27.06.2007 | Verein

Jupp Derwall verstorben

Ex-Nationaltrainer war auch ein Fortune

Der deutsche Fußball hat eine große Persönlichkeit verloren: Jupp Derwall, ehemaliger Trainer der Nationalelf, ist am Dienstag im Alter von 80 Jahren verstorben. Mit seiner Familie und seinen Freunden trauert auch die Fortuna, denn Derwall trug zwischen 1954 und 1959 das Trikot der Rot-Weißen, war später Trainer der Flingeraner und erreichte insgesamt dreimal das DFB-Pokalfinale.

  • Jupp Derwall 1957 am Ball für Fortuna

Am 27. März 1927 in Würselen geboren, wo er bereits mit elf Jahren bei der dortigen Rhenania dem Ball hinterher jagte, wechselte Josef Derwall 1949 zunächst nach Aachen, um sich im Weltmeisterschaftsjahr 1954 der Fortuna aus Düsseldorf anzuschließen. Hier absolvierte er insgesamt 110 Partien in der so genannten Oberliga West und erzielte 47 Tore. Überdies erreichte er mit den Flingeranern zweimal in Folge (1957 und 1958) das Endspiel des DFB-Pokals, die er mit inzwischen legendären Akteuren bestritt wie den Gebrüder Karl und Martin Gramminger, Kalli Hoffmann, Heinz Jansen, Erich Juskowiak, Matthes Mauritz, Bernie Steffen und Franz-Josef Wolfframm.
Nach seiner Zeit in der Landeshauptstadt, in der der "Halbstürmer" auch zwei Einsätze in der Nationalmannschaft absolvierte, wechselte Derwall in die Schweiz, wo er als Spielertrainer beim FC Biel und FC Schaffhausen tätig war. 1962/1963 kehrte er als Übungsleiter nach Flingern zurück - und erreichte erneut das DFB-Pokalfinale, das er nach einer denkbar knappen Niederlage abermals nicht für sich entscheiden konnte.
Dennoch war dies eine solide Vorbereitung auf seinen weiteren Berufsweg - zumal er sich nach seiner Zeit bei Fortuna beim Saarländischen Fußballverband einen (guten) Namen gemacht hatte. So stand Jupp Derwall ab 1970 er als Assistenztrainer von Helmut Schön an der Außenlinie. In dieser Zeit trug er auch Verantwortung für die Deutsche Amateur-Auswahl, die bei den Olympischen Spielen 1972 in München antrat und 1974 (gemeinsam mit Jugoslawien) Amateur-Europameister wurde. 1978 beerbte Derwall seinen Vorgänger Schön, um zwei Jahre später in Italien mit Deutschland die Europameisterschaft zu gewinnen. 1982 in Spanien vermochte sein Team sogar die Vize-Weltmeisterschaft zu erringen. In seiner Zeit als Verantwortlicher für das DFB-Team gab es in 67 Partien 45 Siege, elf Unentschieden und elf Niederlagen. Die Serie von 23 Länderspielen ohne Niederlage hat kein anderer Bundestrainer erreicht.
Das vorzeitige Aus bei der Europameisterschaft 1984 veranlasste Jupp Derwall zum Rücktritt, worauf er als erster deutscher Trainer zu Galatasaray SK Istanbul in die Türkei wechselte, wo er innerhalb von vier Jahren zweimal die Meisterschaft und einmal den Landespokal gewann, was ihm einen bis heute andauernden Ruhm eingebracht hat und mit der Ehrendoktorwürde der Universität Hacettepe in Ankara belegt iist. Bedingt durch einen 1991 erlittenen Herzinfarkt zog sich Derwall zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück, auch wenn er weiterhin für den "Kicker" als Kolumnist arbeitete. Nach kurzer, schwerer Krankheit ist Jupp Derwall am Dienstag verstorben.
Fortuna Düsseldorf trauert um eine verdienstvolle, warmherzige Persönlichkeit, die auch nach vielen Jahrzehnten in der Fremde und des Erfolgs nie den Kontakt zu seinem alten Verein verloren hatte. Unser Mitgefühl gilt der Familie von Jupp Derwall, allen voran seiner Frau Elisabeth, seinen Kindern und Enkelkindern, als auch seinen Freunden. Fortuna Düsseldorf wird Jupp Derwall als Vorbild des Sports in Erinnerung behalten und ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

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