18.02.2016 | Verein

Als der Stadionsprecher den Wiederholungstermin durchsagte…

Yesterday Spezial: Endspiel um die Deutsche Meisterschaft gegen den 1.FC Nürnberg vor 80 Jahren

Am Montag (22, Februar, 20.15 Uhr) gastiert der 1. FC Nürnberg im Rückspiel bei den Rot-Weißen in der ESPRIT arena. Es wird das 45. Duell zwischen diesen beiden Traditionsvereinen sein. Die Premiere gab es vor fast 80 Jahren. Damals standen sich im Finale um die Deutsche Meisterschaft die 95er und der Club gegenüber. In der letzten Minute der Verlängerung gelang den Franken der späte Siegtreffer, als der Stadionsprecher schon den Termin für das voraussichtliche Wiederholungsspiel durchgesagt hatte.

Die Saison 1935/36 galt vor allem als Vorbereitung auf das olympische Fußball-Turnier bei den Sommerspielen, die ebenfalls kurz nach dem nationalen Endspiel im August 1936 in der Hauptstadt stattfinden sollten. In der damligen Diktatur unter dem NS-Regime wurde jede Großveranstaltung – ob sportlicher oder gesellschaftlicher Natur – von den führenden Politikern und Funktionären vereinnahmt. So standen beide Großereignisse unter der Kennung der Hakenkreuz-Fahne.

Ungeachtet dessen darf aber der sportliche Erfolg beider Vereine nicht gemindert werden; schließlich gehörten die Franken sowie die Flingeraner zu den Aushängeschildern des deutschen Fußballs in jener Zeit. Der Club war bis dato immerhin schon fünfmal Deutscher Meister geworden; der Fortuna gelang dies bekanntlich einmal drei Jahre zuvor. Zudem gingen etliche Nationalspieler aus den Reihen beider Vereine hervor. Mit Georg „Schorsch“ Hochgesang war 1933 ein Spieler sowohl mit den Düsseldorfern als auch vorher bereits mit den Nürnbergern Deutscher Meister geworden.

Der Weg ins Endspiel

Die Fortuna hatte im Sommer 1935 zu Saisonbeginn und somit zwei Jahre nach dem größten Triumph in der Vereinsgeschichte noch zahlreiche Meisterspieler in ihren Reihen: Torhüter Pesch, Janes, Albrecht, Bender, Breuer, Bornefeld, Kobierski, Mehl, Wigold und Zwolanowski. Nach einer verlustpunktfreien Hinrunde stand am Ende der souveräne Gewinn der Meisterschaft in der Gauliga Niederrhein vor dem Lokalrivalen VfL Benrath.

In der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft bekamen es die Rot-Weißen mit dem 1. FC Hanau, SV Waldhof Mannheim und CfR Köln zu tun. Auch hier setzten sich die Flingeraner mit nur einer Niederlage bei fünf Siegen souverän durch. Im Halbfinale hieß der Gegner wie schon drei Jahre zuvor Vorwärts-Rasensport Gleiwitz aus Oberschlesien. Der Austragungsort war Dresden, so dass sich nur eine Handvoll Düsseldorfer Schlachtenbummler unter den 20.000 Zuschauern befand. Nach einem Halbzeitrückstand steigerte sich der Favorit und kam am Ende zu einem sicheren 3:1-Erfolg. Die Tore erzielten Hochgesang, Nachtigall und Kobierski.

An einem heißen Sommertag in Berlin

Kurz vor dem Meisterschaftsfinale 1936 hatte die Fortuna den Club im Frühjahr in einem Freundschaftsspiel mit 2:0 besiegt. Ein gutes Omen, mehr aber auch nicht.
Nur wenige Zeigerumdrehungen im Poststadion waren gespielt, da brachte Josef Nachtigall die 95er unter dem Jubel der 2.000 mitgereisten Fans in Führung. Aber noch im ersten Durchgang glichen die Nürnberger aus. In der zweiten Hälfte hatten die Fortunen ein großes Chancenplus, doch blieben selbst beste Möglichkeiten ungenutzt – Verlängerung.

Die 95 bringt der Fortuna kein Glück…?!

Kurz darauf schien der Bann gebrochen. In der 95. Spielminute erzielte Edmund Czaika die vermeintliche Düsseldorfer Führung. Doch Schiedsrichter Birlem verweigerte dem Treffer wegen einer Abseitsposition die Anerkennung. Ohne weitere Höhepunkte verstrich die Verlängerung - bis zur 120. Spielminute. Der Stadionsprecher gab den Termin für das Wiederholungsspiel in Köln (!) bekannt, als der Nürnberger Gußner zu einem letzten, fast verzweifelten Schuss aus 30 Metern ansetzte. In hohem Bogen flog das Leder unhaltbar in den Torwinkel zum 2:1-Siegtreffer für die Nürnberger - Aus! Wie vom Blitz getroffen fielen alle Fortunen zu Boden… wurden aber dennoch von den eigenen Anhängern noch im Berliner Poststadion sowie später bei ihrer Rückkehr in Düsseldorf gefeiert. Die „Victoria“ wanderte aber erneut in die Vitrine des Clubs nach Nürnberg.

Fortuna Düsseldorf – 1. FC Nürnberg                1:2 n. V.
Saison 1935/1936, Endspiel am 21. Juni 1936
Zuschauer: 45.000 (Berliner Poststadion)
Schiedsrichter: Alfred Birlem (Berlin)

Tore
1-0 (2.): Nachtigall
1-1 (39.): Eiberger
1-2 (120.): Gußner

Aufstellung Fortuna
Willi Pesch - Paul Janes, Paul Bornefeld, Jakob Bender, Paul Mehl, Ernst Albrecht, Edmund Czaika, Stanislaus Kobierski, Josef Nachtigall, Felix Zwolanowski, Willi Wigold. Trainer: Karl Höger.

Aufstellung Nürnberg
Georg Köhl - Andreas Munkert, Willi Billmann, Heinz Carolin, Hans Uebelein, Richard Oehm, Karl Gußner, Georg Friedel, Max Eiberger, Richard Schwab, Josef Schmitt. Trainer: Karl Michalke.

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