Dieter Bierbaum wird 80

Die Stimme des Rheinstadions, Ehrenrat und Herzblut-Fortune

„The Voice“ und Ehrenrat Dieter Bierbaum feiert am Samstag seinen 80. Geburtstag. Fortuna wünscht einem der treuesten Begleiter über Dekaden ein großes Wiegenfest und viele, viele weitere Jahre in rot-weißer Verbundenheit.

Mit Superlativen sollte man sparsam umgehen, doch Dieter Bierbaum gebührt dies. Denn „The Voice“, wie er auch bis heute noch voller Respekt genannt wird, wusste sich vom Ansager am Mikrofon des Rheinstadion zu einem der ersten Moderatoren im deutschen Fußball zu entwickeln.

Denn während andere Stadionsprecher Durchsagen machten, fiel Dieter Bierbaum durch Ansagen auf: Nie als parteilicher Einpeitscher, sondern ein neutraler Begleiter mit markanter Stimme, der sich auf Informationen fokussierte und – wenn es auf den Rängen emotional aus dem Ruder zu laufen drohte – nur gelegentlich beschwichtigend eingriff. Dies fand große Anerkennung und ließ ihn letztlich zu einem der Dienstältesten seines Genres werden.

Dabei steht keine direkte Heimatverbundenheit in seiner Vita, wurde Bierbaum doch im niedersächsischen Osterode am Harz geboren. Eine Mittelstadt mit nicht einmal 30.000 Einwohnenden, aus der seine Familie in den 1950ern in die Metropole am Rhein übersiedelte.

Als er mit 13 Lenzen seine Liebe zum Fußball entdeckte, fand er auch seinen Weg zur Fortuna. Hier spielte er in der Jugend und bei den Amateuren, auch wenn dies, wie er später einmal zu berichten wusste, „eher unspektakulär verlief.“

Doch die Bande zu den Flingeranern war geknüpft und sollte bis heute standhalten – auch in den Sechzigern, als er in Bonn persönlicher Referent von Erich Mende wurde, dem damaligen FDP-Vorsitzenden und Vizekanzler der Bundesrepublik.

Die hohe Politik war Grundstein für den sachlichen Stil, den Dieter Bierbaum pflegt. Und der ihn in den 1970ern zur nächsten herausragenden Aufgabe führte: als Organisationsleiter des Weltmeisterschaftsbüros in Düsseldorf.

Widrige Witterungsbedingungen konnten den perfekten Ablauf kaum stören. Und so wurden die Spiele in Stockum vor allem für die deutsche Nationalmannschaft zu bedeutsamen Etappen auf dem Weg zum WM-Titel 1974.

Da war das Rheinstadion Bierbaum ohnehin schon bestens vertraut, denn er fungierte ab August 1971, nach Fortunas zweitem Bundesliga-Aufstieg, bereits als Stadionsprecher. Ehrenamtlich natürlich.

Ein Engagement bei einem anderen Erstligisten, wo er zum Geschäftsführer avancierte, war nur von kurzer Dauer. Dieter Bierbaum war halt Herzblut-Fortune und sein zweites Wohnzimmer hieß Rheinstadion, in dem er letztlich 34 Jahre am Mikrofon saß und die Pressekonferenzen nach den Spielen leitete.

Über lange Zeit war es der Saisonkalender, der Zeit für seine Urlaube vorgab, und eine Erkältung war noch lange kein Grund, nicht in der Sprecherkabine zu sitzen.

Dass Bierbaum überdies zeitweise für die Öffentlichkeitsarbeit der Fortuna zuständig war und das Stadionmagazin der Flingeraner betreute, wissen heute nur noch die Wenigsten. Doch unter seiner Regie wurde aus dem eher altehrwürdigen „Fortuna Echo“ das Stadionmagazin „Fortuna Aktuell“.

Im März 2004 trat Bierbaum zum 600. Mal in einem Pflichtspiel-Einsatz für Fortuna an die ELA – ein Rekord, vermutlich für die Ewigkeit. Dabei waren in dieser Bilanz nicht einmal zahlreiche Pokal-, Freundschafts- und Auswärtsspiele verzeichnet.
Hierfür wurde er von Fortuna wie auch vom Fußballverband Niederrhein mit der „Goldenen Verdienstnadel“ geehrt.

Vergleicht man seine Einsatzzeiten mit einer aktiven Fußballer-Karriere, wären dies fast 19 Jahre bei ein und demselben Verein gewesen – mit ca. 60.000 Spielminuten ohne Nachspielzeit. Dabei verlas Dieter Bierbaum die Namen von ca. 11.000 Spielern und knapp 2.200 Unparteiischen.

Und selbstverständlich waren in seiner Zeit die Spiele dabei mit rekordverdächtigen Ergebnissen gegen Spitzenmannschaften wie den FC Bayern – der 7:1-Sieg im Dezember 1976, das 6:5 im Sommer 1975 (nach 2:4-Rückstand) und das 3:1 im DFB-Pokal gut zwanzig Jahre später.

Als Dieter Bierbaum im Januar 2005 ausgerechnet vor einem Spiel gegen besagte Münchner seinen Rücktritt bekanntgab, grenzte das an Ironie. Doch war dies kein Bruch mit Fortuna, denn seine Liebe aufzugeben, daran hat Dieter Bierbaum nie gedacht.

In Anerkennung seiner Vita und seiner Persönlichkeit wurde er bald zum Mitglied des Ehrenrates ernannt. Und nicht nur deshalb verfolgt er bis heute alle Heimspiele der Fortuna in der Arena oder auch das eine oder andere Freundschaftsspiel in der Umgebung. Und freut sich dabei spürbar aufrichtig, wenn es sportlich aufwärts geht mit „seinem“ Verein, dem er sich schon so lange verschrieben hat. Um ebenso zu relativieren und Optimismus zu verbreiten, wenn es einmal nicht so gut läuft.

Dieter Bierbaum, eine besondere Persönlichkeit in der Geschichte der Fortuna, der nicht nur wegen seiner legendären Mikrofon-Ansagen unvergessen bleiben wird.