05.01.2011 | 1. Mannschaft

Der Kultklub im Wandel

St. Pauli investiert in seine Infrastruktur

Wie kein anderer Verein im deutschen Profifußball lebt der FC St. Pauli von seinem Image als Kultverein. Während die Mannschaft von Holger Stanislawski in der Bundesliga für ihr großes Ziel, den Klassenverbleib, nur von Spiel zu Spiel schaut, stellen die Macher an der Elbe mit der Stadionmodernisierung und dem Bau eines neuen Trainingsgeländes die Weichen für die Zukunft. Es ist in diesen Tagen viel los beim selbst ernannten "Weltpokalsiegerbesieger".

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Bei vielen im Umfeld der Reeperbahn scheinen die Ereignisse zum Ende der Saison 2002/2003 einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben. Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga drohte der Kiez-Klub aufgrund einer Finanzlücke von 1,95 Millionen Euro, die innerhalb von drei Monaten geschlossen werden musste, für mehrere Jahre in der sportlichen Bedeutungslosigkeit zu versinken. Just in diesem Moment zeigte sich der besondere Spirit, der alle Fans des Hamburger Traditionsvereins verbindet. Dank einer einmaligen Rettungsaktion, vom Verkauf der legendären "Retter-T-Shirts" bis zum Benefizspiel gegen den FC Bayern München, stemmten Fans, Mitglieder und Sympathisanten den zur Lizenzierung für die Regionalliga Nord benötigten Betrag und das in weniger als drei Monaten.

Sieben Jahre später blickt der Verein, dessen Fans - weit über die Bundesgrenzen hinaus - eine Totenkopffahne als Erkennungszeichen führen, in eine rosige Zukunft. Sportlich geht es am Millerntor seit der Inthronisierung von Ex-Spieler Holger Stanislawski als Trainer im November 2006 stetig aufwärts. Im ersten Halbjahr nach der Rückkehr in die Beletage des deutschen Fußballs liegt der Kiez-Klub als Tabellenfünfzehnter auf Kurs Klassenerhalt. Stanislawski vertraut weitestgehend seinem Aufstiegspersonal, das in der vergangenen Saison mit erfrischendem Offensivfußball die Zweite Liga durchwirbelte, ergänzt durch die bundesligaerfahrenen Ex-Schalker Gerald Asamoah und Carlos Zambrano sowie Offensivallrounder Fin Bartels.

Und auch abseits des grünen Rasens geben die Hamburger mächtig Gas. Das altehrwürdige Stadion am Millerntor auf dem Heiligengeistfeld, direkt im Herzen der Hansestadt, wird seit 2006 schrittweise modernisiert. Alle vier Tribünen werden nacheinander abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, während die drei anderen Tribünen für den normalen Stadionbetrieb zur Verfügung stehen. 2014 soll die neue Heimat der Kiez-Kicker fertiggestellt sein und dann 27.500 Zuschauern Platz bieten. Parallel dazu wird das Trainingsgelände der Paulianer an der Kollaustraße - nach dem Vorbild des FC Arsenal - umgebaut. Künftig stehen dem nach eigenen Angaben "etwas anderen Verein" zwei Naturrasenplätze, davon einer mit Rasenheizung, ein Kunstrasenspielfeld und ein nagelneues Funktionsgebäude zur Verfügung. Die Verantwortlichen im Kultklub erhoffen sich durch die verbesserten Trainingsbedingungen eine Weiterentwicklung im sportlichen Bereich.

Noch in der vergangenen Saison standen sich die Fortuna und St. Pauli in der 2. Bundesliga gegenüber. In Hamburg unterlag die Fortuna am 12. Spieltag recht unglücklich mit 1:2 (Tor: Jens Langeneke). Das Rückspiel in der ESPRIT arena brachte vor der stattlichen Kulisse von 47.200 Zuschauern (!) einen 1:0-Erfolg (Tor: Sebastian Heidinger) über die "Kiezkicker". Am heutigen Sonntag gibt es bei der ersten Teilnahme der Hamburger beim Stadtwerke Düsseldorf Wintercup 2011 das schnelle Wiedersehen der beiden Clubs.

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