13.11.2014 | Verein

Herzlichen Glückwunsch, Matthes Mauritz!

Der ehemalige Rekordspieler der Fortuna wird 90

Ein Düsseldorfer Jong und echter Fortune feiert seinen 90. Geburtstag. Zugleich ist es der besondere Ehrentag für einen früheren Rekord- und Nationalspieler, ein echtes sportliches Multitalent und sympathischen Sportsmann, der so manche Anekdote aus seinem Leben zum Besten geben kann. Von 1945-60 absolvierte Mauritz für die Rot-Weißen 760 Spiele und erzielte 108 Tore. 1979 wurde er zum Ehrenmitglied ernannt. Dabei verlief seine Sportler-Karriere keineswegs immer geradlinig.

Denn der Fußball war nur eine von drei Sportarten, die Mauritz nahezu perfekt beherrschte, ihm nationalen Ruhm einbrachten und zu zwei Teilnahmen an den Olympischen Sommerspielen verhalfen. 1940 wurde er mit dem DSC 99 deutscher Jugend-Meister im Feldhockey und spielte für die Jugend-Nationalmannschaft.
Ebenso war er im Tennis aktiv und das durchaus erfolgreich. Einmal gewann er die Niederrhein-Meisterschaft, bei den Senioren viermal den Europameistertitel und sogar 21 Mal die Deutsche Meisterschaft. Immerhin brachte er es im Jahr 1958 in der deutschen Rangliste bis auf Position 11. In der Leichtathletik hätte er ebenfalls gute Chancen auf Erfolge gehabt. In späteren Lebensjahren wurde er darüber hinaus zum passionierten Hobby-Golfer und erreichte hier immerhin Handicap 18.

Die Entdeckung durch Hans Körfer
Vor neun Jahrzehnten erblickte Matthes, wie er von fast allen - außer seiner Frau Marianne – seit jeher gerufen wurde, in Düsseldorf das Licht der Welt. Mauritz stammte aus Bäckerfamilie; so erlernte er früh den Beruf des Bäckers und Konditors. Vorher machte er aber noch sein "Notabitur“, bevor er eingezogen wurde.
1945 kehrte er aus englischer Kriegsgefangenschaft in seine Heimatstadt zurück. „Wir trafen uns mit ehemaligen Schülern von der Rethelstraße im Café Weitz auf der Kö. Das war Anfang August 1945“, erinnert sich der Jubilar. Kurz darauf stand ein Freundschaftsspiel gegen die Fortuna an. „Wir haben zwar 2:7 verloren, aber ich muss wohl ganz gut angekommen sein.“ Zumal ihn nach der Partie der Schiedsrichter ansprach, der kein Geringerer als der Leiter der Vertragsspieler-Abteilung war. „Mein Name ist Hans Körfer, ich bin von Fortuna, und du gibst mir mal deine Telefonnummer.“ Wer dachte, dass der 20-Jährige nun in Jubel ausbrechen würde, der sah sich getäuscht. „Herr Körfer, ich bin doch kein Fußballer, ich bin Tennis- und Hockeyspieler.“ Derartige Einwände zählten für den Fortuna-Trainer aber nicht. „Kurz danach rief bei uns zu Hause Toni Rudolph an, der Wirt vom Benrather Hof, der auch Fortuna-Manager war.“ Er hatte das entscheidende Argument: „Du bekommst ab sofort jede Woche zwei Pfund Fleisch, zwei Brote und drei Abendessen“, berichtet Mauritz über seinen aus heutiger Sicht ersten Hungerlohn, der zu jener Zeit aber deutlich mehr wert war als Münzen und Scheine. Der Fußballer und Fortune Matthes Mauritz war geboren.

An der Seite der Deutschen Meister von 1933
Sein Debüt gab Mauritz im Trikot mit dem F95-Logo am 30. Oktober 1945 gegen die britischen Militärs der Royal Welsh Fusiliers. Vor 15.000 Zuschauern gelangen ihm gleich zwei Tore. In derselben Düsseldorfer Mannschaft kickten mit Paul Janes oder Felix Zwolanowski auch Spieler, die er noch 1933 als Achtjähriger zusammen mit seinem Vater auf der Tribüne des Müngersdorfer Stadions in Köln bewundert und beim 3:0-Triumph über den FC Schalke 04 angefeuert hatte. „Und mit denen durfte ich nun zusammen spielen. Mann, war ich stolz“, schwelgt Mauritz gerne in solchen Erinnerungen.
Es folgten die so genannten „Kalorienspiele“: „Wir haben zwischen 1945 und 1949 dreimal pro Woche gespielt, sind immer bis an die holländische Grenze in die Dörfer gefahren. Als Gage gab es etwas zu essen. Wir haben uns so die Bäuche voll geschlagen, dass wir oft verloren haben.“ Doch der Lohn stimmte, denn nicht nur mit vollen Mägen, sondern auch Taschen ging es per Bus zurück nach Düsseldorf.

Die Spätberufung zum Nationalspieler
Begeistert waren alle von seiner kämpferischen Art, aber auch von seinen technischen Finessen. Dass er als Rechtsaußen (auch als Halbrechter oder rechter Läufer) darüber hinaus immer wieder mit Toren aufzufallen wusste, setzte der Beliebtheit noch die Krönung auf. Diese Einstellung brachte ihm dreizehn Einsätze in der Amateur-Nationalelf, die 1952 in Helsinki und 1956 in Melbourne an den Olympischen Spielen teilnahm.
Es war aber nicht nur das Sportliche, was ihn zu einem echten Idol werden ließ, sondern ebenso seine menschlichen Qualitäten, von denen sein damaliger Mannschaftskamerad (1954-59) und spätere Bundestrainer, Jupp Derwall, zu berichten wusste. „Vom Fußballerischen her waren wir natürlich froh, ihn in der Mannschaft zu haben. Dazu kommt sein toller Charakter: Er ist einfach ein spaßiger, liebenswerter, lustiger Kerl. Wir sind immer gute Freunde geblieben.“
In die A-Nationalmannschaft schaffte es Mauritz als Amateur nur ein einziges Mal, nämlich 1959 beim 1:1 gegen Polen. Da war er als ältester Debütant aller Zeiten beinahe 35 Jahre alt. Den Einsatz bekam er vom damaligen Bundestrainer Sepp Herberger geschenkt, der so etwas wie sein Mentor und eine Vater-Figur in einer Person für ihn war: „Der wollte mich schon 1952 haben, aber da hätte ich mit dem Tennis aufhören müssen. Das wollte ich nicht.“

Tennis-Glück = privates Glück
Das Talent im Tennis war sein Glück - sein doppeltes Glück sogar: Zunächst half es ihm während des Krieges. Nachdem es ihn nach Kitzbühel verschlagen hatte, sprach ihn dort im Sanitätsdienst ein US-General an, ob er Tennis spielen könne: „Ich nickte, er drückte mir einen Schläger in die Hand, ich habe ihn fürchterlich auf dem Platz verhauen. Das hat ihn beeindruckt. Von da an spielte ich morgens Tennis, mittags war ich der Casinokellner.“
Der zweite Glücksfall rund um den gelben Filzball hieß Marianne, die er vom DSC 99 kannte. Im Jahre 1958 – an ihrem 20. Geburtstag – traf er sie in einem Geschäft auf der Kö, in dem sie ihre kaufmännische Ausbildung absolvierte. Das private Glück nahm seinen Lauf… 1962 stand die Hochzeit an. Perfekt gemacht wurde das Familienglück durch die beiden Töchter Marina und Melanie. Drei Enkelkinder kamen später hinzu. Und das, so Mauritz, „hält mich bis heute jung“ – vor allem wenn der Jüngste mit seinen vier Jahren zusammen mit seinem „Opi“ vor den Ball tritt!

Mauritz und „seine“ Fortuna
Mit den Rot-Weißen erlebte er viele sportliche Höhen und Tiefen. In der Oberliga West gehörte die Fortuna meist zum soliden Mittelfeld. Doch gleich zweimal erreichte er mit den 95ern das Endspiel um den DFB-Pokal – und verlor. Am 29. Dezember 1957 gab es gegen den FC Bayern München eine 0:1-Niederlage. Ein knappes Jahr später, am 16. November 1958, folgte die äußerst unglückliche 3:4-Niederlage nach Verlängerung gegen den VfB Stuttgart. Einmal mehr holen ihn die Erinnerungen ein, denn zu diesem Finale passt folgende Anekdote: „Ich war damals in Duisburg an der Sporthochschule und habe dort viel Handball gespielt. Wohl deswegen habe ich eine Flanke in unserem Strafraum aus Reflex gefangen …“, spricht die Fortuna-Legende noch heute über den Fauxpas, der ihm damals passierte, mit einem Schmunzeln auf den Lippen. „Unser Trainer Herrmann Lindemann war darüber nicht sehr begeistert…“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Es war der Treffer zur 3:2-Führung für den VfB, den sein damaliger Mitspieler Jupp Wolfframm (im Foto rechts) erneut egalisierte. Doch in der Verlängerung hatten die Schwaben das bessere Ende für sich. Sein letztes Spiel für die Flingeraner bestritt er im Mai 1960.
Heutzutage trifft er sich noch in unregelmäßigen Abständen gerne mit den Fortuna-Idolen von einst wie Berni Steffen (im Foto in der Mitte) und tauscht sich mit ihnen über solche Erlebnisse, Siege und viele andere Dönekes von damals aus.

Seinen größten Wunsch zum runden Jubiläum verbindet er daher auch ganz eng mit den Rot-Weißen: „Im nächsten Jahr bin ich bei der Fortuna genau 70 Jahre Mitglied im Verein. In diesem langen Zeitraum habe ich insgesamt 19 Auf- und Abstiege miterlebt. Gerne würde ich die 20 mit einem weiteren Aufstieg voll machen!“

Heute wird aber erst einmal der 90. Geburtstag gefeiert. Am Mittag gratuliert ihm dazu Fortunas Vorstandsvorsitzender Dr. Dirk Kall persönlich im Rahmen einer privaten Geburtstagsfeier im engsten Familien- und Freundeskreis und überreicht ein Präsent vom Verein – selbstverständlich verbunden mit den herzlichsten Glückwünschen im Namen aller Mitarbeiter und Fortunen. Alle wünschen Dir, lieber Matthes, dass Dir noch viele, viele Jahre in Gesundheit und Glück beschieden sein werden.

bundesliga.de

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