Willi Marzok verstorben
Aufstiegsspieler von 1966 wurde 74 Jahre alt
Fortuna muss wiederum einen schmerzlichen Fortgang eines verdienten Spielers beklagen: Willi Marzok, von 1965 bis 1967 Stürmer in Reihen Fortunas, ist am 26. Mai, kurz vor seinem 75. Geburtstag, verstorben. Dies teilte seine Familie am Sonntag mit.
Marzok, gebürtiger Neusser, erlernte das Fußballspielen von der Pike auf in der Jugend der DJK Rheinkraft. Sein Talent war unverkennbar, sodass sich sein Vater auf die Suche nach einem namhafteren Verein machte. Nach zweimaligem Vorspielen bei Trainer Kuno Klötzer vermochte er zu überzeugen und erhielt einen Zwei-Jahres-Vertrag bei den Rot-Weißen.
Dass er eher schmächtig gebaut war, kompensierte er durch Kondition, Ballsicherheit, schnellen Antritt und Dribblings, die manchen Gegenspieler verzweifeln ließen.
Gleich in seinem ersten Pflichtspiel zum Start der Saison 1965/66 glänzte er bei Preußen Münster durch beide Tore zum 2:0-Auswärtssieg. Im weiteren Verlauf kam er 23 Mal zum Einsatz und erzielte nochmals vier Treffer: Sein Anteil am Gewinn der „Westdeutschen Fußballmeisterschaft“ 1966. In der anschließenden Aufstiegsrunde zur Bundesliga stand Marzok gleich in der ersten Partie gegen die Offenbacher Kickers auf dem Platz.
Fortuna stieg bekanntlich auf, doch in der nachfolgenden Saison kam er nur noch auf drei Einsätze. Dabei gebrach es ihm nicht an Qualität für die Bundesliga, sondern Auslöser war eine folgenschwere Unbedachtheit. Trainer Klötzer hatte ihm nämlich empfohlen, mehr Selbstbewusstsein zu entwickeln - und sich vor allem von den Ratschlägen seines Vaters freizumachen. Marzok konterte spontan, dass für ihn niemand außer seinem Vater maßgeblich sei. Klötzer fühlte sich düpiert und strafte seinen Spieler fortan mit Missachtung. Später räumte Marzok selbst ein: „Mitte der 1960er Jahre durfte sich ein junger Spieler nicht so äußern.“ Folgerichtig wurde sein Vertrag im Frühjahr 1967 nicht verlängert.
Doch fand Marzok bei Holstein Kiel eine neue sportliche Heimat. Die „Störche“ galten in der Regionalliga Nord als ambitionierte Anwärter auf den Bundesliga-Aufstieg. Schnell fand sich Marzok in der neuen Umgebung gut zurecht - was auch Benno Beiroth, über Jahrzehnte Funktionär und Ehrenmitglied der Fortuna, bestätigen konnte, da er an der Ostsee zwei Jahre lang mit Marzok in einem Team spielte, bevor er zur Fortuna wechselte.
1970 zog es Willi Marzok zurück ins Rheinland, wo er zunächst bei VfR Neuss spielte und bei Bayer 04 Leverkusen seine Karriere 1973 ausklingen ließ. Auch wenn er anschließend im Hauptberuf bei einer großen Düsseldorfer Installationsfirma tätig war: Sein Wissen über den Fußball gab er als Trainer fast ein Vierteljahrhundert lang an die Jugend des VfR Büttgen weiter. Dorthin gelotst hatte ihn Berti Vogts, weil sich beide aus früheren Jugend-Auswahlmannschaften kannten und Vogts zeitweise Cheftrainer in Büttgen war.
Willi Marzok hat jedoch nie großes Aufhebens über seine Karriere und Erfolge gemacht. Er war eher ein bescheidener, introvertierter Charakter, dem seine Familie zeitlebens - noch vor dem Fußball - das Wichtigste blieb.
Fortuna Düsseldorf nimmt Abschied von Willi Marzok und wird ihm allzeit ein ehrendes Andenken bewahren. Tiefe Anteilnahme und Mitgefühl aller Fortunen gelten seiner Familie und Freunden.