23.02.2016 | Verein

Fortuna trauert um Heribert Schmitt

Ehemaliger Lokalsportchef der Westdeutschen Zeitung starb im Alter von 57 Jahren

Fortuna Düsseldorf hat einen langjährigen Begleiter verloren: Heribert Schmitt, ehemaliger Lokalsportchef der Westdeutschen Zeitung und seit den 1980-er Jahren Berichterstatter über die Geschehnisse rund um die Fortuna, verstarb am vergangen Freitag in seiner Heimat in der Nähe von Cochem/Mosel im Alter von nur 57 Jahren.

Er war ein Journalist der klassischen Schule. Dies verwundert kaum, hatte er doch unter anderem sein Handwerk beim großen Karl-Heinz Wanders erlernt, der in der Düsseldorfer Medienlandschaft besten Ruf genoss und lange Zeit die Geschicke des Vereins Düsseldorfer Sportpresse mitgestaltete, dessen Gründungs-Vorsitzender Wanders war. Auch sein „Schüler“ Schmitt übernahm später Verantwortung als Vizepräsident des Vereins.

Schmitt, den alle nur „Herri“ nannten, war auf den ersten Blick ein Kumpeltyp, mit trockenem Humor und einer Ausgeglichenheit, mit der er, wenn andere schon längst hektisch wurden, stets klaren Kopf zu behalten und lösungsorientiert zu handeln versuchte. Doch er konnte durchaus auch dazwischenhauen, wenn er Dinge nicht korrekt dargestellt oder nicht ordentlich recherchiert sah und erst recht, wenn er Ungerechtigkeit auch nur witterte.

Dabei blieb er seinen Grundsätzen treu: Einerseits die Ruhe bewahren, in der Sache allerdings hart auch gegen sich selbst zu bleiben. Dennoch plädierte er letztlich für Ausgleich und Moderation. Er wusste mit seiner Art zuweilen zu polarisieren, galt er doch für die einen als harter Hund, für die anderen als einer, der die Balance zwischen Forderung und Förderung beherrschte. Unvergessen wird er auch deshalb bleiben, weil er ein Wortakrobat mit teils krudem Humor war. Aussagen wie „Lehrjahre sind keine Herri-Jahre“ entsprangen nur scheinbar dem Moment, hatten aber Tiefgang, sorgten für Schmunzeln, förderten aber nicht selten Nachdenken, so dass sich Heribert Schmitt keinerlei Lächerlichkeit preisgab. Wobei er sich selbst mindestens genauso auf die Schippe nehmen konnte.

Attestieren wird jeder, der diesen Menschen auch nur ein wenig kannte, dass er sich im flüchtigen, nicht selten von Oberflächlichkeit geprägten Sportgeschehen und seiner Berichterstattung sehr bewusst Freiräume schuf, um zu reflektieren und kritisch zu hinterfragen, statt sich, wie manch anderer, mit scheinbar offensichtlicher Faktenlage, mit phrasenschwangeren Fragen und Antworten zufriedenzugeben. In seinen unzähligen Artikeln ließ sich sein Streben nach Objektivität und die Umsetzung des Postulats der Journalisten-Legende Hanns-Joachim Friedrichs nachlesen, nach der man sich einer Sache nicht gemein machen dürfe.

Nur einmal, zu Anfang der Nuller-Jahre - Fortuna lag nahezu hoffnungslos am Boden und die 4. Liga bestimmte den tristen Alltag -, wich er von seiner Linie ab und machte sich der rot-weißen Sache bewusst gemein. Es schien zunächst nur eine verrückte Idee zu sein, nach der die damals aktuelle Mannschaft gegen das Team 1993 antreten sollte, das eine Dekade zuvor den Durchmarsch aus der 3. Liga in die Bundesliga geschafft hatte. Der Gedanke inspirierte ihn und weitere Mitstreiter. Durch beträchtliches Engagement aller Beteiligten war das Mythos-Spiel im Mai 2003 geboren, das zu Recht mythisch werden sollte. Durch die Einnahmen, die ein nahezu ausverkauftes Paul-Janes-Stadion brachte, stand eine hohe fünfstellige Summe zur Verfügung, mit der die Fortuna ein junges, hoffnungsvolles Nachwuchstalent verpflichten konnte, was ohne diese Begegnung nicht möglich gewesen wäre: Andreas Lambertz. Wer weiß, wo der Junge von damals, wer weiß, wo Fortuna gelandet wäre.

Heribert Schmitt genoss höchste Wertschätzung auch bei den Kollegen anderer Medien. Dies konnte man in den vergangenen Tagen an der Betroffenheit vieler Zeitgenossen feststellen. Auch bei Fortuna herrscht Trauer, denn in Heribert Schmitt verliert sie einen Wegbegleiter, der der Fortuna über alle Maßen zu helfen versucht und mit zur Rückkehr in den Profifußball beigetragen hat. Er war einer, für den die Fortuna nicht irgendein Club war und dem das Schicksal des Vereins eben nicht egal war.

Fortuna nimmt in großer Dankbarkeit Abschied und wird Heribert Schmitt allzeit ein ehrendes Andenken bewahren. Das aufrichtige Mitgefühl gilt seinen Anverwandten und seinen Freunden.

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