"Wir sind krasser Außenseiter!"
Verls Trainer Mario Ermisch vor dem Spiel am Samstag
Der nächste Gast der Fortuna hat schon ein wenig etwas von einem kleinen gallischen Dorf, das sich in dem wohl geistreichsten Zeichentrick aller Zeiten widerspiegelt. So, wie sich Asterix, Obelix und Co. gegen eine Übermacht von Römern gewehrt haben sollen, so mutet der Kampf des SC Verl an: Beheimatet in Ostwestfalen, wo 20.000 Einwohner die Gemeinschaft der Unbeugsamen bilden , war zunächst der Kampf in der eigenen Region für sich zu entscheiden gewesen. Denn immerhin befinden sich die Städte Bielefeld (mit ihrer Zweitvertretung sogar in direkter Konkurrenz) und Gütersloh fast in "Rufweite".
Nachdem man diese Aufgabe gelöst hatte, waren die Verler emanzipiert genug, auch die nächste Herausforderung souverän zu meistern, um sich nun, zum ersten Mal seit vier Jahren, gegen die schier übermächtig wirkenden Gegner in der Regionalliga Nord zu wehren. Bislang mit teilweise respektablem Erfolg, wobei die Mannschaft vom "Stadion an der Poststraße" auswärts stärker als zuhause war. Fortuna muss also gewarnt sein. Damals, bevor den SCV der Abstieg ereilte, gehörten die Ostwestfalen regelmäßig zur Spitzengruppe. Jetzt ist der Wiederaufstieg geschafft, denn souverän setzte sich die Mannschaft von Trainer Mario Ermisch in der abgelaufenen Saison in der Oberliga Westfalen durch. "Unser Ziel ist Platz zehn, das wäre schon sensationell", sagt der Bielefelder Jurist bescheiden. Wir sprachen mit Coach Ermisch vor dem Spiel am Samstag.
Ihre Mannschaft hat sich nach zuvor drei Niederlagen zwischenzeitlich mit einem 3:0 in Lübeck zurückgemeldet. Zuhause gab es aber am Mittwoch wieder eine Niederlage. War der Sieg gegen Lübeck doch nicht der Befreiungsschlag?
Ermisch: "So weit würde ich nicht gehen. Es war ein Lebenszeichen an alle, die uns schon abgeschrieben hatten. Die Mannschaft hat sich in dem Spiel endlich für ihre Mühen belohnt. Doch gegen Oberhausen ist wieder genau das gleiche passiert, wie zuvor: Wir sind wiederum in Rückstand geraten - sogar schon nach zwei Minuten - und mussten in der Schlussphase sogar noch das 0:2 hinnehmen. Wir haben doch bewiesen wie es geht, denn wenn uns wie gegen Lübeck die Führung gelingt, dann kann die Mannschaft dies auch in einen Sieg umsetzen."
Haben Sie den Eindruck, dass Ihre relativ unerfahrene Mannschaft inzwischen in der Regionalliga angekommen ist?
Ermisch: "Ich hoffe das zumindest. Die ersten Spiele, in denen wir verloren haben, waren gar nicht einmal so schlecht. Denn wir hatten auch viel Pech dabei. In Dresden hatten wir außerdem viel zu viel Respekt vor der Kulisse. Aber das haben wir nun einmal erlebt und sollten darauf vorbereitet sein."
Also keine Angst vor dem Auftritt in Düsseldorf?
Ermisch: "Angst sowieso nicht. Wir freuen uns auf das Spiel, auf das Stadion und die Kulisse. Wenn 10.000 Zuschauer da sind, ist es schon fast egal, ob sie gegen dich oder für dich schreien. Hauptsache, sie sind da. Für meine Jungs ist es auf jeden Fall etwas Besonderes."
Wie verschieden sind Ober- und Regionalliga?
Ermisch: "Das kann man schwer beschreiben. Ich hatte bei meiner Mannschaft den Eindruck, dass der Unterschied schon ziemlich groß war. In der Regionalliga braucht man in den Zweikämpfen mehr Kraft und Robustheit. Auch Cleverness ist gefragt und man muss zu jedem Zeitpunkt hellwach sein. Wir lernen aber schnell dazu."
Was glauben Sie ist mit Ihrer Mannschaft machbar?
Ermisch: "Unser maximales Ziel ist Platz zehn. Wenn wir das erreichen könnten, wäre es schon sensationell. Es macht auch Spaß, als vermeintlicher Nobody durch die Stadien zu reisen und die Großen zu ärgern."
Was erwarten Sie von der Partie?
Ermisch: "Wir können befreit aufspielen, der Druck liegt nach dem Start eindeutig bei der Fortuna. Wir sind krasser Außenseiter, können befreit aufspielen, weil keiner etwas erwartet."
Wie sieht es personell aus? Zuletzt gab es einige Verletzte. Ist Entspannung in Sicht?
Ermisch: "Eher nicht. Aber wir wollen nicht jammern, sondern Fußball spielen. Die Jungs, die mir fehlen, haben noch kein Spiel in dieser Saison gemacht. Daher ist es auch keine Umstellung. Der Kader ist breit genug." (mspw/tk)
Das sind die Paarungen des 8. Spieltages am 8./9. September:
Kickers Emden - FC Energie Cottbus II
Borussia Dortmund II - Hamburger SV II
Rot-Weiß Ahlen - Dynamo Dresden
Fortuna Düsseldorf - SC Verl
Rot-Weiß Oberhausen - 1. FC Magdeburg
Eintracht Braunschweig - Wuppertaler SV Bor. (alle Sa., 14.00 Uhr)
Rot-Weiß Erfurt - 1. FC Union Berlin
SV Babelsberg 03 - Rot-Weiss Essen
VfL Wolfsburg II - SV Werder Bremen II (alle So., 14.00 Uhr)
spielfrei: VfB Lübeck