15.05.2009 | 1. Mannschaft

Das Herzschlagfinale kann weitergehen

Chefcoach Norbert Meier vor dem Spiel bei VfR Aalen

Am Samstag um 14 Uhr wird, nach nur 65 Stunden Pause, die letzte Runde der englischen Woche eingeläutet, die noch einmal eine große Herausforderung für alle Akteure der 3. Liga darstellt: Das vorletzte Meisterschaftsspiel der Saison führt die Rot-Weißen in die Ostalb zum VfR Aalen. Es ist das dritte Mal, dass die Fortunen auf den VfR treffen. Im DFB-Pokal gewann man im Jahr 1986 an gleicher Stelle mit 2:0, während das Hinspiel der aktuellen Saison mit 1:1 unentschieden endete.Von großer Tragweite wird diese Begegnung für beide Clubs sein: Während Fortuna bekanntlich ihre Ambitionen auf die lang ersehnte Rückkehr in die 2. Bundesliga unterstreichen kann, geht es für die Gastgeber weiterhin um den Verbleib in der Liga. Eine spannende Partie dürfte also gewiss sein - bei der zwischen 4.000 und 4.5000 Fans aus dem Rheinland erwartet werden. Unter ihnen auch Vorstand Thomas Allofs, der um die Bedeutung dieses für die Vereinsgeschichte so symbolträchtigen Datums, den 16. Mai, mit am besten Bescheid wissen dürfte. Denn an diesem Tag jährt sich das Europapokalfinale von Basel jährt exakt zum 30. Male.

 

Am Donnerstagvormittag, gerade einmal 12 Stunden nach dem Erfolg des Vorabends, traf sich die Mannschaft zum gemeinsamen "Ausradeln". Kein Schreibfehler, denn die Spieler waren tatsächlich vom üblichen Schema abgewichen. Sie hatten unter Aufsicht von Fitness-Experte Dirk Schauenberg die Spinning-Räder in der Leichathletikhalle einer Einheit auf Schusters Rappen vorgezogen. Den (freien) Nachmittag nutzten die Spieler Marco Christ und Andreas Lambertz (jeweils mit Familie), sowie Olivier Caillas, Ranisav Jovanovic und Stephan Sieger, um gemeinsam eine Vorstellung des Circus' Roncalli zu besuchen. Zerstreuung vor einem wichtigen Spiel - sicherlich nicht die schlechteste Methode, sich mental angemessen einzustimmen.

 

Am Freitagmorgen ging es dann mit dem Flieger in Richtung Stuttgart, wo der Mannschaftsbus schon wartete und das Team in ein Hotel in der Nähe von Aalen transportierte. Bevor es jedoch auf Reisen ging, hatten Regionaldirektorin Nicola Stratmann und Assistant General Manager Kevin Riwoldt vom Tulip Inn Arena Düsseldorf den Kickern einmal mehr ein Frühstück vom Feinsten kredenzen lassen. Ein Ritual, das nicht nur gegen knurrende Mägen hilfreich sein soll, sondern auch nachweislich schon der Auftakt zu mancher erfolgreichen Auswärtstour war.

 

Fernab jeglichen Aberglaubens sah Chefcoach Norbert Meier die Ausgangslage vor dem Spiel etwas sachlicher. "Nicht nur die fußballerischen Mitteln werden entscheidend sein. Vieles wird wohl auch zur Kopfsache." Dass sein Team nach dem 5:5 in Braunschweig gegen Jena einen Sieg einfahren konnte, ließ den Fußballlehrer erneut Lob kundtun: "Alle wussten, dass nur ein Sieg hilft in dieser nicht gerade einfachen Partie, bei einem Gegner, der viele erfahrene Spieler verfügt. Sie haben die Aufgabe sehr, sehr ordentlich gelöst. Das Herzschlagfinale kann damit weitergehen."

 

In dem wartet mit dem VfR Aalen ein Gegner, der personell ebenfalls mehr als respektabel besetzt ist. Mit Petrik Sander wurde für Edgar Schmitt ein Trainer geholt, der Energie Cottbus seinerzeit in die 1. Bundesliga führte, dem wiederum mit Jürgen Kohler ein verdienter Ex-Nationalspieler als Manager zur Seite stand. Zudem hatten sich die Süddeutschen zur Winterpause noch einmal verstärkt. So wurden u.a. mit Petr Ruman (FSV Mainz 05), Robert Lechleiter (SpVgg Unterhaching und Hansa Rostock), Vitus Nagorny (Bayern München II), David Müller (Rot-Weiß Oberhausen) einige weitere namhafte Kicker verpflichtet. Doch Sander und Kohler sind seit kurzem Vergangenheit und die Aalener kämpfen weiterhin um den Klassenerhalt. Zuletzt mit großem Erfolg, als man die Stuttgarter Kickers mit 4:1 besiegte. "Man konnte sehen, dass in Aalen konzeptionell schon an der kommenden Saison gearbeitet wurde, nachdem die Hinrunde von einem schlechten Start begleitet war", ist Meier sicher. Doch die Personalien anderer Vereine dürften für ihn ohnehin nachrangig sein, wo doch sein eigenes Team weiterhin mit gravierenden Ausfällen leben muss:
Wie dem von Ahmet Cebe, der nach seiner 5. Gelben Karte eine Pause einlegen muss. Oder Olivier Caillas, der weiterhin auf Krücken angewiesen ist. Auch hinter einem Einsatz von Robert Palikuca, der am Mittwoch mit spürbaren Nachwirkungen einer gerade überstandenen Grippe auf der Bank saß, steht ein Fragezeichen. Wenigstens Ranisav Jovanovic kann nach abgesessener Sperre wieder mitspielen.

 

Da Jens Langenekes Einsatz weiterhin mehr als fraglich ist, sind in Ahlen 19 Akteure versammelt. Sebastian Michalsky ist mit dabei und könnte im Kader stehen, wenn der Abwehrchef erneut ausfallen sollte. Danach sah es zumindest am Freitagnachmittag aus, als Langeneke die Übungseinheiten unter der Aufsicht von Physiotherapeut Bernd Restle vorzeitig abbrechen musste. Und dass auch "Stephan Sieger auf Gedeih und Verderb" ins kalte Wasser geworfen wurde, glaubt man Norbert Meier gern. Dafür war Marco Christ auch bei der Abschlusseinheit wieder mit Feuereifer dabei, als Fortuna die städtische Sportanlage "Im Spiesel" zu einem leichten Trainings nutzte. Christs Einsatz gegen seinen Ex-Club scheint nichts im Wege zu stehen, wie auch die Blessuren von Bekim Kastrati und Andreas Lambertz keine nachhaltigen Folgen zu haben scheinen.
"Uns bleiben momentan nicht mehr viele Akteure. Ich hoffe daher, dass uns die Fans wieder so gut unterstützen wie am Mittwoch." Denn deren Support gegen FC Carl Zeiss war einmal mehr vorbildlich, wie Meier betonte. Die dürften zahlreich anreisen in Baden-Württemberg, wenn man den Vorverkauf und die zahlreichen Busse, die sich auf den Weg machen, zugrunde legt.

 

Immerhin befindet sich Fortuna seit Mittwochabend in einer Doppelrolle: Die des Verfolgers (Unterhaching) und gleichzeitig des Verfolgten (SC Paderborn). Ob seine Mannschaft nach der harten Woche erste Verschleißerscheinung zeige? Sicherlich, so Meier, die seien sehr wohl zu erkennen. Meier weiß, wovon er spricht. Schließlich war er lange genug selbst aktiv am Ball. "Ich habe die glücklichen Gesichter gesehen nach dem Spiel am Mittwoch. Momentan geht es nicht darum, ob man müde ist, sondern es ist der Glaube an sich selbst, der zählt." Und der kann bekanntlich Berge versetzen.

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