04.11.2016 | 1. Mannschaft

Wie Jovanovic seinen Trainer zur 'Hirschkuh' machte

Heute vor 5 Jahren gewann die Fortuna gegen Dynamo Dresden in allerletzter Sekunde

4. November 2011, Heimspiel in der ESPRIT arena, der Gegner damals wie heute Aufsteiger Dynamo Dresden. Am Ende stand ein 2:1-Sieg für die Fortuna, der noch heute nahezu jedem F95-Fan in Erinnerung geblieben ist. Heute, auf den Tag genau 5 Jahre später, trifft das Team von Friedhelm Funkel erneut auf die SG Dynamo Dresden. Ob es heute Abend ähnlich spannend und spektakulär wird, bleibt abzuwarten – auf jeden Fall ist es Grund genug für die Redaktion von www.f95.de auf dieses besondere Duell noch einmal zurückzublicken.

Die Fortuna war im Spätherbst 2011 seit 22 (!) Pflichtspielen ungeschlagen. In der heimischen ESPRIT arena waren die Rot-Weißen sogar seit über einem Jahr (19 Siege in 20 Spielen!) unbesiegt. Mit 31 Punkten lag das Team des damaligen Cheftrainers Norbert Meier vor dem 14. Spieltag auf dem ersten Platz. Mit Dynamo Dresden kam jedoch ein Aufsteiger, der sich bereits im Mittelfeld platziert hatte und zuletzt viermal in Folge ungeschlagen war.

Auch für Gäste-Trainer Ralf Loose war es ein Wiedersehen (Spieler bei F95 von 1987-93) mit seinem Ex-Verein. Meier hatte dagegen von 2006-07 ein Engagement an der Elbe. Beide hatten ihre Teams gut eingestellt, so dass sich ein Duell auf Augenhöhe entwickelte. Nach 20 Spielminuten kam nach einer schönen Düsseldorfer Kombination im Mittelfeld der Ball zu Maxi Beister, der an der Strafraumgrenze durch eine schnelle Drehung zwei Abwehrspieler ins Leere laufen ließ. Aus 16 Metern zog er mit seinem „schwachen“ rechten Fuß ab, der Ball wurde leicht abgefälscht und Gäste-Torhüter Wolfgang Hesl war geschlagen – 1:0! Auf einem Bein humpelte er danach zur Seitenlinie, um zu demonstrieren, mit welchem Fuß er getroffen hatte.

Die Freude währte nicht lange

Doch kurz vor der Pause fast ein Spiegelbild auf der anderen Seite: am Düsseldorfer Strafraum kam Dynamo-Angreifer Mickael Poté an den Ball und ließ ebenfalls mit einer schnellen Körpertäuschung seinen Bewacher Assani Lukimya aussteigen, um ebenso ungewöhnlich „mit der Picke“ abzuziehen. Michael Ratajczak war machtlos – 1:1. So ging es in die Halbzeitpause.

Einbahnstraßenfußball ohne Wirkung

Im zweiten Durchgang standen die Dresdner weiterhin kompakt und ließen kaum etwas zu. Zwar schnürte die Fortuna die Gäste in deren eigener Hälfte ein, aber nach einer Stunde Spielzeit vergab Sascha Rösler, der zuvor in den letzten acht Heimspielen immer mindestens einmal getroffen hatte, freistehend aus fünf Metern die beste Düsseldorfer Chance. Wenig später zwang er Gäste-Keeper Hesl zu einer Glanzparade. Damit ging es in die Schlussphase und in die Nachspielzeit.

Der Last-Minute-Erfolg und ein Stadion steht Kopf

Als sich viele Zuschauer mit dem Unentschieden anfreundeten, passierte es. Aus der eigenen Hälfte schlug Sascha Dum den Ball mit letzter Verzweiflung nach vorne. Am gegnerischen Strafraum konnte sich Rösler im Luftduell durchsetzen und legte  per Kopf ab – auf den eingewechselten Ranisav Jovanovic.. Der Angreifer ließ keinen Bodenkontakt mehr zu, sondern nahm das runde Leder kurz mit dem linken Oberschenkel an und schoss volley mit dem linken Fuß ins linke obere Eck – 2:1! Ein besseres Geschenk hätte er sich wenige Stunden vor seinem 31. Geburtstag nicht machen können!

Danach brachen alle Dämme. Am Spielfeldrand bildete sich rasch eine Menschentraube aus Spielern und Ersatzspielern, bis Trainer Norbert Meier nach einem Vollsprint per Hechtsprung dem Gewühl noch einen oben drauf setzte und auf der anderen Seite runter purzelte. Auf der Pressekonferenz kommentierte er die Szene so: „Manchmal muss ich mich schon fragen, ob ich sie noch alle unterm Pony habe…Ich bin gelaufen wie eine brunftige Hirschkuh“ Sein Gegenüber Loose zog ein erstaunliches und ehrliches Fazit: „Ich hoffe, dass diese Punkte Fortuna Düsseldorf, weil ja doch noch Stück Liebe bei mir drin steckt, für den Aufstieg reichen!“

Fortuna Düsseldorf - Dynamo Dresden                    2:1
2. Bundesliga, Saison 2011/2012, 14. Spieltag, 4. November 2011
Zuschauer: 32.300 (ESPRIT arena)
Schiedsrichter: Robert Hartmann (Wangen)

Tore
1:0 (20.): Maximilian Beister
1:1 (44.): Mickael Poté (Dedic)
2:1 (90. + 2): Ranisav Jovanovic (Rösler)

Aufstellung Fortuna
Michael Ratajczak - Tobias Levels, Assani Lukimya, Jens Langeneke, Johannes van den Bergh, Adam Bodzek, Andreas Lambertz (88. Ranisav Jovanovic), Maximilian Beister (79. Robbie Kruse), Oliver Fink, Thomas Bröker (64. Sascha Dum), Sascha Rösler. Trainer: Norbert Meier.

Aufstellung Dresden
Wolfgang Hesl - Cheikh Gueye, Romain Bregerie, Florian Jungwirth, Muhamed Subasic, David Solga, Giannis Papadopoulos, Robert Koch, Filip Trojan (75. Sebastian Schuppan), Mickael Poté, Zlatko Dedic 78. Pavel Fort). Trainer: Ralf Loose.

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