"Wir spielen eine überragende Saison"
Hinrundenbilanz mit U 23-Trainer Taskin Aksoy
Im kommenden Januar wird die U 23 der Fortuna, besser bekannt als "Zwote", an den Ort zurückkehren, an dem sie exakt zwölf Monate zuvor die Grundlage für ein bemerkenswertes Fußballjahr 2013 gelegt hatte. Im türkischen Lara wird sich die Mannschaft von Fortuna-Trainer Taskin Aksoy vom 11. bis zum 18. Januar auf die Restrunde in der Regionalliga West vorbereiten.
"Wir haben dasselbe Hotel gebucht wie im Januar 2013. Vielleicht bringt uns das erneut Glück", so Aksoy, dessen Mannschaft aktuell mit 33 Punkten überraschend Rang drei hinter Spitzenreiter Fortuna Köln (42) und den Sportfreunden Lotte (38) belegt. Innerhalb weniger Monate haben sich die NRW-Landeshauptstädter damit von einem Abstiegskandidaten zu einem der Topteams der Liga und zur besten Reserve im Westen gemausert.
Rückblick: Im Dezember 2012 hatten nicht wenige Experten die Zwote schon abgeschrieben. Mit nur 14 Punkten nach 19 Spieltagen deutete nicht mehr viel auf den Klassenverbleib hin. Doch ähnlich wie Phönix aus der Asche kamen die Düsseldorfer aus der Winterpause, holten beachtliche 33 Punkte und machten den Liga-Erhalt als Tabellenzwölfter noch souverän perfekt.
Eben jene 33 Zähler holte die rot-weiße Zweitvertretung jetzt bereits in den 18 Hinrundenpartien der laufenden Saison 2013/2014 und kann die Ausbeute im letzten Spiel des Jahres am Samstag (ab 14 Uhr) gegen den SC Verl - einer weiteren Überraschungsmannschaft, die nur zwei Zähler hinter der U 23 zurückliegt - sogar noch weiter in die Höhe schrauben. "Wir spielen bis jetzt eine überragende Saison", sagt Aksoy stolz. "Unser Ziel war und ist es, in der Klasse zu bleiben und möglichst sorgenfrei durchzukommen. Da sind wir auf einem sehr guten Weg."
Bundesligaerfahrung dank Ex-Profis Langeneke und Weber
Wo aber liegen die Gründe für das überraschend gute Abschneiden? "Die Spieler, die im Sommer bei uns geblieben sind, haben sich weiterentwickelt. Aus der U 19 sind Talente mit großem Potenzial zu uns aufgerückt und haben sich schneller als gedacht an die Härte in der Regionalliga gewöhnt", erklärt Aksoy, der mit den Bundesliga-erfahrenen Christian Weber und Jens Langeneke aber auch über zwei Routiniers im Aufgebot verfügt.
"Gerade am Anfang hat uns die Erfahrung dieses Duos sehr geholfen. Inzwischen können wir uns aber auch ohne sie behaupten", betont der Coach. "Zuletzt war Weber bei den Profis und Langeneke gesperrt. Ihr Ausfall fiel trotzdem nicht so sehr ins Gewicht, weil die jungen Spieler bereits - auch dank Weber und Langeneke - längst eine ganz andere Selbstverständlichkeit an den Tag legen."
Gute Noten verdienten sich regelmäßig auch die Profis, die in der U 23 der Fortuna aushalfen. Darunter waren Juanan, Leon Balogun und Ivan Paurevic. "Sie kamen hochmotiviert zu uns und haben gute Leistungen gezeigt", so Aksoy.
Dass die Durchlässigkeit auch nach oben hoch ist, beweist aktuell Tugrul Erat. Der 21-jährige Mittelfeldspieler kam in 16 Regionalliga-Partien (vier Tore) der aktuellen Saison zum Einsatz und gab am Montagabend im Gastspiel der Fortuna beim 1. FC Kaiserslautern (1:0) sein Profidebüt.
Über 90 Minuten legte Erat, der 2011 aus der U 19 direkt in den Lizenzspieler-Kader aufgerückt war, bei der Premiere von Interimstrainer Oliver Reck einen guten Einstand hin.
"Richtige Mischung in der Mannschaft"
Mit dem Sieg der Profis ist ein für die Fortuna äußerst ungünstiges Szenario wieder ein Stück unwahrscheinlicher geworden. Sollte die erste Mannschaft nämlich in die 3. Liga absteigen, müsste auch die Reserve trotz ihres herausragenden Abschneidens in der Regionalliga automatisch eine Klasse runter.
Der typische Spagat zwischen sportlichem Erfolg und der Ausbildung der jungen Talente gelingt den Düsseldorfern aktuell ausgezeichnet: "Das Formen der Talente für die erste Mannschaft ist und bleibt unsere Hauptaufgabe. Dass wir auch in der Tabelle so weit oben stehen, erleichtert die Arbeit selbstverständlich", sagt Taskin Aksoy, der seit Sommer 2012 im Amt ist: "Wir wollen und werden unseren Weg kontinuierlich weiterverfolgen. Wir konnten beispielsweise in dieser Saison nie zweimal hintereinander die gleiche Startelf aufbieten. Dass wir trotzdem so konstant sind, spricht für die richtige Mischung in der Mannschaft."
Respektables Remis gegen Herbstmeister Fortuna Köln
Das wurde auch beim jüngsten 2:2 gegen den Spitzenreiter und Herbstmeister Fortuna Köln deutlich. Wegen einer langen Ausfallliste - unter anderem fehlte mit Eren Taskin (Gelb-Rot-Sperre) auch der beste Torschütze - hatte Trainer Aksoy gleich fünf A-Jugendliche auf der Ersatzbank. Die elf Spieler auf dem Platz - man verzichtete während der gesamten Partie auf einen Wechsel - machten ihre Sache aber so gut, dass sie den souveränen Tabellenführer am Rande einer Niederlage hatten. Erst ein Freistoß von Kölns Angreifer Tobias Steffen in der vierten Minute der Nachspielzeit stellte den Endstand her.
"Ich bin stolz auf die Art und Weise, wie wir uns präsentiert haben. Vor dem Spiel hätte ich mit einem Remis leben können, nach der Partie fühlte sich das 2:2 eher wie eine Niederlage an", so Aksoy rückblickend.
Fortuna gegen Verl: Welche Serie endet?
Die Serie der Düsseldorfer U 23 hat damit aber weiter Bestand. Seit zwölf Begegnungen ist es keinem Kontrahenten mehr gelungen, die Mannschaft von Taskin Aksoy zu bezwingen. Mit dem kommenden Gegner SC Verl am Samstag (ab 14 Uhr) haben die Rheinländer trotzdem noch eine Rechnung offen. Denn das Hinspiel war 0:2 verloren gegangen.
"Damals hatten wir Glück, dass die Düsseldorfer Mannschaft noch nicht eingespielt war. Jetzt zeigt die Fortuna aber schon seit Wochen ihr wahres Gesicht. Im Laufe der letzten Monate ist die Düsseldorfer U 23 zu einer richtig guten Mannschaft geworden, die zu Recht oben mitmischt" zeigt Verls Trainer Andreas Golombek, früher selbst Fortuna-Profi, großen Respekt.
Allerdings treten auch die Ostwestfalen nach sieben Spielen ohne Niederlage und bei gerade einmal zwei Punkten Rückstand auf die Fortuna mit großem Selbstbewusstsein an und gehören ebenfalls zu den positiven Überraschungen.
Für einen Düsseldorfer ist der Vergleich mit den Verlern eine ganz besondere Partie. Bastian Müller hatte sich als damals erst 18-Jähriger aus der U 19 des SCV in die Regionalliga-Mannschaft gespielt und gleich für Furore gesorgt. Scouts des FC Bayern München wurden auf ihn aufmerksam und der Mittelfeldspieler wechselte für ein halbes Jahr zur U 23 des deutschen Rekordmeisters. Höhepunkt: Müller durfte sogar am Sommer-Trainingslager der Profis teilnehmen.
Nach sieben Drittligaeinsätzen für die Bayern-Reserve und dem Abstieg in die damalige Regionalliga Süd schloss sich Müller den Profis von Fortuna Düsseldorf an, kam dort aber nicht wie erhofft zum Zug. Nun will sich der 22-Jährige über die "Zwote" wieder für höhere Aufgaben empfehlen.
Sein Trainer Taskin Aksoy ist überzeugt, dass für Bastian Müller der Zug in Richtung Profifußball noch nicht abgefahren ist. "Bastian stand sich in der Vergangenheit manchmal ein wenig selbst im Weg", sagt der U 23-Trainer. "Für einen jungen Spieler ist es allerdings auch schwer, einen Wechsel zum FC Bayern im Kopf zu verarbeiten. Fakt ist, dass er sich bei uns in die richtige Richtung entwickelt. Er ist viel professioneller geworden und steht mit seinen 22 Jahren eigentlich immer noch am Anfang seiner Karriere."
Wie sich Müller und seine anderen Spieler im neuen Jahr präsentieren werden, darauf ist Aksoy selbst gespannt. "Häufig entscheiden Kleinigkeiten über Siege oder Niederlagen. Wenn es uns gelingt, defensiv kompakter zu stehen und die Anzahl der Gegentreffer zu senken, dann bin ich guter Dinge, dass wir nach der Winterpause an das erfolgreiche Jahr 2013 anknüpfen können."
[mspw]