Entscheidende ist, dass sie diese richtig eingeordnet und die Mannschaft weiter unterstützt haben.“ Was die richtige Reaktion der Mannschaft zur Folge hatte: „Wir sind stolz auf unser Team. Nicht wegen des Sieges in Berlin, sondern wegen des großen Einsatzes, den es gezeigt hat. Den gleichen Einsatz zeigen unsere Mitarbeiter tagtäglich auf der Geschäftsstelle. Wenn wir so zusammenstehen, werden wir die anstehenden Aufgaben meistern und unsere Ziele erreichen.“
Nachdem der Applaus für den Bericht des Vorstandes abgeebbt war, übernahm der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Reinhold Ernst wieder das Wort und trug den Bericht seines Gremiums vor: „Seit dem Pokalaus in Offenbach in der Bundesliga-Saison ging es sportlich immer weiter bergab. Nach den Ursachen dafür haben wir uns in den letzten Monaten gefragt. Auch wir als Aufsichtsrat müssen dafür Verantwortung übernehmen.“ Im weiteren Verlauf seiner Rede dankte Dr. Ernst seinem Vorgänger Marcel Kronenberg: „Er hat in einer ganz schwierigen Situation für ein Jahr den Vorsitz des Aufsichtsrats übernommen. Dafür müssen wir ihm alle danken.“
In dieser schwierigen Lage steckte der Verein nach wie vor, als Ernst den Vorsitz übernahm. „Es ging darum, das Steuer noch deutlicher herumzureißen“, betonte er. „Ab Ende des letzten Jahres haben wir das intensiv getan. Hierbei wollten wir auch personell für einen Neuanfang sorgen und die Schlüsselpositionen neu besetzen.“ Nach der Trennung von Helmut Schulte und Dr. Dirk Kall blieben nur noch Paul Jäger und Sven Mühlenbeck als Vorstandsmitglieder. „Sie haben in dieser Zeit Verantwortung übernommen. Auch ihnen muss man einen herzlichen Dank dafür aussprechen.“
In der Folge wurde die Suche nach einem Vorstandsvorsitzenden intensiviert. Dr. Ernst: „Für uns war klar, dass wir die Kehrtwende mit einer neuen, frischen Persönlichkeit einleiten mussten. Dafür haben wir bekanntlich auch eine Agentur eingeschaltet, um uns bei diesem Prozess zu unterstützen. Uns war schnell klar, dass wir mit Robert Schäfer genau den richtigen Mann gefunden hatten. Wir sind sehr froh, ihn für uns gewonnen zu haben. Das war ein guter Schritt.“ Eine weitere Maßnahme war es, den Sport wieder im Vorstand zu verankern. „Das war unser großes Ziel und wir sind sehr froh, den Kontakt zu Erich Rutemöller aufgenommen zu haben. Er ist vor allem in Ausbildungsfragen ein toller Fachmann.“ Sein Zusatz: „So haben wir für den Vorstand zwei hervorragende Persönlichkeiten gewinnen können.“
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Vereinsarbeit ist aus Sicht von Dr. Ernst und seinem Gremium die Transparenz: „Wir haben uns nicht umsonst vor der Mitgliederversammlung als Aufsichtsrat den Mitgliedern gestellt. So möchten wir es auch in Zukunft fortführen. Kritik ist gut – die brauchen wir und regt unsere Arbeit an. Allerdings habe ich die große Bitte an unsere Fans, vor allem in den Sozialen Medien keine Gerüchte und Halbwahrheiten zu veröffentlichen. Wir als Aufsichtsrat und auch der Vorstand haben immer ein offenes Ohr für unsere Mitglieder. Dieser Dialog ist uns unheimlich wichtig.“
Als Kontrollgremium schaue der Aufsichtsrat dem Vorstand auf die Finger, bringe sich aber auch gleichermaßen ein. „Dabei lag uns auch das Thema Neustrukturierung des NLZ besonders am Herzen. Wir wollten es schneller vorantreiben und sind froh, dass dies in den letzten Wochen beschleunigt wurde“, berichtete Dr. Ernst, um abschließend dem Vorstand und seinen Kollegen im Aufsichtsrat für die tolle Zusammenarbeit zu danken.
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