06.01.2019 | Verein

Alles Gute zum 80., Waldi Gerhardt!

Spieler mit Herz und unbändigem Siegeswillen

Fortuna gratuliert Waldemar „Waldi“ Gerhardt zum 80. Geburtstag. Im Team der Flingeraner, das 1966 erstmals in die Bundesliga aufstieg, galt er nicht nur als kämpferischer Techniker, sondern wusste seine Kollegen durch unbändige Leidenschaft und Siegeswillen mitzureißen. Sein Kontakt zur Fortuna ist nie abgerissen - nicht zuletzt, weil die Landeshauptstadt zu seiner Wahlheimat geworden ist.

Wenn man Gerhardt erzählen hört, so kann und will er bis heute seine Herkunft, das Ruhrgebiet, nicht verleugnen. In Gelsenkirchen geboren - den sprichwörtlichen Steinwurf von der Glückauf-Kampfbahn entfernt - fand er schon mit acht Jahren den Weg in die Jugend des FC Schalke 04.
Noch als Junior konnte er seinen ersten großen Titel als Westdeutscher A-Jugend-Meister feiern. 1958, als 19-Jähriger, gehörte er bereits dem Kader der „Knappen“ an, die Deutscher Meister wurden. Zwei Jahre später war er bei den Schalkern Stammspieler.
Als er in der Saison 1964/1965 in nur 22 Spielen elf Treffer erzielte, ließ dies die Konkurrenz aufhorchen. Etliche Angebote lagen dem Flügelflitzer vor, der sich durch 52 Tore einen Namen gemacht hatte. Eines davon kam aus dem Süden der Republik und Waldemar Gerhardt war eigentlich schon auf dem Weg nach München zur Geschäftsstelle des FC Bayern, um sich dort zu binden.

Gesucht, gefunden und an F95 gebunden
Doch Fortunas damaliger Schatzmeister Heinz Hahn spürte seine Fährte auf und wusste ihn gerade noch rechtzeitig am Frankfurter Flughafen abzufangen. „Die Fortuna wollte mich unbedingt haben“, so Gerhardt. „Da haben sie sich bei meinen Eltern erkundigt, wo ich mich gerade aufhalte.“ Hahn gelang es tatsächlich, den beidfüßigen Goalgetter von den Vorteilen eines Wechsels an den Rhein zu überzeugen, so dass Gerhardt einschlug und fortan das F95-Logo auf der Brust trug.
Begünstigt wurde das Engagement Gerhardts in Düsseldorf auch durch dessen Wunsch, parallel zu seiner Fußballer-Karriere seine Sportlehrer-Ausbildung zu absolvieren. Schließlich war diese Doppelbelastung in Liga zwei eher umzusetzen als zuvor bei den in der Beletage angesiedelten Schalkern und sicherte ein ordentliches Auskommen. Dies gelang ihm mit Bravour - gemeinsam an der Sporthochschule mit Wolfgang Weber und Hannes Löhr.
Doch zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung konnte er noch nicht ahnen, dass er mit der Fortuna ein Jahr später ebenfalls auf Erstliganiveau antreten würde. Bei den Rot-Weißen lebte er sich sehr schnell ein, was nicht zuletzt durch seinen bis heute gradlinigen und menschlichen Charakter begründet war.

Erster Bundesliga-Torjäger bei den Rot-Weißen
Dass die Fortuna nur eine Saison erstklassig blieb, konnte auch Gerhardt nicht verhindern - trotz zwölf Treffern, mit denen er der treffsicherste Torschütze der Mannschaft war. Gerhardt im Nachhinein: „Es war sehr bedauerlich, dass wir die Liga trotz guten Starts wieder verlassen mussten. Aber uns war stets klar, dass es nur um den Klassenerhalt gehen würde. Letztlich war unser Kader wohl nicht stark genug besetzt.“
Als Schalke 04 ihn nach dem Abstieg zurückholen wollte, blieb er Fortuna treu. Er hatte nach eigenen Angaben beim damaligen Präsidenten Bruno Recht im Wort gestanden - und wortbrüchig werden, das passt zu einem Ehrenmann wie Waldi Gerhardt überhaupt nicht.
So erfüllte er seinen Vertrag und beendete im Frühjahr 1969 nach 115 Pflichtspielen seine Laufbahn aus freien Stücken, blieb aber in Düsseldorf wohnen. Es zahlte sich aus, dass Waldemar Gerhardt immer darauf bedacht war, neben der Profi-Karriere einen „ordentlichen Beruf“ anzustreben und sich fortzubilden. So unterrichtete der gelernte Schlosser schließlich bis zu seiner Pensionierung Sport sowie „Arbeitslehre und Technik“ an der Katholischen Hauptschule Itterstraße in Holthausen.

Nach dem Fußball und mit dem Fußball
Seine große Liebe zum Fußball ließ ihn aber auch danach nicht los. So trainierte er bis in die 1980er Jahre Vereine wie Tura Büderich, Schwarz-Weiß Essen und den VfB Remscheid, mit dem er 1974 Deutscher Amateur-Vizemeister wurde.
Überdies war er zwei Jahrzehnte im Lehrstab des Fußballverbandes Niederrhein und leitete dort die Jugendtrainerausbildung. „Es hat mir eine Menge Spaß gemacht, junge Leute zu trainieren und meine Erfahrungen weiterzugeben. Doch leider hat das irgendwann zu viel Zeit in Anspruch genommen“, so der 80-Jährige.

„Das Spiel ist viel schneller und athletischer geworden"
Auch heute kann man Waldemar Gerhardt noch sehr häufig auf dem Fußballplatz antreffen. Zu gerne schaut er Begegnungen der Fortuna, aber auch anderer, vornehmlich Amateur-Teams und fachsimpelt am Spielfeldrand, wo seine Meinung weiterhin gefragt ist.
Wie sieht der Ex-Profi den Fußball von heute? „Das Spiel ist viel schneller und athletischer geworden, was den Spielern bei der enormen Geschwindigkeit mehr Technik abverlangt. Wenn man dann sieht, was die Jungs auf dem Rasen im Höchsttempo machen, dann ist das schon beeindruckend. Allerdings besteht bei manch einem Fußballer auch Nachholbedarf. Das war früher anders, weil es eben mehr auf die Technik ankam. Durch das etwas langsamere Spiel kam dies besser zum Ausdruck.“

Die ganze Familie der Fortuna gratuliert „Waldi“ Gerhardt an dieser Stelle zum Auftakt seines neuen Lebensjahrzehnts und wünscht ihm ein herzliches „Glückauf“ für viele weitere Jahre bei bester Gesundheit.

bundesliga.de

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