„Die beste Taktik nützt dir nur etwas, wenn du sie auch umsetzt“

Thomas Röttgermann im Interview nach der DFL-Pressekonferenz zur „Taskforce Zukunft Profifußball“

Fortunas Vorstandsvorsitzender Thomas Röttgermann hat sich die Zeit genommen, um über die am Mittwoch stattgefundene DFL-Pressekonferenz zur „Taskforce Zukunft Profifußball“ und deren Ergebnisse sowie einige der präsentierten Handlungsempfehlungen zu sprechen.

Herr Röttgermann, welchen Eindruck hatten Sie von der Präsentation der Ergebnisse der „Taskforce Zukunft Profifußball”?
Wichtig finde ich die Betonung von Solidarität und Achtsamkeit im täglichen Miteinander. Dass der Dreiklang aus Ökonomie, Ökologie und sozialer Verantwortung nun als Leitfaden für zukünftiges Handeln dient, ist richtig und unabdingbar. Gerade die noch immer anhaltende Corona-Krise hat uns klar vor Augen geführt, dass wir uns nicht auf Vergangenem ausruhen können. Wenn wir diese Reformvorschläge aktiv angehen, haben wir eine Grundlage, die bestehenden Schieflagen im professionellen Fußball anzugehen. Dass diese Kernthemen nun einmal klar aufgeschlüsselt wurden und daraus 17 Handlungsempfehlungen hervorgehen, ist ein guter erster Schritt, aber noch lange nicht genug. Die Intention der Taskforce war offensichtlich, den Profifußball in den gesellschaftlichen Kontext einzubetten. Das ist gelungen. Die wirklich drängenden Probleme des Profifußballs sind allerdings nur am Rande erwähnt und mit Absichtserklärungen versehen worden.

Welche Themenbereiche liegen Ihnen persönlich besonders am Herzen?
Themen wie nachhaltiges Handeln im Fußball, Wettbewerbsbalance, Fan-Dialog sowie wirtschaftliche Stabilität und Nachwuchsförderung begleiten mich auf meinem beruflichen Werdegang bereits seit einigen Jahren. Daher spreche ich mich immer wieder für strukturelle und nachhaltige Veränderungen in diesen Bereichen aus. Dass die Taskforce und wohl auch die DFL nun ebenfalls beispielsweise die Einführung von Gehaltsobergrenzen unterstützt, ist positiv. Vor einigen Monaten standen wir mit dieser Position noch relativ alleine da. Das zeigt, dass die Arbeit der Kommission und die Einbindung verschiedener Teilnehmer natürlich etwas gebracht hat. Demnach begrüße ich es, dass Punkte wie diese sich nun auch in den Empfehlungen der Taskforce wiederfinden.

Welchen Anteil kann die Fortuna dazu beitragen?
Wir sind vor allem stolz, dass wir als Verein im Bereich der Nachhaltigkeit bereits auf einem guten Weg sind. Die Verpflichtung zum UN-Climate-Change-Abkommen Anfang des Jahres war dafür ein bedeutender Schritt nach vorne. Gemeinsame Projekte mit Partnern, die das klassische Sponsoring unterstützen, aber auch Beratungsangebote für Nachwuchsspieler und ihre Familien sind Ideen, die wir in Teilen schon umsetzen konnten und nun noch weiter ausbauen. Auch der Ansatz, den Aspekt Nachhaltigkeit als verpflichtenden Teil des Lizenzierungsverfahrens oder Belohnungssystem auszubauen, ist interessant.

Wie sollte es Ihrer Meinung nach jetzt weitergehen?
Wichtig ist, jetzt schnell Dynamik in die notwendigen Prozesse zu bekommen und das Momentum zu nutzen. Die 17 Handlungsempfehlungen sind richtig und wichtig. Eines der drängendsten Probleme aber, nämlich die nicht mehr zukunftsfähige wirtschaftliche Struktur, in der die Bundesligisten agieren, muss jetzt konsequent angepackt werden. Hier müssen sich die Vereine und die DFL in einer gut ausbalancierten und arbeitsfähigen Arbeitsgruppe aus Vereinsvertretern und DFL zusammenfinden und Modelle für Gehaltsobergrenzen und die perspektivischen Linien zukünftiger Verteilungen zentraler Einnahmen erarbeiten. Wir müssen schnell von unverbindlichen Absichtserklärungen zu Beschlüssen und Initiativen kommen, und zwar national wie auf europäischer Ebene – auch um die Handlungsempfehlungen der Taskforce überhaupt glaubwürdig vertreten zu können. Jede Maßnahme ist nutzlos, wenn sie nicht in der Praxis umgesetzt wird. So ist es auch auf dem Fußballplatz schon immer gewesen: Die beste Taktik nützt dir nur etwas, wenn du sie auch konsequent umsetzt.