30.06.2011 | Verein

In memoriam - Bruno Recht wäre heute 90 Jahre alt geworden

Früherer Fortuna-Präsident verstarb vor 13 Jahren

Er stand der Fortuna gleich zweimal als 1. Vorsitzender voran und prägte die Entwicklung des Vereins ganz entscheidend. 14 Jahre lang war der frühere Düsseldorfer Ratspolitiker von Januar 1962 bis zum Sommer 1976 Fortuna-Präsident. In seine Ära fiel somit der erste Bundesliga-Aufstieg des Vereins (1966) sowie, nach der erneuten Rückkehr ins Fußball-Oberhaus (1971), die erfolgreichste Zeit der Rot-Weißen in der Bundesliga unter Trainer Heinz Lucas, als die Fortuna zweimal den 3. Platz belegte und sich gleich mehrfach für den Europapokal qualifizierte. Nach einer freiwilligen Pause kehrte er noch einmal vom September 1982 bis Oktober 1984 in dieses Amt zurück. Fast 17 Jahre also führte er die Geschicke des Vereins.

Ab dem 25. Januar 1962 übernahm der Kaufmann Bruno Recht die Amtsgeschäfte bei der Fortuna von seinem Vorgänger Dr. Franz Loogen. "Ich glaubte damals, gebraucht zu werden", kommentierte er später seinen Entschluss, diese neue Herausforderung anzunehmen. Dabei war er als Geschäftsführer seiner eigenen Holzfachhandlung erst knapp zwei Jahre zuvor in den Verein eingetreten. Doch obwohl er obendrein noch als Lokalpolitiker und FDP-Ratsherr im Sportausschuss der Stadt Düsseldorf saß und somit sportliches Neuland betrat, schien er seine Sache gut zu machen. Denn in den folgenden Jahren wurde der gebürtige Kölner, der seit seinem dritten Lebensjahr in Düsseldorf lebte und als Lieblingsgetränk "Altbier" angab, immer wieder von den Vereinsmitgliedern in seinem Amt bestätigt. Ohnehin war Bruno Recht Zeit seines Lebens immer dem Sport verbunden. In seiner Jugend spielte er beim DSC 99 Fußball, später wechselte er zur Leichtathletik - mit Erfolg. Er wurde westdeutscher Jugendmeister über 400 Meter und Kreismeister mit der 4x100-m-Staffel.

1966 schaffte er (passend zu seinem 45. Geburtstag) - gemeinsam mit seinem Führungskreis im Verein - die Grundlagen für den erstmaligen Bundesliga-Aufstieg - wenn auch nur für eine Spielzeit ("Das war wohl die dunkelste Stunde meiner Zeit als Präsident"). Für seine Verdienste rund um den Club wurde ihm bereits vor Saisonbeginn die Silberne Ehrennadel verliehen. Im Dezember 1970 sollte sogar die Goldene Ehrennadel folgen. In seine frühe Amtszeit fallen außerdem der Bau des Klubhauses sowie die Modernisierung der Sportanlagen am Flinger Broich, damals wie heute die Heimstätte der Fortuna. 1971 feierte dann der "Präses", wie er von allen gerufen wurde, nicht nur seinen 50. Geburtstag; vielmehr gelang der Fortuna erneut passend zu seinem persönlichen Jubiläum der zweite Aufstieg in die Bundesliga - diesmal sollte die Zugehörigkeit zur Erstklassigkeit immerhin 16 Jahre andauern.

 

Bruno Recht - ein Mann, der seinen Worten Taten folgen ließ

Doch der Aufstieg brachte auch Probleme mit sich. Das Rheinstadion stand im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland wegen des Umbaus nicht zur Verfügung. Die Rückkehr in die alte Heimat an den Flinger Broich hatte eher nostalgischen Wert, denn finanziell bedeuteten die geringeren Zuschauereinnahmen, dass die Fortuna mehr und mehr in die roten Zahlen abzurutschen drohte. Doch Recht, der auch im Heimat- und Brauchtumswesen engagiert war, bereinigte dieses Problem auf seine rheinisch-unkomplizierte Art. Mit einer persönlichen Bürgschaft in Höhe von 600.000 D-Mark (knapp 307.000 Euro) stand er für den Verein gerade. Dabei war seine Maxime im Amt stets: Keine Risiken! "Spieler, an denen wir interessiert sind, dürfen in ihren Gehaltsvorstellungen nicht unseren Rahmen sprengen." So mancher Transfer kam somit nicht zustande. Seine Einstellung zur Fortuna-Familie definierte er ebenfalls sehr bestimmt: "Von Mitbestimmung halte ich nicht viel, wenngleich ich auch auf meine Mitarbeiter angewiesen bin. Ich verlange Anständigkeit, und Fairness, wie ich sie auch gelten lasse." Bei aller Autorität legte er daher immer wieder Wert darauf festzustellen, dass er ohne die fleißigen Helfer nicht auskommen würde.

Trotz des eingeschlagenen "Sparkurses" und - im Gegensatz zu manch anderem Profi-Verein - ohne öffentliche Zuschüsse sollte sich die Fortuna in den folgenden Jahren, in denen er die Geschicke des Vereins führte, zu einer Zugnummer im deutschen Fußball entwickeln. Immerhin zweimal erreichte das Team von Trainer Heinz Lucas einen dritten Platz und startete gleich mehrfach im UEFA-Pokal (heute Europa League).

 

Der Abschied und eine zweite Amtszeit

Auch in seiner beruflichen Karriere, die er parallel neben seinem Beruf vorantrieb, stellte sich der Erfolg ein. Passend zum 5-Jahres-Rhythmus wurde er im Jahr 1976 an seinem 55.Geburtstag zum Bürgermeister der Landeshauptstadt Düsseldorf proklamiert (der er noch bis 1989 war). Dies bedeutete zugleich den vorübergehenden Abschied von der Fortuna. Sein Nachfolger bei der Fortuna wurde kommissarisch Dr. Hubert Nebe. Auf ihn folgten Kurt Schneider und Hans-Georg Noack. Im September 1982 kehrte Bruno Recht dann noch einmal zurück, weil der vorherige Vorstand seinen Rücktritt angekündigt hatte und kein anderer Kandidat gefunden wurde. Doch die sportliche Glanzzeit war längst vorbei. Die einst schillernde Fortuna - finanziell ohnehin nicht auf Rosen gebettet - war sportlich zur grauen Maus mutiert. Indes sollten in der Saison 1983/84 immerhin noch einige Glanzlichter folgen. Dies waren ein 7:0(!)-Heimsieg gegen Borussia Dortmund und ein 5:0 über Kickers Offenbach sowie die beiden 4:1-Erfolge in einem fast ausverkauften Rheinstadion mit über 60.000 Zuschauern gegen Borussia Mönchengladbach und den FC Bayern München. Doch es gab auch zahlreiche Rückschläge und deutliche Niederlagen. Zum Ende der Saison kam die Mannschaft nur ganz knapp um die Relegation herum. Zum Zielobjekt der Kritik wurde mehr und mehr eine Person: Präsident Bruno Recht. Es entwickelte sich eine regelrechte Schlammschlacht hinter den Kulissen und in der Öffentlichkeit - sogar vor laufenden Kameras. Im Herbst 1984 verzichtete Recht daher auf eine erneute Kandidatur und beendete damit seine Funktionärskarriere bei der Fortuna.

 

Ein viel zu kurzer Ruhestand

Im Mai 1997 verkaufte Bruno Recht sein Unternehmen und zog sich spät in den Ruhestand zurück. Nur ein Jahr blieb ihm dabei vergönnt. Er verstarb am 8. Mai 1998 nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 76 Jahren. Die damalige Oberbürgermeisterin von Düsseldorf, Marlies Smeets, würdigte ihn als einen politischen Wegbegleiter, der als kritisch und unbequem galt, aber vor allem preiste sie ihn als alten Freund: "Wir sind beide ein langes Stück Weg gemeinsam gegangen. Dabei waren wir keineswegs immer einer Meinung. Aber beeindruckt haben mich an Bruno Recht seine Offenheit und seine unkonventionelle Art, Probleme anzupacken." Fortuna Düsseldorf wird ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren. (ah)

 

Bildnachweis: Vereinsarchivar Marco Langer

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