Jetzt hat es bei uns richtig eingeschlagen
Uwe Weidemann vor dem Spiel gegen Rot-Weiß Oberhausen
"Currywurst gegen Sushi!! Schön gegen Reich!!" Auf diese bedingt originelle Weise versuchte Rot-Weiß Oberhausen im Vorfeld für das Meisterschaftsspiel gegen die Fortuna zu werben. Ob mit Newsletter, einem Promo-Team oder auf Handzetteln: Kein Klischee wurde ausgelassen, um einen künstlichen Spannungsbogen zwischen den beiden Städten zu konstruieren. Da plagen Uwe Weidemann ganz andere Probleme und man konnte nicht sicher sein, ob ihm beim Gespräch mit den Medienvertretern am Dienstagnachmittag Falten der Sorgen oder der Verärgerung ins Gesicht geschrieben waren.
Ersteres wäre zumindest schnell zu erklären gewesen angesichts der aktuellen Personalsituation des Regionalligateams aus der Landeshauptstadt. Denn nach dem Ausfall von Markus Anfang, Henri Heeren und Andreas Lambertz, den Langzeitverletzten Ivan Pusic, David Krecidlo und Erdal Eraslan sowie der Sperre von Jens Langeneke stehen dem Coach der Fortunen mittlerweile sieben Spieler nicht mehr zur Verfügung. Im Vergleich zur letzten Saison schien den Flingeranern in punkto Verletzungen das Glück etwas gewogener zu sein. Doch spätestens mit der Partie gegen Lübeck wurde diese Hoffnung jäh zerstört.
"Jetzt hat es bei uns richtig eingeschlagen", konstatierte Weidemann, der beim Auswärtsspiel in Oberhausen auch vor die Aufgabe gestellt wird, einen neuen Kapitän zu ernennen. "Es wird jemand aus dem Kreis des Mannschaftsrates", sagte der 44-Jährige "und er hat diese Aufgabe bereits in der Vorbereitung einige Male übernommen." Somit waren neben den (verletzten) Ratsmitgliedern Anfang, Heeren und Lambertz, auch die Kandidaten Oliver Hampel und Axel Lawarée ausgeschieden, denn nur auf einen traf diese Beschreibung zu: Robert Palikuca. Der hatte bekanntlich am Samstag mit seiner regelwidrigen Attacke gegen einen Kontrahenten einen Strafstoß verursacht, der gleichzeitig das einzige Tor des Tages nach sich zog. "Ich habe dieses Spiel verloren", meinte der 1,97-Meter-Mann anschließend, der auch einen Tag vor der nächsten Herausforderung bei der Ansicht verharrte, dass das Spiel zu einem erheblichen Teil auf seine Kappe gegangen sei.
Uwe Weidemann sieht dies - natürlich - gern, denn "lieber herrscht eine gesunde Selbstkritik vor, als gegenseitige Schuldzuweisungen." Und hier setzt der interpretatorische Freiraum an für die Falten des Zorns, die Uwe Weidemann in den vergangenen Tagen umtrieben haben könnten. "Fakt ist, dass wir zwei Spiele jeweils mit 0:1 verloren haben", führte der oberste Übungsleiter aus und unterstrich die große Unzufriedenheit darüber bei allen Beteiligten. Nun aber in eine Globalkritik zu verfallen, wies er entschieden zurück: "Man ist immer sehr schnell dabei zu kritisieren - doch es kann nicht sein, dass in acht Spielen alles gut war und jetzt alles schlecht. Ich sehe nicht alles schlecht, denn man darf nicht vergessen, dass wir weiterhin Zweiter sind. Ich glaube, wir waren in der Gesamtheit in beiden Begegnungen die bessere Mannschaft, auch wenn die Quote an geschossenen Toren nicht optimal war. Wir mussten aber, alles in allem, lediglich zwei Gegentore in zehn Spielen hinnehmen. Damit haben wir - nicht nur in unserer Liga - eine hervorragende Quote erzielt." Die Verbesserung im Abschluss sei allerdings nicht nur eine Sache der Stürmer, sondern aller, die auf dem Feld stehen. "Wir müssen uns alle einbringen, ohne dabei die Defensive zu vernachlässigen. Ich bleibe dabei, dass der der am Ende die Nase vorne haben wird, der hinten am besten steht." Wer im Einzelnen mit dem Trikot der Fortuna am Mittwochabend ins Stadion Niederrhein einlaufen soll, wollte Weidemann noch nicht im Detail verraten. Die enorme Wichtigkeit des Spiels dürfte indes jedem klar sein, denn die Düsseldorfer haben am kommenden Wochenende spielfrei, während die anderen Teams der Liga fleißig punkten können.
"Wir werden in Oberhausen sehr kompakt agieren, aber auch Druck nach vorne erzeugen wollen", ist die Vorgabe des Trainers - was bedeutet, dass Fortuna bei den Ruhrstädtern nicht nur mit einer Spitze spielen wird. Der Gastgeber habe einige gute Spiele abgeliefert, trete ebenfalls sehr kompakt auf und sei physisch sehr stark. "Ob ihnen das vergangene Wochenende, wo sie spielfrei waren, genutzt hat, wird man nach 90 Minuten genau beurteilen können." Die "Kleeblätter" hätten jedenfalls keine Angst vor der Fortuna. Was einen offenen Schlagabtausch und somit ein spannendes Spiel für die Zuschauer bedeuten kann. Darunter sind voraussichtlich auch mehr Düsseldorfer als die ursprünglich 3.000 Erwarteten. Denn wie RWO am Dienstagabend bekannt gab, werden die Abendkassen nun ebenfalls für Fans aus der Landeshauptstadt geöffnet. Anscheinend überwog auch im Schatten des Gasometers die tiefere Einsicht, dass Schönheit allein nicht reicht und man ab und an auch Geld verdienen muss - auch wenn man vielleicht nicht reich werden will.