29.06.2013 | 2. Mannschaft

Zwote: Betrachtungen zur Rückrunde der letzten Saison

Dank einer tollen Aufholjagd schaffte die U 23 den Klassenerhalt

Die U 23 von Fortuna Düsseldorf bereitet sich derzeit auf die kommende Saison vor. In der vergangenen Spielzeit schaffte das Team von Trainer Taskin Aksoy mit einer sensationellen Rückrunde noch den Klassenerhalt. Hier noch einmal ein Rückblick auf die tolle Aufholjagd im ersten Halbjahr 2013.

Zum Abschluss der Hinrunde der Regionalliga West der Saison 2012/2013 belegte die Zwote mit vierzehn Punkten den letzten Tabellenplatz. Der Rückstand auf  Platz 14, dem ersten offiziellen Nichtabstiegsplatz, betrug zwar „nur“ fünf Punkte, aber  angesichts ihrer bisherigen mageren Torausbeute in der Offensive und einer eklatanten Heimschwäche glaubten nur noch die größten Optimisten daran, dass die Flingeraner, die bereits zu Beginn der Saison als klarer Absteiger gehandelt worden waren, den Klassenerhalt noch schaffen würden. In der Rückrunde, die geprägt war von zahlreichen wetterbedingten Spielausfällen und ganzen Serien von Nachholspielen, präsentierte sich aber eine völlig andere Mannschaft, die das Feld von hinten aufrollte und die Liga nicht nur sicherte, sondern am Ende sogar noch auf dem 12. Tabellenplatz landete.

Wesentliche Veränderungen

Zwei Stammspieler der Zwoten wechselten in der Winterpause den Verein. Sebastian Michalsky, bis dahin Kapitän der Mannschaft, ging zu den Sportfreunden Baumberg, und Jeron Hazaimeh spielt nun für den Drittligisten Chemnitzer FC. Dem gegenüber standen die überraschenden Neuverpflichtungen von gleich drei ehemaligen Fortunen: Oliver Hampel, Hamza Cakir und Christian Weber. Oliver Hampel musste jedoch trotz bester Absichten bereits nach kurzer Zeit aufgrund einer hartnäckigen Verletzung seine Karriere als Fußballer beenden. Hamza Cakir hat den Verein mittlerweile wieder verlassen. Christian Weber dagegen wurde zu einem der wichtigsten Leistungsträger der Mannschaft und führte diese als Kapitän zum Erfolg. Ebenfalls verpflichtet wurden Volkan Ekici für das Mittelfeld und Dennis Zaworski für das Tor.

Integration des Nachwuchses

Ungewöhnlich und bemerkenswert war die Tatsache, dass Trainer Taskin Aksoy unter dem Druck des Abstiegskampfes sogar die mutige wie erfolgreiche Integration einiger Spieler der U19-Bundeligamannschaft gelang. Muhammet Karpuz, inzwischen mit einem Vertrag als Lizenzspieler ausgestattet, und Ihlas Bebou wurden nicht nur sofort zu Stammspielern, sondern leisteten einen wesentlichen Beitrag zum Klassenerhalt. Weiteren U19-Spieler, die zum Einsatz kamen und ihre Sache sehr gut machten, waren Kaan Akca, Mergim Fejzullahu, Samuel Piette und Robin Urban.

Der Plan

Taskin Aksoy und sein Co-Trainer Amir Ben Said hatten aus der verkorksten Hinrunde offensichtlich die richtigen Schlüsse gezogen, Stärken und Schwächen der Mannschaft analysiert und „einen Plan“ erstellt, wie der Trainer häufiger in den Pressekonferenzen anmerkte. Die Grundlage dieses Plans war keine mysteriöse Fußball-Philosophie, sondern wohl die pragmatische wie einfache Erkenntnis, die Schwächen der Mannschaft durch ihre Stärken zu kompensieren. Die größte Schwäche in der Hinrunde, in der viele Spiele nur knapp und teilweise unglücklich verloren wurden, waren der Angriff und entsprechend die Torausbeute. Die größte Stärke waren Torwart und Abwehrreihe. Dazu kam ein solides Mittelfeld, dass durch Christian Weber noch mehr Stabilität und Sicherheit gewann. Logische Konsequenz: Aus einer soliden Abwehr über ein stabiles Mittelfeld mit Qualitäten zur Balleroberung einen effektiven Konterfußball spielen. Die Umsetzung dieser Strategie funktionierte insgesamt auswärts sehr gut, aber auch die Kurve der Heimbilanz der Zwoten verzeichnete vermehrt einen eindeutigen Aufwärtstrend. Für diese Taktik erntete Taskin Aksoy von Kollegen der anderen Vereine, je nach Spielausgang, sowohl Respekt als auch Kritik. Insgesamt aber überwog mit dem nahenden Saisonende und dem unaufhaltsamen Aufstieg der Zwoten in der Tabelle auch bei den anderen Vereinen die Anerkennung für die Leistung der Zwoten in der Rückrunde.

Rückrundenverlauf

Nach einem Remis bei der U23 von Borussia Mönchengladbach (0:0), einem Sieg bei der SSVg Velbert (1:0) und einer Auswärtsniederlage gegen den Wuppertaler SV (1:3) startete die Zwote mit ihrem ersten Heimsieg der Saison gegen den VfL Bochum II (2:0) eine Serie von sieben Spielen ohne Niederlage. Weitere Dreier gelangen zu Hause gegen den SC Verl (2:1), auswärts beim 1. FC Köln II (1:0) und erneut im Paul-Janes-Stadion gegen den SC Fortuna Köln (2:0). Zwei Begegnungen, zu Hause gegen den VfL Sportfreunde Lotte und Rot-Weiss Essen, endeten jeweils 1:1. Mit insgesamt achtzehn gewonnen Punkten hatte die Zwote den Anschluss zu den Nichtabstiegsplätzen gefunden und war laut Taskin Aksoy „wieder in der Verlosung“. Die erste Niederlage nach dieser Serie musste die Zwote im Heimspiel gegen Rot-Weiß Oberhausen (0:2) einstecken. Nach einem weiteren Sieg in Bergisch Gladbach (2:0) patzten die Flingeraner ausgerechnet im wichtigen Heimspiel gegen den VfB Hüls (0:1), einem direkten Mitkonkurrenten um den Klassenerhalt. Es folgten zwei Unentschieden gegen zwei weitere Kellerkinder der Tabelle, den FC Kray (0:0) und Bayer Leverkusen II (0:0), und nach einer Niederlage bei der U23 des FC Schalke 04 (1:3) hatte sich die Zwote trotz ihrer bemerkenswerten Aufholjagd immer noch nicht entscheidend von den Abstiegsplätzen absetzen können. Die große Qualität der Mannschaft aber war, dass sie sich niemals aufgab und entgegen allen Prognosen noch gegen drei starke Vereine aus der oberen Tabellenhälfte, auswärts im immer wieder verschobenen Nachholspiel bei den Sportfreunden Siegen (2:1) und Viktoria Köln (3:1) sowie zu Hause gegen den SC Wiedenbrück 2000 (3:1), neun weitere Punkte holte. Trotz dieser beeindruckenden Bilanz fiel die Entscheidung aufgrund der geringen Punkteabstände in der Abstiegszone erst in der allerletzten Minute des letzten Spiels gegen den MSV Duisburg II (1:1) durch einen kurz vor dem Abpfiff von Alexander Nandzik verwandelten Strafstoß. Mit diesem Unentschieden vor rund 2200 Zuschauern hatte die Zwote als eine der besten Rückrundenmannschaften den Klassenerhalt unter Dach und Fach gebracht. Eine hervorzuhebende Leistung der Rückrunde ist, dass der Zwoten das Kunststück gelungen ist, alle drei Vereine aus Köln auf ihrem eigenen Terrain zu besiegen!

Abwehr

Wie bereits in der Hinrunde war Tim Boss ein zuverlässiger Rückhalt, der seine Abwehr immer im Griff hatte und schließlich zum Stammtorhüter avancierte. Nikolaos Papadopoulos konnte verletzungsbedingt nur wenige Partien absolvieren, und Dennis Zaworski kam nicht zum Einsatz. Jörn Zimmermann und Alexander Nandzik, die bereits in der Hinrunde zu den größten Leistungsträgern zählten, waren auch in der Rückrunde auf der rechten und linken Abwehrseite eine Bank. Beide trieben „nach Plan“ das Spiel aus der Abwehr heraus über die Außen immer wieder nach vorne. Nandzik unterstrich seine Effizienz mit drei wichtigen Toren. Er erzielte den wichtigen Führungstreffer zum 1:0 aus dreißig Metern im Heimspiel gegen den SC Verl, verwandelte gegen seinen Heimatclub SV Bergisch Gladbach einen wichtigen Strafstoß und am letzten Spieltag in der Nachspielzeit gegen den MSV Duisburg souverän den für den Klassenerhalt der Zwoten alles entscheidenden Elfmeter. Zimmermann konnte die Saison verletzungsbedingt nicht zu Ende spielen. Muhammet Karpuz aus der U19 übernahm seine Position, die er mit einer für sein Alter erstaunlichen Abgeklärtheit und Übersicht ausfüllte. Die Innenverteidigung, die zum Ende der Hinrunde etwas gewackelt hatte, wurde mit der Rückkehr des erfahrenen Tobias Klemt wieder stabilisiert. Evans Nyarko hat mit seiner konstant guten Leistung das Interesse anderer Vereine geweckt und ist inzwischen zur U 23 von Borussia Dortmund in die 3. Liga gewechselt. Gemeinsam war diese zuverlässige Abwehrreihe ein wichtiges Element in der strategischen Planung von Trainer Taskin Aksoy. Erfolgreiche Gastspiele aus dem Lizenzkader in der Abwehr gaben auch Jens Langeneke mit zwei und Juanan mit vier Einsätzen. Hamza Cakir kam bis zu einer Verletzung in drei Spielen, davon eines über die gesamte Distanz, zum Einsatz.

Mittelfeld

In diesem Mannschaftsteil war der Konkurrenzkampf am größten. Dreh- und Angelpunkt war Mannschaftskapitän Christian Weber, der das Spiel ordnete, als „Abfangjäger“ die meisten Bälle eroberte und diese mit großer Übersicht an seine angreifenden Mitspieler verteilte. Seine Rückkehr aus Aachen war für die Zwote ein Glücksfall und ein wichtiger Faktor für den gelungenen Klassenerhalt. Einmalig wohl seine Entscheidung, nach neunzig Minuten mit der Lizenzmannschaft im Bundesligaspiel bei Hannover 96 nur wenige Stunden später auch mit seiner Mannschaft auswärts gegen den SC Viktoria Köln noch einmal als „bester Mann auf dem Platz“ und Torschütze über die volle Distanz zu gehen. Bastian Müller integrierte sich mit einer stabilen Leistung gut in die Mannschaft und eroberte sich im Mittelfeld einen Stammplatz. Aus dem Lizenzkader in jeweils fünf Spielen eingesetzt wurden Ronny Garbuschewski und Ivan Paurevic, die sich mit engagiertem Einsatz und Toren ebenfalls um den Klassenerhalt verdient gemacht haben. Ivan Paurevic unterstütze Christian Weber als zweiter „Sechser“, während Ronny Garbuschewski das Angriffsspiel über die Flügel ankurbelte. Ebenfalls in dem in allen Spielerkombinationen stark besetzten Mittelfeld spielten Soufian Rami, Fabio Fahrian und Robert Norf. Volkan Ekici konnte, ebenso wie David Machnik, auch aus Verletzungsgründen nur wenige Spiele bestreiten. Nico Haufe musste wegen einer langwierigen Verletzung die gesamte Rückrunde aussetzen. Die rechte Außenbahn gehörte unbestritten Tugrul Erat, der mit sechs Toren und zwei Assists die interne Torschützenliste anführt und seine sich in der Hinrunde abzeichnende Leistungssteigerung in der gesamten Rückrunde bestätigte. In manchen Situationen müsste er allerdings noch entschlossener auftreten. Marcel Hofrath, gelernter Außenverteidiger und gefährlicher Freistoßschütze, kam in den letzten Spielen im rechten offensiven Mittelfeld zum Einsatz, nutzte diese Gelegenheit mit einer starken Leistung und einem Traumtor in der zweiten Spielminute aus vierzig Metern gegen den SC Wiedenbrück.

Angriff

Die Offensivabteilung blieb auch in der Rückrunde das Sorgenkind der Zwoten. Gesetzt war der schnelle und trickreiche Timm Golley, der insgesamt fünf Tore erzielte. Sein großes Potenzial blitzte immer wieder auf, und er hätte sicherlich einige Treffer mehr erzielt, wenn er im Abschluss häufiger den entscheidenden „Pragmatismus“ gehabt hätte, im Abstiegskampf ein Tor einfach humorlos zu erzielen als dieses auch noch durch technische Kunststückchen zelebrieren zu wollen. Die letzen vier Spiele musste er als ein wichtiger Spieler im Angriff aufgrund eines Platzverweises passen. Der am häufigsten eingesetzte Lizenzspieler war Gerrit Wegkamp, dem vier Treffer gelangen. Diego Rodriguez Diaz hatte drei Tore auf dem Konto, als er verletzungsbedingt die gesamte Rückrunde aussetzen musste. Immer wieder von Verletzungen geplagt war auch Jules Schwadorf (zwei Treffer), der dadurch kaum zum Einsatz kam. Für den sprichwörtlichen „frischen Wind“ im Angriff sorgte in den letzten und entscheidenden Begegnungen der aus der U 19 hochgezogene Ihlas Bebou, der mit Unbekümmertheit, Technik und Schnelligkeit die Abwehr der Gegner immer wieder schwindelig spielte. Mit einem Tor und einem Assist hatte er einen entscheidenden Anteil am Heimsieg gegen den SC Wiedenbrück. Ebenfalls immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen wurde Aliosman Aydin, der aber zum entscheidenden Zeitpunkt wieder fit war und mit seinem Siegtreffer beim SC Viktoria Köln die vorletzte wichtige Weiche in Richtung des Entscheidungsspiels gegen Duisburg stellte. Interessant ist, dass sich die von der Zwoten erzielten 48 Tore auf sechzehn Torschützen verteilen, vierzehn davon auf etatmäßige Stürmer.

Fazit
Die Zwote hat in der Saison der Regionalliga West 2012/2013 sowohl sich selbst, die Verantwortlichen des NLZ sowie Trainerstab, Betreuer und Supporter mit auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle genommen, die von Verärgerung und grenzenloser Enttäuschung bis hin zu überschwänglicher Freude und Euphorie ein breites Spektrum abdeckte. Mehr kann man nicht verlangen! (RR)

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