02.07.2010 | 1. Mannschaft

Erich Deuser vor 100 Jahren geboren

Düsseldorfer Physiotherapeut war einer der Helden von Bern

Er galt als der Mann mit den "heilenden Händen", er verglich seine Finger mit Radarstrahlen, die ihm verrieten, ob ein Spieler gesund war: Erich Deuser, zunächst 20 Jahre bei Fortuna Düsseldorf und danach in 303 Spielen für die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft tätig. Bei sieben Olympischen Spiele sorgte er für das Wohlergehen der Athleten. Kein Wunder, dass Deuser lange Zeit der bekannteste Physiotherapeut Deutschlands war. Heute vor 100 Jahre erblickte er in Düsseldorf das Licht der Welt.

Im Düsseldorfer Stadtteil Bilk geboren und aufgewachsen legte er - als gelernter Drogist - mit 21 Jahren seine Staatsprüfung als Masseur mit der Note "sehr gut" ab. Schon bald eröffnete er eine eigene Praxis und orientierte sich recht rasch nicht nur an herkömmlichen Behandlungsmethoden. Im Alter von 30 Jahren, er war als Soldat im Einsatz, ereilte Deuser eine Diphterie-Erkrankung, in deren Folge er über ein Jahr gelähmt war. Nicht zuletzt durch Eigentherapie und einer gehörigen Portion Durchhaltevermögen wurde Deuser wieder vollständig gesund. Doch dieser Einschnitt in seinem Leben führte dazu, dass er in der Folgezeit mit noch größerem Ehrgeiz und dem ihm angeborenen Wissensdurst nach immer neuen Therapieformen - wie die Unterwassermassage - suchte und dadurch ständig bessere Qualitäten entwickelte. Selbst Naturheilkunde fand Berücksichtigung in einer Zeit, da die Medizin eher auf die Segnungen der Pharmaindustrie fixiert war.

 

In seiner Zeit bei der Fortuna lernte Deuser auch den damaligen Trainer der Deutschen Nationalmannschaft, Sepp Herberger, kennen. So kam es, dass der Düsseldorfer beim Länderspiel gegen Luxemburg am 23.12.1951 sein Debüt gab. Am Ende, 1982, sollten mehr als 300 Einsätze in seiner persönlichen Bilanz stehen - folglich war er auch an den Weltmeisterschafstiteln 1954 und 1974 beteiligt. Er selbst blieb immer bescheiden im Hintergrund, das große Lob zollten ihm hingegen viele Persönlichkeiten des Sports. Wie Sepp Herberger, der Deuser 1954 attestierte, "dass er so wichtig ist wie Fritz Walter und Max Morlock." Oder Bernd Hölzenbein, Weltmeister von 1974: "Wir sagten ihm Wunderkräfte nach, der war so was wie eine Lichtgestalt." Oder Karl-Friedrich Haas, Silbermedaillen-Gewinner über 400 Meter in Melbourne 1956, dessen Einsatz bei den Olympischen Spielen höchst ungewiss war: "Als keiner mehr half, half Erich Deuser." Und Ex-Bundestrainer Helmut Schön war sicher, dass Deuser "im Mittelalter als Hexenmeister verbannt worden wäre."

 

Neben seinen außerordentlichen Begabungen wusste Deuser mit eigens entwickelten Therapie-Hilfsmitteln zu trumpfen, die bis heute in der Sportwelt ein Begriff geblieben sind. Beispielsweise das Deuser-Band, das in seiner Urform auf einem Fahrradschlauch basierte und beste Wirkung beim Muskelaufbau zeigte. Dass er nebenbei noch als sechsfacher Buchautor glänzte, passt zu der Vita dieser Ausnahmepersönlichkeit, die als zuverlässiger und untadliger Charakter galt, der einen großen Freundeskreis hatte.

 

Erich Deuser verstarb in seiner Heimatstadt Düsseldorf am 19. Juni 1993 - wenige Tage also vor seinem 83. Geburtstag.

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