18.05.2007 | 1. Mannschaft

"Lasst die Jungs nicht im Stich"

Uwe Weidemann appelliert an Mannschaft und Fans zugleich

Fortunas Regionalligateam geht einer ernsten Bewährungsprobe entgegen, wenn die Reserve des Hamburger SV zu Gast sein wird (LTU arena, Samstag, 14 Uhr). Hält die Talfahrt weiter an oder kann sich die Mannschaft von Chefcoach Uwe Weidemann behaupten und sich erhaben zeigen über alle Zweifler, die einen Abstieg in die Oberliga noch für möglich halten? Dem Trainer ist es egal, wie gespielt wird - Hauptsache, es werden Chancen erarbeitet und die Tore fallen für die Rot-Weißen. Und er appelliert an die Fans: "Lasst die Jungs auf dem Platz nicht im Stich!"

Das turnusgemäße Pressegespräch, das vor dem Heimspiel am Freitagnachmittag im Mannschaftsquartier nahe der LTU arena abgehalten wurde, war von kurzen, aber eindeutigen Aussagen geprägt, aus denen sich die Erwartungshaltung von Uwe Weidemann unmissverständlich ableiten ließ: "Sicher haben wir uns die Rückrunde alle anders vorgestellt. Dass wir jetzt noch mal nach unten schauen müssen ist bitter - aber damit müssen wir für den Augenblick leben. Daher ist es umso wichtiger, gegen den HSV drei Punkte einzufahren."
Zwar habe er beim Spiel gegen den FC St. Pauli gute Ansätze gesehen, doch die zwingenden Vorstöße in den Strafraum des Gegners habe er zu häufig vermisst. "Wir müssen den Platz umpflügen - jeder einzelne muss bestrebt sein, seinen Zweikampf zu gewinnen und der unbedingte Wille muss da sein, in den 16er reinzukommen, den Kopf hochzunehmen, zu schauen, ob jemand besser postiert ist und hungrig zu sein, ein Tor erzielen zu wollen. Das erwarte ich!" Es helfe nicht, nur gut mitzuspielen und dann lediglich zwei Torchancen zu erarbeiten. Es ginge weniger darum, schön, sondern einzig darum effektiv zu spielen. Die Verunsicherung sei zwar bei vielen seiner Akteure gegeben, das entbinde jeden einzelnen jedoch nicht davon, zumindest zu versuchen alles zu geben.
Dass dies ausgerechnet gegen HSV II nicht so leicht werden dürfte ist auch dem Ex-Profi an der Seitenlinie bewusst. Schließlich haben die Hanseaten in dieser Saison schon insgesamt neunmal auf einem Aufstiegsplatz gestanden - auch wenn dies für sie nur statistische Qualität hatte. 14 Siege - davon knapp die Hälfte auswärts - stehen zu Buche und somit sind die Blau-Weiß-Schwarzen die beste Zweitvertretung in der 3. Liga. Auch, dass dem Team von Carsten Bäron zuletzt ein 4:2-Erfolg gegen den VfL Osnabrück gelingen sollte - immerhin sah es bis kurz vor Schluss beim Stande von 4:0 für die Hausherren sogar nach einem Kantersieg aus - hinterlässt Eindruck bei der Beurteilung des Gegners, der nach einer zwischenzeitlichen Schwächephase zuletzt dreimal hintereinander siegreich den Platz verlassen konnte. "Dieses Ergebnis zeigt doch, dass sie befreit aufspielen können und wir ein hartes Stück Arbeit vor uns haben. Morgen brauche ich Kerle, die bereit sind alles wegzuschieben und sich nur um da Spiel zu kümmern." Und mit "wegschieben" meinte Weidemann die Erlebnisse der letzten Wochen, die aus dem ehemaligen Aufstiegs- zumindest einen Wackelkandidaten gemacht hat. Im ungünstigsten Falle könnten die Flingeraner am Samstagnachmittag bis auf einen Punkt von den Abstiegsplätzen getrennt sein - mit Aussicht auf zwei verbleibende Meisterschaftspartien (in Kiel und gegen Gladbach), die auf diese Weise Endspielcharakter bekommen könnten.
Daher hofft Uwe Weidemann auch auf die Unterstützung der Anhänger: "Ich bitte diejenigen, die morgen ins Stadion kommen, ihre Enttäuschung außen vor zu lassen und die Jungs 90 Minuten oder länger zu unterstützen. In den meisten Fällen haben unsere Fans das hervorragend getan und die Jungs selbst bei misslungen Aktionen trotzdem unterstützt. Die Fans dürfen die Jungs jetzt nicht im Strich lassen." Denn, das weiß auch der oberste Übungsleiter, "es geht um den Verein, um Arbeitsplätze." Der größte Fehler, den man jetzt machen könne, wäre anzunehmen, es seien noch drei Spiele auszutragen, von denen man eines sicherlich gewinnen werde.
Improvisation und Kompensation sind aber auch gegen die Hamburger einmal mehr gefragt: So wird Henri Heeren nicht im Kader stehen, der sich am Freitag einer internistischen Untersuchung unterziehen musste. Da David Krecidlo gegen St. Pauli seine 5. Gelbe Karte gesehen hatte, ist er gesperrt. Auch eine Rückkehr von Yusuf-Muri Adewunmi ist eher unwahrscheinlich. Immerhin wird Pat Deuß, der vor seiner Verletzung beim Spiel in Leverkusen zwei gute Partien abgeliefert hatte, auf der Bank sitzen. Für einen Einsatz über die volle Distanz ist es indes zu früh für ihn.
"Der Funke muss von uns ausgehen und wir müssen die Fans auf unsere Seite holen." Ein Wunsch, den am Samstag am besten beide Seiten erfüllen: Die Spieler Uwe Weidemanns und (damit) die Fans zugleich.

bundesliga.de

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