31.05.2016 | Verein

Fortuna trauert um Gerhard Harpers

Ex-Spieler verstarb im Alter von 88 Jahren

Gerhard Harpers ist tot. Der ehemalige Akteur der Flingeraner und sechsfache Nationalspieler verstarb nach langer schwerer Krankheit am vergangenen Freitag, 27. Mai, im Alter von 88 Jahren in Dortmund.Fortuna Düsseldorf verliert einen verdienten Spieler. Trauer und Anteilnahme gelten seiner Frau, den Angehörigen und seinen Freunden. Wir werden Gerhard Harpers stets ein ehrendes Andenken bewahren.

Harpers war ein echtes Ruhrpott-Gewächs und wurde am 12. März 1928 in Bochum geboren. Er stammte aus einer Bergarbeiterfamilie und trat schon 1934 dem Vorort-Verein SuS Gerthe bei. Nach Kriegsende erlernte er den Beruf des Drehers und heuerte beim VfL Bochum an.
Da die Qualitäten des linken Läufers recht schnell erkannt wurden, verpflichtete ihn der klassenhöhere SV Sodingen - ein heute kaum mehr und auch damals allenfalls im Westen der Republik bekannter Club.
Doch mit eben jenem Gerhard Harpers, von den meisten „Gerdi“ genannt, schafften die Sodinger innerhalb von nur drei Jahren den Sprung in die höchste Spielklasse, die Oberliga West, und wurden 1955 sogar Westdeutscher Vizemeister, was die Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft bedeutete.
Gerhard Harpers, zu diesem Zeitpunkt nicht nur Kapitän seines Teams, sondern auch schon zum Nationalspieler avanciert, erinnerte sich später: „Wenn wir als Sodinger beispielsweise nach Süddeutschland kamen, fragte man uns: ‚Wo kommt Ihr her? Aus Solingen?‘, worauf wir natürlich korrigierten: ‚Nein, aus dem Herner Ortsteil Sodingen.‘“ Nicht ohne Stolz wusste Harpers davon zu berichten, dass die Sodinger in jener Saison 1954/1955 nur knapp den ganz großen Triumph verpassten: „Wir waren eine starke Truppe, konnten uns großen Respekt verschaffen und mit ein wenig mehr Glück wären wir vielleicht sogar ins Endspiel gekommen.“
Zwischenzeitlich stand die nie um eine geistreiche Pointe verlegene Frohnatur sogar im erweiterten Kader für die Weltmeisterschaft 1954, wurde aber im letzten Moment von Nationaltrainer Sepp Herberger gestrichen. Die Gründe hierfür - ein nächtlicher Ausflug auf ein Glas Bier im Trainingslager oder ein Intrigenspiel - sind nicht eindeutig zu belegen.

Von den Grün-Weißen zu den Rot-Weißen
Was folgte, war ein weiteres (recht erfolgreiches) Jahr bei den Grün-Weißen, ehe es Harpers an den Rhein zur Fortuna zog. Zuvor hatte er schon Angebote aus dem Ausland ausgeschlagen, aber die Distanz von 60 Kilometern zwischen seinem Geburtsort und Flingern schien dem heimatverbundenen Harpers überschaubar genug für einen Wechsel zu sein. Außerdem hatte der Umzug auch handfeste Gründe, da die Fortuna ihm nicht nur einen Spielervertrag gab, sondern auch eine Anstellung als Brauerei-Vertreter vermittelte.
Das Ganze sollte indes ein leidiges Nachspiel haben. Denn der abgebende Verein konnte damals noch die Freigabe verweigern, was eine Sperre von 18 Monaten zur Folge gehabt hätte. Doch daran dachten die Sodinger nicht. Vielmehr wollten sie „Gerdi“ lieber weiter an sich binden und offerierten ihm diverse Jobs. Dennoch war Harpers nicht umzustimmen und der DFB gab der Transaktion letztlich seinen Segen. Nicht wenige, die monierten, dass der damalige Vorsitzende des DFB-Spielausschusses, Hans Körfer, gleichzeitig Mitglied bei Fortuna (und verdienter Funktionär), diesen für die Flingeraner günstigen Ausgang beeinflusst hätte.
In Düsseldorf konnte Harpers allerdings nicht mehr zu seiner alten Leistungsstärke finden, auch wenn er in 29 Einsätzen sieben Treffer erzielte. Ob die Querelen um den Transfer die Ursache waren - sicher ist indes, dass Harpers zahlreiche Verletzungen erlitt. Als er sich dann 1959 einen komplizierten Wadenbeinbruch zuzog, bedeutete dies für ihn das jähe Ende seiner Karriere.

Zurück im Pott
Er kehrte ins Ruhrgebiet zurück und nahm eine Stelle im Sozialamt Castrop-Rauxel an, wo er bis zum Renteneintritt arbeitete. Dem Fußball blieb er aber treu und trainierte erfolgreich etliche Amateur-Mannschaften der Region, um Ende der 1970-er Jahre sogar noch einmal zurück zum SV Sodingen zurückzukehren.
Mehr als 25 Jahre - bis in die 1980-er - kickte er noch für den guten Zweck, beispielsweise mit ehemaligen Nationalmannschaftskameraden und der WDR-Prominentenauswahl. Erst als er Anfang der 1990-er immer mehr unter Arthrose in Hüfte und Gelenken laborierte, musste er seine Fußballschuhe endgültig an den Nagel hängen.

Sein damaliger Mitspieler erinnert sich

Matthes Mauritz, Fortunas Alt-Internationaler, der drei Jahre mit Harpers zusammen spielte, erinnert sich: „Ich habe ihn schon als Gegner, als er noch für den SV Sodingen spielte, sehr geschätzt. Er war ein überragender Spielmacher und hat mir als direktem Gegner das Leben nicht immer leicht gemacht. Als er dann zur Fortuna gewechselt ist, waren wir sehr gut miteinander befreundet.“ Und Mauritz kann auch die oft kolportierte Anekdote bestätigen, dass „Gerdi“ die holde Weiblichkeit zu faszinieren wusste - auf dem Tanzparkett auch gerne mit den Worten: „Kennen Sie mich? Ich bin Gerhard Harpers. Ich bin Nationalspieler von Fortuna!“ Welche Frau hätte da widerstehen sollen?

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