„Ein schönes Gefühl, das Spieltagserlebnis für die Menschen zu verbessern“
Zum Tag des Ehrenamts: Die Blindenreporter der Fortuna im Interview
Seit mehr als zwölf Jahren sind sie aus der Arena nicht mehr wegzudenken: Die Fortuna-Blindenreporter Frank Breuers, Andreas Hecker, Robin Kleinschnitz, Uwe Mies, Andreas Nitsche und Fabian Wienhusen machen die Heimspiele für die sehbehinderten und blinden Fans im Stadion erlebbar. Darüber hinaus ist ihre Live-Reportage in der offiziellen App der Rot-Weißen abrufbar. Unter der Leitung von Stefan Felix, dem Hauptverantwortlichen für Inklusion bei F95, sind die Blindenreporter ehrenamtlich für Fortuna tätig. Zum Tag des Ehrenamts haben wir sie zu ihrer Arbeit interviewt.
Wie bereitet Ihr euch auf ein Heimspiel der Fortuna vor? Gibt es dabei spezielle Herausforderungen?
Die Vorbereitung beginnt bereits im Laufe der Woche, um uns möglichst umfassend und korrekt über den kommenden Gegner zu informieren. Dazu gehören die Analyse des Kaders, taktische Stilmittel, Transferaktivitäten und aktuelle Entwicklungen. Unsere Hauptquellen sind dabei die sehr nützlichen Spieltagsmappen der DFL, die Pressekonferenzen von Fortuna und des Gegners sowie Plattformen wie Kicker und Transfermarkt. Mit diesen Informationen erstellen wir persönliche Spieltagsmappen, die die wichtigsten Details kompakt zusammenfassen. Sobald wir die finalen Informationen erhalten, wird alles aktualisiert.
Wie sieht eure Arbeit am Spieltag konkret aus? Worauf müsst Ihr dabei achten?
Am Spieltag sind wir in der Regel 75 Minuten vor Anpfiff im Stadion, um unseren Arbeitsplatz vorzubereiten. Dazu gehören Unterlagen, Kaderdetails und die Aufstellungen, die wir etwa 60 Minuten vor Anpfiff abrufen. Außerdem führen wir einen Funktionstest der Anlage durch und stimmen uns im Team über Details wie die Aussprache von Spielernamen ab. Auch wer welche Schwerpunkte in den Vorberichten übernimmt, klären wir. Nach zwölf Jahren ist vieles davon Routine, aber es bleibt ein wichtiger Teil unserer Arbeit.
Inwiefern unterscheidet sich eure Reportage von einer klassischen Reportage, beispielsweise im Fernsehen oder Radio?
Unsere Reportage ist tatsächlich grundlegend anders. Der Fokus liegt darauf, das Spiel und die Atmosphäre so anschaulich wie möglich zu beschreiben. Dabei helfen wir den Zuhörern, sich durch genaue Verortungen und detailreiche Beschreibungen ein Bild zu machen – sei es das Einlaufprozedere, Publikumsreaktionen oder Standardsituationen. Wir kommentieren weniger, sondern konzentrieren uns auf die Live-Reportage: Wie ist die Körpersprache der Spieler? Was passiert in einer Spielpause? Wer bereitet sich auf eine Einwechslung vor, und warum könnte der Trainer so entscheiden? All diese Details sorgen dafür, dass die Zuhörer das Geschehen im Stadion lebendig miterleben können. Natürlich fließen auch mal eigene Meinungen mit ein. Wir sind im Vergleich zur Radio-Reportage nochmal enger am Geschehen. Oftmals werden bei jedem einzelnen Ballkontakt und bei jedem einzelnen Abspiel die Spielernamen samt deren Positionen auf dem Feld genannt.
Warum brennt Ihr so für dieses Ehrenamt?
Seit zwölf Jahren erleben wir, wie wir den 20 bis 30 sehbehinderten und blinden Fans im Stadion – sowie den vielen Zuhörern über die App – einen echten Mehrwert bieten können. Es ist ein schönes Gefühl, das Spieltagserlebnis für die Menschen zu verbessern. Zudem unterstützen wir den Verein dabei, seine soziale Verantwortung wahrzunehmen und ein Zeichen für Inklusion zu setzen. Die hohe Qualität unserer Arbeit zeigt, dass auch ein Ehrenamt in diesem Bereich auf Bundesliga-Niveau stattfinden kann.
Was würdet Ihr anderen Menschen sagen, die überlegen, sich ehrenamtlich zu engagieren?
Ehrenamtliche Tätigkeiten geben einem ein gutes Gefühl und die Möglichkeit, etwas zurückzugeben. Es ist etwas Besonderes, anderen Menschen Freude zu bereiten und ihnen ein Stück Alltag zu verschönern. Mit einem solchen Engagement kann man nicht nur anderen helfen, sondern auch selbst wertvolle Erfahrungen sammeln. Daher ist unser Appell an die Fans draußen: Wenn Ihr Zeit habt und etwas Gutes tun wollt, dann engagiert Euch ehrenamtlich!