19.01.2009 | Verein

Die Teilnehmer beim Stadtwerke Düsseldorf Wintercup: Hertha BSC Berlin

Im Gespräch mit Lucien Favre

In der Hinrunde der Bundesliga-Saison 2008/09 sprach ganz Fußball-Deutschland über 1899 Hoffenheim. Der schwäbische Aufsteiger zeigte mitunter sehenswerte Leistungen, bot den großen Bayern die Stirn und sicherte sich gar den inoffiziellen Titel des "Herbstmeisters". Nahezu unbemerkt und im Schatten dieses Duells punktete eine Mannschaft jedoch so konstant, dass sie als ebenso große Überraschung der Hinrunde angesehen werden kann: Hertha BSC Berlin steht auf Platz 3 der Tabelle, nur 2 Zähler hinter dem punktgleichen Duo aus München und Hoffenheim und spielte mit diesem Ergebnis die beste Hinrunde der Vereinsgeschichte. In der Bundeshauptstadt hat Trainer Lucien Favre vieles bewirkt und verändert: Mit einem jungen und spielstarken Team und ohne die oft aus Berlin zu vernehmenden und über die Medien ausgetragenen Diskussionen etablierte der Schweizer Meistercoach die "Alte Dame" in der Spitze der Bundesliga.

Seit Lucien Favre zu Beginn der Saison 2007/08 in die Hauptstadt wechselte, verließen 25 Spieler die Mannschaft, viele neue Akteure wurden verpflichtet. Zwangsläufig lief es im ersten Jahr sportlich noch schleppend. Der von Favre angestoßene Prozess kostete Zeit und anfangs auch Punkte. Doch in Berlin vertraute man dem Konzept des vom FC Zürich verpflichteten Trainers. Platz 10 am Ende der vergangenen Saison entsprach sicher nicht den hohen Erwartungen der Hauptstadt und der bekannt kritischen Presse. Doch in dieser Saison straft das Team nahezu alle Kritiker Lügen. Die Spielzeit begann für die Hertha fast schon traditionell durchwachsen. Am vierten Spieltag kam man in München gegen die Bayern mit 1:4 unter die Räder, in Bremen am elften Spieltag gar mit 1:5. Der Wendepunkt der Hinrunde kam jedoch eine Woche später: In einem Flutlichtspiel am Sonntagabend und vor knapp 60.000 Zuschauern besiegte Hertha die bis dato so formstarken Hoffenheimer mit 1:0, es folgte bis zur Winterpause eine Serie von vier Siegen in fünf Spielen. Lediglich beim Auswärtsspiel beim FC Schalke musste sich die Hertha mit 0:1 geschlagen geben.

Die Mischung im Berliner Team ist in dieser Spielzeit gut gelungen. Neben den Routiniers Arne Friedrich, Pal Dardai, Josip Simunic oder Torhüter Jaroslav Drobny blühen die jungen Talente, wie die brasilianischen Mittelfeldspieler Cicero und Raffael, in der Mannschaft auf. Mit dem Ex-Leverkusener Andrej Voronin verpflichtete Hertha zu Beginn der Saison einen alten Bekannten aus der Bundesliga vom FC Liverpool. Voronin und Sturmpartner Marko Pantelic gelten als spielstarkes und brandgefährliches Sturmduo, die sich in dieser Saison gut ergänzen.

Fortuna sprach mit Herthas Trainer Lucien Favre über seine Mannschaft, Saisonziele und den Stand der Vorbereitung.

Ihre Mannschaft überwintert momentan auf Platz drei der Bundesliga. Wie beurteilen sie die vergangene Hinrunde?

Favre: Ich bin mit der Hinrunde sehr zufrieden. Wir haben ein paar Spiele mit Glück gewonnen, aber auch in anderen Spielen Punkte verschenkt. Die Mannschaft hat über weite Strecken sehr gut organisiert gespielt und es ist schwer, gegen uns ein Tor zu erzielen. Allerdings können wir uns für Platz drei nach der Hinrunde nichts kaufen. Alle Spiele in der Bundesliga sind sehr eng und die Rückrunde wird sehr hart werden.

Haben sich Ihre Ziele nach der erfolgreicheh Hinrunde und der damit verbundenen guten Ausgangslage geändert?

Favre: Nein, unsere Ziele sind gleich geblieben. In dieser Saison wollen wir um einen Uefa Cup-Platz kämpfen und das wollen rund zehn andere Mannschaften auch, die vor der Saison deutlich mehr Geld investiert haben als wir. Selbst die Aufsteiger Köln und Hoffenheim hatten einen größeren finanziellen Spielraum als wir.

Sie sind in der Schweiz mit dem FC Zürich zweimal Meister geworden. Ist Ihre verhältnismäßig junge Mannschaft schon soweit, das auch in Deutschland zu erreichen?

Favre: In dieser Saison sicherlich nicht. Mein Ziel ist es, eine Mannschaft aufzubauen, die einmal um den Titel mitspielen kann. Das ist ein sehr hohes Ziel, aber ich bin überzeugt davon, dass wir uns Ende der Saison 2009/10 mit Mannschaften wie Bremen, Schalke, Hamburg und Leverkusen messen können. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg und wir haben noch sehr viel Arbeit vor uns.

Sie sind nun seit eineinhalb Jahren in Berlin. Wie haben Sie sich in der Hauptstadt eingelebt?

Favre: Ich habe mich sehr gut eingelebt. Die Stadt ist faszinierend und ich fühle mich in Berlin sehr wohl. Am Anfang war es ein wenig schwierig, weil ich die Bundesliga noch nicht gut kannte und ich mich erst an alles gewöhnen musste. Die Arbeit bei einem Hauptstadtverein ist immer ein wenig speziell und die Anzahl der Medien zum Beispiel ist enorm. Wir stehen jeden Tag unter Beobachtung von neun Tageszeitungen. Darüber hinaus musste ich auch zuerst das Umfeld kennenlernen. Die Eingewöhnungszeit von einem Jahr habe ich gebraucht.

Sie waren mit Ihrer Mannschaft in Marbella im Trainingslager. Wie wichtig sind Trainingslager in dieser Phase für Sie?

Favre: In der Vorbereitung auf die Rückrunde ist es sehr wichtig, dass wir zehn Tage lang zusammen sind und konzentriert miteinander arbeiten können. Ich denke auch, dass es für die Psyche unheimlich wertvoll ist, bei angenehmeren Temperaturen und unter optimalen Bedingungen trainieren zu können. In Berlin ist es im Winter meistens kalt und grau, da hilft es, wenn es mal wärmer ist und die Sonne scheint.

Am kommenden Samstag trifft Hertha BSC beim Stadtwerke Düsseldorf Wintercup auf den Bundesliga-Konkurrenten 1.FC Köln, dazu ZweitligistMSV Duisburg Gastgeber und Titelverteidiger Fortuna Düsseldorf. Welchen Stellenwert hat das Turnier in Ihrer Vorbereitung?

Favre: Das ist ein sehr guter Test als Vorbereitung auf unser erstes Rückrundenspiel gegen Frankfurt. So können wir uns wieder an die Bedingungen in Deutschland gewöhnen und treffen auf gute Gegner, die uns alles abverlangen werden. Ich freue mich über unsere Teilnahme und hoffe, dass wir ein positives Ergebnis erzielen werden.

Herr Favre, vielen Dank für das Gespräch!

 

Mit Lucien Favre sprach Kai Niemann für Fortuna.

Fotos: Hertha BSC Berlin

bundesliga.de

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