30.07.2015 | Verein

Fortuna trauert um Ellen Vogt

Leiterin der Ordnerabteilung im Alter von 59 Jahren verstorben

Fortuna trauert innerhalb kürzester Zeit abermals: Denn plötzlich und unerwartet verstarb in der Nacht auf Donnerstag die Leiterin der Ordnerabteilung, Ellen Vogt, im Alter von gerade einmal 59 Jahren.

Nein, sie stand nicht auf dem Feld. Sie gehörte nicht zum Spielgeschehen. Sie hatte weder Auswechslungen zu verantworten, nicht einmal das Spielfeld abzukreiden oder die Mannschaftsaufstellung zu verkünden. Aber das wäre auch nicht ihr Metier gewesen. Und dennoch war sie unentbehrlich, denn sie war trotzdem, in aller Zurückhaltung und Bescheidenheit, über nahezu alles im Bilde.

Schon vor Jahrzehnten, mit dem berüchtigten Fortuna-Virus infiziert, trat sie, mehr aus einer Laune und beflügelt durch leichte Überzeugungskraft, in den Dienst der Fortuna ein. Zu früheren Zeiten waren Ordner noch mit einer Aufgabe betraut, die man „nebenher“ erledigen konnte. Gute Spiele feierte man mit den Fans gemeinsam wie man Niederlagen durchlitt. Man sah das Spiel gemeinsam. Doch wuchsen die Anforderungen an die Menschen, die für die Ordnung im Stadion zu sorgen hatten. Ellen Vogt wurde, ebenso wie ihr kongenialer Partner und Ehemann Jürgen, Abschnittsleiterin. Für eine Frau in damaligen Zeiten eine Adelung besonderer Art. Fußball galt schließlich lange genug als Männersport. Vielleicht hat auch gerade sie zu einer positiven Veränderung im Denken beigetragen. Sie empfand die Diskussion um ihren Job, ihr Geschlecht in diesem Kontext, als nebensächlich. Es ging um Fortuna. Was den außergewöhnlichen und progressiven Charakter von Ellen Vogt unterstrich.

Denn gleichzeitig setzte sie sich durch - auf ihre Weise. Warum macht man denn solch einen Job beim Fußball? Warum ist - siehe oben - eine Frau beim Ordnungsdienst? Steht dann letztlich dieser Abteilung sogar vor? Weil man den Verein nun mal liebe und sein Bestes dazu geben wolle. Solch eine Aussage war typisch für Ellen Vogt. Es war ihr Credo. Bescheidenheit. Keine Eitelkeit, nicht eine Spur von Überheblichkeit, nicht ein Anflug von „Man gebe dem Deutschen eine Uniform“-Gehabe. Wer sie erlebt hat, sprach oft von ihrem scheinbar hektischen Auftreten. Welch ein Missverständnis. Denn sie verfügte über eine Übersicht, mit der sie, eine zierliche Persönlichkeit, Situationen sachlich, nüchtern, geradezu analytisch einzuordnen wusste.

Wenn sie in kritischen Augenblicken dazukam, waren es gestandene Männer, die innehielten, nein: wussten, innehalten zu müssen. Harte Kerle, die, mal mehr, mal weniger, auf Krawall gebürstet waren, erlagen Ellen Vogts Überzeugungskraft. Die von nasaler Dynamik bestimmte Stimme vermittelte Charme, war geprägt von Eloquenz, zeigte Durchsetzungsvermögen und basierte auf enormem psychologischem Feingefühl. In Abwandlung von Hans Grimms Film aus den 1950ern, fiel nicht selten der Spruch „Kleine Frau, ganz groß“. Und es wurde friedlich.
 
Sie war aufopferungsvoll dabei, wann immer man sie brauchte. Im Stadion sowieso, aber auch bei allem anderen rund um die Fortuna – seien es Mitgliederversammlungen, Sonderverkäufe oder Autogrammstunden gewesen. In guten, wie in schlechten Zeiten. Doch genauso gefragt war sie, mitsamt ihren Kolleginnen und Kollegen bei internationalen und vor allem Auswärtsspielen. Ausgleichend, beschwichtigend, humorvoll, mit enormer emotionaler Intelligenz – unvergesslich.

Den 10. August hätte Ellen Vogt wahrscheinlich sehr gern erlebt, war in Gedanken vielleicht schon dort und wahrscheinlich war schon alles vorbereitet. Denn es wäre ein neuer runder Geburtstag geworden und viele, viele Freunde, die sie schätzten, mochten und liebten, wären dabei gewesen.
Das Schicksal wollte es anders.

Fortuna, das war und ist nicht nur der Verein mit den Fans, mit Spielern, Trainern, Funktionären und Mitarbeitern. Rot-Weiß, das bedeute Familie, hat Ellen Vogt mehr als einmal gesagt und vorgelebt.

Mit stillem Gruß und dem aufrichtigen Versprechen, ihr ein ehrendes Andenken zu bewahren, verneigen sich alle Rot-Weißen, vor allem, die sie kannten, vor ihr. Das Mitgefühl gilt ihrem Ehemann Jürgen, der Familie, den Freunden und allen, die sie geschätzt und gemocht haben.

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