03.09.2015 | Verein

Fortuna trauert um Charles Kumi Gyamfi

Ex-Fortuna verstarb im Alter von 85 Jahren

Eine traurige Nachricht erreichte die Fortuna am Donnerstag. Charles Kumi Gyamfi verstarb am 2. September im Alter von 85 Jahren in seiner Heimat Ghana. Der ehemalige Kapitän der ghanaischen Nationalmannschaft war im Jahr 1960 zu den Flingeranern gewechselt - ein spektakulärer Transfer, der seinerzeit für viel Aufsehen sorgte. Gyamfi war der erste Afrikaner, der im deutschen Profifußball gespielt hat. Richtig Fuß fassen konnte er in der Landeshauptstadt zwar nie, doch die Zeit in Deutschland mochte er nie missen.

Denn wenn einer eine Reise tut... Das mussten sich wohl auch die Verantwortlichen von Fortuna Düsseldorf im Jahre 1959 gedacht haben. Und tatsächlich erlebten sie etwas, nämlich eine für damalige Verhältnisse im Fußball außergewöhnliche Testspielreise nach Ghana - als erste deutsche Mannschaft neben Real Madrid, Vasco da Gama oder dem FC Sao Paolo. Kurz nach der Rückkehr als Botschafter des deutschen Fußballs kam dann eine nicht minder spektakuläre Verpflichtung zustande. Aus der ghanaischen Hauptstadt, vom dortigen Verein Accra Hearts of Oak, wurde auf Wunsch der Regierung der 30-jährige Charles Kumi Gyamfi an den Rhein geschickt. An der Sportschule Hennef in der Nähe von Köln sollte "Charly" seine Ausbildung zum Sportlehrer absolvieren. Was ihm auch gelang, so dass er später zur Trainerlegende aufstieg, indem er mit Ghana 1963, 1965 und 1982 dreimal den Afrika-Cup gewann. Mit 39 Länderspielen war der Spielmacher bereits zu jener Zeit ein Denkmal auf dem afrikanischen Kontinent und gab in einigen Freundschaftsspielen Kostproben seines Könnens.
 
Fortunas erster ausländischer Spieler, der jemals in Düsseldorf unter Vertrag stand, war vermutlich der eleganteste Spieler, der jemals das Trikot der Flingeraner getragen hat. Ganz sicher aber war er der erste vom afrikanischen Kontinent. Gyamfi selbst sagte zuletzt zurückblickend: "Ich war der erste Schwarze in Deutschland überhaupt und natürlich wollten alle wissen, ob ich überhaupt Fußball spielen kann. Zu meinem ersten Spiel kamen viel mehr Zuschauer als üblich und ich weiß noch, dass ich zu Beginn über den Ball getreten habe. Später traf ich die Latte und das ganze Stadion stöhnte auf. Kurz darauf wendete sich das Spiel aber zu meinen Gunsten. Wir gewannen am Ende mit 3:1 und ich hatte zwei Tore geschossen. Nach dem Schlusspfiff riefen alle meinen deutschen Spitznamen: Kalle, Kalle, Kalle!"

Gewohnt hatte er zunächst auf dem Uni-Campus, wo ihn die Fortuna-Funktionäre untergebracht hatten. Irgendwann wurde er zu einem der "großen Männer" aus dem Klub geschickt. Von da an lebte Gyamfi mit ihm in seinem Haus. "Ich hatte in meinem Jahr in Düsseldorf eigentlich nur ein Problem und das war die Kälte. Teilweise war es so kalt, dass ich lieber im Bett geblieben wäre, statt zum Training zu gehen", nannte er einen der Beweggründe für sein Heimweh. So kam es, dass "Kalle" in Meisterschaftsspielen gar nicht zum Einsatz kam, weil er zunächst wegen einer Sperre auf Eis lag und er dann im kalten Düsseldorfer Winter tatsächlich dem Rheinland wieder den Rücken kehrte und zurück in seine sonnige Heimat ging. Dennoch erkundigt er sich bis zuletzt, "was meine Jungs aus Düsseldorf machen". Viele Jahre nach seiner Rückkehr gab er nochmals zu Protokoll: "Ich denke gern an die Zeit in Düsseldorf und meine Spiele bei Fortuna zurück!"
 
Gyamfi hinterlässt acht Kinder, die in Nordamerika und England leben. Der Verein Fortuna Düsseldorf ist in Gedanken bei seiner Familie und wird Charles Gyamfi ein ehrendes Andenken bewahren.

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