Paul Mehl
Meisterspieler von 1933, Torschütze und „Bierzappes“
Paul Mehl war ein echter Fortune. Er stand mit den Rot-Weißen in drei Endspielen und war zweifacher deutscher Nationalspieler. Insgesamt spielte er 17 Jahre lang für die Flingeraner und kam dabei auf rund 300 Einsätze in Pflicht- und Freundschaftsspielen. Leider verstarb er bereits am 6. Mai 1972 nach schwerer Krankheit viel zu früh im Alter von 60 Jahren.
Den Zeitpunkt seines Wechsels hätte Mehl nicht besser wählen können. Zur Saison 1932/33 kam der gebürtige Düsseldorfer, der am 21. April 1912 das Licht der Welt erblickte, von der TuRU an der Feuerbachstraße in Oberbilk zur Fortuna an den Flinger Broich. Gleich nach seiner ersten Saison durfte er die „Viktoria“ in Empfang nehmen, den Wanderpokal für den Gewinn der Deutschen Fußball-Meisterschaft! Nicht nur das: Er war am 11. Juni 1933 auch Torschütze beim 3:0-Endspielerfolg gegen den FC Schalke 04.
Des einen Leid ist des anderen Freud´…
Dabei profitierte er zum damaligen Zeitpunkt vom Missgeschick eines Mitspielers. Rechtsaußen Ernst Albrecht, seit 1928 Fortunas erster Nationalspieler, hatte sich bereits im Januar beim 7:2-Sieg in einem Freundschaftsspiel gegen das ungarische Spitzenteam Ferencvaros Budapest am Knie verletzt. Doch Paul Mehl nutzte seine Chance und hatte bereits beim 4:0-Erfolg im Halbfinale gegen Eintracht Frankfurt in Berlin gleich doppelt getroffen. So stand für Trainer Heinrich „Heinz“ Körner fest, dass der Rechtsaußen in der Neuauflage des Westdeutschen Finales, in dem die Rot-Weißen wenige Wochen zuvor noch mit 0:1 gegen die Königsblauen verloren hatten, erneut gegen die „Knappen“ auflaufen sollte.
Erst lange hinter dem Tresen – dann eine ganze Nacht davor!
Bevor Mehl jedoch mit der Mannschaft ins Müngersdorfer Stadion nach Köln abfahren und sich die Fußballstiefel schnüren konnte, musste er noch arbeiten und seinem Beruf nachkommen! Denn zur damaligen Zeit standen nicht wenige der Fortuna-Spieler neben dem Fußball in Lohn und Brot - oder auch nicht. Gleich fünf Akteure lebten von der „Stütze“, einzige Einkommensquelle damals für die vielen Arbeitslosen. Angesichts der Tatsache, dass in Deutschland knapp fünf Millionen Menschen ohne Job waren - davon etwa 64.000 in Düsseldorf - war dies kaum verwunderlich. So kam es, dass Paul Mehl an jenem Sonntag in der elterlichen Wirtschat als Gastwirtslehrling beim Frühschoppen Altbier zapfte. Zum Vergleich: Der FC Schalke 04 hatte da schon längst seit mehreren Tagen ein Trainingslager bezogen.
Mehl erzielt mit dem 2:0 die Vorentscheidung
Das Endspiel geriet zu einem rot-weißen Fußballfest, in dem sich die 95er in einen wahren Rausch spielten. Nach dem frühen 1:0 durch Felix „Sir“ Zwolanowski drängten die Schalker Tibulsky, Szepan, Kuzorra und Co nach der Pause vehement auf den Ausgleich, doch mit Glück und Geschick verteidigten die Fortunen ihre Führung. In der 70. Minute schloss dann Paul Mehl eine Traumkombination mit einem Volleyschuss zum vorentscheidenden 2:0 ab. Georg „Schorsch“ Hochgesang machte wenig später mit dem dritten Treffer endgültig alles klar. Der Deutsche Fußball-Meister hieß 1933 erstmals Fortuna Düsseldorf!
Mit der Straßenbahn (!) ging es später zurück in die Kölner Innenstadt, wo jedoch die Betten im Hotel „Minerva“ in der folgenden Nacht von den Düsseldorfern ungenutzt bleiben sollten… Per Sonderzug fuhren die frisch gekürten Meisterspieler am frühen Montagmorgen nach Düsseldorf zurück, wo rund 100.000 Menschen die Straßen säumten und ihre Fußball-Helden feierten.
Endspielniederlagen und die Olympischen Spiele 1936
Der pfeilschnelle und universelle Paul Mehl, der auch als rechter Läufer, Mittelstürmer und später als linker Verteidiger eingesetzt wurde, sollte in den kommenden Jahren noch weitere sportliche Höhepunkte erleben. 1936 bestritt „Päulchen“ zwei Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft und nahm mit ihr an den Olympischen Spielen 1936 in Berlin teil.
Kurz zuvor musste er jedoch mit seiner Fortuna eine bittere 1:2-Niederlage nach Verlängerung im Endspiel um die deutsche Meisterschaft gegen den 1. FC Nürnberg hinnehmen. Ein Jahr später folgte eine 1:2-Niederlage im deutschen Pokalfinale, in dem die Schalker Revanche für die vier Jahre zuvor erlittene Endspielniederlage nahmen.
Trotz kriegsbedingter Unterbrechungen - Paul Mehl war ab 1940 in Ostpreußen stationiert und nahm später am Russlandfeldzug teil - sollte er noch bis 1949 das F95-Trikot anziehen. Er galt immer als untadeliger Sportsmann, der die Gesundheit seiner Gegenspieler achtete und in seiner Karriere kein einziges Mal des Feldes verwiesen wurde.
Der Träger der Silbernen und Goldenen Ehrennadel des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sowie der Silbernen und Goldenen Ehrennadel der Fortuna betrieb bis zu seinem Tod im Frühjahr 1972 das Restaurant „Mehl“ in der Nähe des Düsseldorfer Hauptbahnhofes.
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Paul Mehl im Nationalsozialismus
Mehl trat am 1. Juni 1933 in die NSDAP ein. Mitgliedsnummer: 3484014. Ab 1940 war er als Soldat in Ostpreußen stationiert; im Herbst 1941 wurde er zum Gefreiten befördert und nahm in dieser Zeit am „Russlandfeldzug“ teil. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er 1947 in seiner Entnazifizierungsakte in die Kategorie IV, als Mitläufer, eingestuft.