19.02.2015 | 1. Mannschaft

Kritik? „Es kommt darauf an, wie wir als Mannschaft arbeiten“

Fortunas Cheftrainer Oliver Reck im Interview

Fortunas Cheftrainer Oliver Reck hat in seiner Karriere schon viel erlebt. Seit über eineinhalb Jahren arbeitet der 49-Jährige nun für Fortuna Düsseldorf. Auch in dieser verhältnismäßig kurzen Zeit beim Traditionsverein aus Flingern steckte er schon mehrfach in besonderen, nicht immer einfachen Situationen. Bisher konnte Reck all diese Aufgaben meistern – nun wartet mit dem Heimspiel gegen den 1.FC Nürnberg die nächste auf ihn. Die Redaktion von "Fortuna Aktuell" unterhielt sich für die Ausgabe, die am Sonntag zum Aufeinandertreffen mit dem "Club" erscheint, mit Reck über die aktuelle Situation, die Entscheidungen, die er zu treffen hat, und den heutigen Gegner.

Nach der Niederlage gegen Erzgebirge Aue mussten Sie und die Mannschaft harsche Kritik einstecken. Wie geht man damit um?
Es kommt nicht darauf an, wie ich damit umgehe, sondern vor allem, wie wir als Mannschaft arbeiten. Wir müssen auf dem Trainingsplatz konzentriert sein, um die Fehler, die wir in der letzten beiden Spielen gemacht haben, auszumerzen. Nur dann können wir uns verbessern. Es gibt immer Phasen in einer Saison, in der nicht alles so ineinandergreift, wie man das gerne hätte. Das muss man dann möglichst korrigieren, indem man viel mit den Spielern spricht und Einfluss auf sie nimmt. Dass wir uns auch in schwierigen Situationen auf unser Team verlassen können, hat das letzte Jahr mehrfach und deutlich gezeigt.

Es wurden auch Entscheidungen von Ihnen in der Öffentlichkeit auf den Prüfstein gestellt. Wie muss man sich Ihre Gedankenwege hin zur jeweiligen Startformation vorstellen?
Zunächst einmal muss man wissen, dass ich meine Entscheidungen nie treffe, ohne mit meinen Kollegen im Trainerteam und Helmut Schulte darüber zu sprechen. Ich bin ein absoluter Team-Player und treffe Entscheidungen nur nach Rücksprache, auch wenn mir vollkommen klar ist, dass ich am Ende des Tages den Kopf dafür hinhalten muss. Für uns alle steht an oberster Stelle, dass wir unsere Mannschaft bestmöglich auf das kommende Spiel einstellen und in diesem Zusammenhang dann auch die bestmögliche Startaufstellung zu finden.

Wie nehmen Sie die Kritik an Ihren Entscheidungen auf?
Alle Entscheidungen, die ich bisher getroffen habe und tagtäglich treffe, treffe ich im Sinne und für das Wohl des Vereins und überhaupt nicht, um mich selbst in ein besonderes Licht zu stellen. Wenn wir uns für eine Dreierkette oder eine Torwartrotation entschieden haben, gab es immer klare Gründe dafür. Wir können immer erklären, warum wir die jeweilige Entscheidung als die richtige für Fortuna angesehen haben.

Es gab in der Hinserie eine Phase von elf Spielen ohne Niederlage. Trauen Sie dem Team eine ähnliche Serie noch einmal zu?
Unsere Mannschaft ist immer zu einer solchen Serie in der Lage. Aber dabei muss man auch daran denken, dass wir in den besagten elf Spielen in der Hinserie in der Regel in Bestbestezung auflaufen konnten. Ich bin mir sicher, dass die Mannschaft den Schalter auch jetzt schnell umlegen kann. Dazu muss man auch gewisse Veränderungen vornehmen, diese können ganz unterschiedlicher Natur sein – personell, taktisch oder manchmal sind es auch nur Kleinigkeiten. Wir müssen eben nur herausfinden, an welchem Rad wir drehen müssen, damit wir uns verbessern.

Wieso sind Sie sich so sicher, dass der Mannschaft in dieser Situation der Turnaround gelingt?
Ich habe schon mehrere schwierige Situationen bei der Fortuna mitgemacht. In meiner ersten Zeit als Interimstrainer standen wir schlecht da und hatten drei ganz schwierige Spiele vor der Brust. Wir haben im Endeffekt aus den beiden Auswärtsspielen in Kaiserslautern und in Cottbus sowie dem Heimspiel gegen den 1.FC Köln sechs Punkte geholt. Als ich zum zweiten Mal interimsmäßig übernommen habe, standen wir erneut mit dem Rücken zur Wand. Es stand das Spiel in Paderborn an, nach dem wir mit einer Niederlage tief im Abstiegskampf gesteckt hätten. Und wieder haben wir gewonnen. Das war dann gleichzeitig der erste Schritt auf dem Weg zu einem tollen sechsten Platz. Auch in diesem Jahr hat die Mannschaft zueinandergefunden und mit der angesprochenen Serie von elf Spielen ohne Niederlage eine gute Reaktion gezeigt.

Auch personell ist es nicht immer einfach: Für das letzte Spiel fielen mit Bruno Soares, Jonathan Tah, Sergio da Silva Pinto, Christopher Avevor und Christian Gartner gleich fünf Spieler für die defensive Zentrale aus.
Alle fünf sind wichtige Defensivakteure, die uns unheimlich gefehlt haben. Und genau aus diesem Grund haben wir auch nicht so gut verteidigt, wie wir uns das vorgestellt hatten. Wer andere Gründe dafür sucht, dass wir im Heimspiel gegen Aue drei Gegentore kassieren, fischt im Trüben. Es lag nicht an irgendeiner taktischen Ausrichtung, sondern vor allem daran, dass uns fünf gestandene Defensivspieler, die allesamt in dieser Saison schon sehr gute Leistungen abgeliefert haben, nicht zur Verfügung standen.

Wie muss man sich die Aufarbeitung eines jeden Spiels vorstellen?
Ich schaue mir sowohl gemeinsam mit dem Trainerteam als auch alleine noch einmal das Spiel und dabei natürlich entscheidende Szenen an. Die Mannschaft hat die aus meiner Sicht wichtigsten Szenen am Samstag noch einmal gezeigt bekommen. Dabei habe ich natürlich auch unsere Fehler angesprochen. Eine Spielnacharbeitung ist genauso wichtig wie die Vorbereitung auf eine Partie.

Inwiefern gehen Sie in der Trainingswoche auf die Fehler aus dem vorherigen Spiel ein?
Natürlich versuchen wir immer, mit bestimmten Übungen den Hebel an den Stellen anzusetzen, die im letzten Spiel fehlerhaft waren. Wir haben erkannt, dass wir im Defensivverbund nicht so gut agiert haben, wie uns das in einigen Spielen in dieser Saison schon gelungen ist. Also müssen wir im Training daran arbeiten, dass wir uns in der Abwehr wieder besser verhalten.

Nun steht das Spiel gegen den 1.FC Nürnberg auf dem Programm. Wie schätzen Sie den Gegner ein?
Die Nürnberger hatten vor der Saison ein großes Ziel, nämlich die direkte Rückkehr in die Bundesliga. Sie mussten dabei feststellen, dass dies nicht so einfach und die 2. Bundesliga unheimlich ausgeglichen ist. Es gibt viele Teams, die in dieser Liga ein gehöriges Wörtchen um die vorderen Plätze mitreden können. Selbst die Mannschaften, die momentan eher im unteren Bereich der Tabelle zu finden sind, können jederzeit ein Team von oben schlagen. Das macht die Liga auch so interessant. Nach dem Trainerwechsel läuft es für den FCN besser. Im letzten Spiel haben sie gegen Union Berlin einen wichtigen Heimsieg gelandet.

Was hat sich beim Club durch den Trainerwechsel von Valérien Ismael zu René Weiler verändert?
Zunächst einmal muss sich ein neuer Trainer zurechtfinden. Er muss sich anschauen, wie der Verein strukturiert ist und wie sich seine Mannschaft zusammensetzt. Diese Findungsphase hat René Weiler erfolgreich abgeschlossen. Dennoch hat sein Team in den ersten beiden Spielen nach der Winterpause zwei verschiedene Gesichter gezeigt. Das spiegelt das Bild des FCN in dieser Saison wider.

Was für Erinnerungen haben Sie noch an das Hinspiel in Nürnberg?
Wir haben in dem Spiel richtig gut verteidigt und versucht, schnell nach vorne zu spielen. So haben wir die Nürnberger immer wieder vor Probleme gestellt. Nun wartet auf uns natürlich eine andere Partie, weil wir zuhause spielen. Man darf gespannt sein, wie beide Teams damit umgehen.

Wie erleichtert sind Sie, dass die Sperren von Jonathan Tah und Bruno Soares nun abgelaufen sind und Sie wieder zur Verfügung stehen?
„Jona“ und Bruno sind für uns sehr wichtige Spieler und haben in der Vorbereitung einen hervorragenden Eindruck hinterlassen. Genauso wichtig wäre aber auch, dass Sergio da Silva Pinto und Christopher Avevor so schnell wie möglich wieder zurückkehren. Auch die Beiden haben in der Hinserie gezeigt, dass sie wichtige Faktoren für unsere Defensive sind. Aber auch ohne Sergio und „Jackson“ müssen wir zusehen, dass wir in unser Spiel wieder mehr Stabilität bekommen.

Am Rosenmontagszug hat die Fortuna wieder mit einem eigenen Wagen teilgenommen, Sie waren auf dem Wagen von Fortunas Partner Frankenheim zu Gast. War dies eine angenehme Abwechslung für Sie und die Spieler?
Das hatte weniger etwas mit Abwechslung zu tun. Wir als Fortuna haben zum einen den Leuten in der Stadt gegenüber, aber auch unseren Partnern die Verpflichtung, solche Termine wahrzunehmen. Frankenheim ist schon seit Jahren ein wichtiger Partner an Fortunas Seite. Solche Partner sind für den Verein sehr wichtig.

Wie waren Ihre Eindrücke?
Die waren zwar sehr schön, gehören aber schon wieder längst der Vergangenheit an. Die Konzentration lag schon zu Beginn der Woche voll und ganz auf dem heutigen Spiel gegen den 1.FC Nürnberg.

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