09.09.2009 | 1. Mannschaft

Als der Stern von Georg Koch aufging

Die Duelle zwischen der Fortuna und dem FC Augsburg

Es war wohl eine der Sternstunden in seiner Karriere und für alle der etwa 4.000 mitgereisten Fortuna-Anhänger einer der Höhepunkte ihres rot-weißen Fan-Daseins. Georg Koch hielt den Düsseldorfern am vierten Spieltag der Oberliga-Aufstiegsrunde beim bislang letzten Aufeinandertreffen beider Vereine mit schier unglaublichen Paraden und Reflexen im Tor einen wichtigen 2:0-Auswärtssieg fest.

Damit legte er für die Mannschaft des neuen Trainers Aleksandar Ristic den Grundstein für die direkte Rückkehr in die 2. Bundesliga nach dem Abstieg im Vorjahr. Insgesamt gab es drei Pflichtspiele zwischen beiden Vereinen, wobei die Bilanz bei zwei Siegen und einem Unentschieden eindeutig für die Fortuna spricht. Die heutige Begegnung ist das erste Aufeinandertreffen in der 2. Bundesliga.


Erster Dämpfer im Hinspiel

Nur wenige Tage zuvor gab es bereits das Hinspiel zwischen beiden Vereinen. Das 1:1-Unentschieden vor 18.000 Zuschauern (Tore: Darko Drazic - Christian Radlmaier) im Rheinstadion bedeutete für die Fortuna den ersten Punktverlust (nach zuvor zwei 1:0-Siegen über den TuS Paderborn-Neuhaus und Eintracht Braunschweig). Für Torhüter Georg Koch war es der erste Gegentreffer in der Aufstiegsrunde nach 239 Minuten, in denen er nicht hinter sich zu greifen brauchte.

Die Düsseldorfer präsentierten sich trotz des Führungstreffers kurz vor der Halbzeit etwas ängstlich und verunsichert und waren sicherlich - wie die Zuschauer auch - vom munteren Kurzpassspiel der Augsburger beeindruckt. Der junge Gäste-Coach und Ex-Profi Armin Veh (im Alter von damals gerade einmal 33 Jahren) hatte sein Team gut eingestellt. Dass dieser Trainer-Neuling viele Jahre später an anderer Wirkungsstätte den Gewinn der Deutschen Meisterschaft 2007 mit dem VfB Stuttgart feiern sollte, konnte zu diesem Zeitpunkt niemand ahnen.

Die Tabellenführung bei 5:1 Punkten (nach altem Zwei-Punkte-System) war den Düsseldorfern aber auch so sicher. Sein Gegenüber, "König" Aleks - dem aber erst ein Jahr später nach dem Bundesliga-Aufstieg endgültig die Krone "offiziell" aufgesetzt wurde - analysierte in seiner unnachahmlichen Art mit trockenem Humor: "Mir sind 5:1 Punkte lieber als 6:0!" Und lieferte die Begründung gleich hinterher: "Weil dann alle auf dem Teppich bleiben und niemand glaubt, wir sind schon aufgestiegen."

In der Tat gab es bereits ein paar Tage zuvor auf Wunsch des damaligen Trikotsponsors, einer großen Altbier-Brauerei vom Niederrhein, nachgestellte Jubelszenen mit der Mannschaft. Die Spieler tanzten wild umher, fielen übereinander und jubelten genau so, als wären sie gerade aufgestiegen. Glücklicherweise wurde dies nur kurze Zeit später auch Realität. Nicht auszudenken, die Fortuna hätte den Aufstieg verpasst und die Bilder wären veröffentlicht worden...

Georg-Koch-Fußballgott

Vor dem Rückspiel stand hinter einem Einsatz von Torhüter Georg Koch ein großes Fragezeichen. Aufgrund einer Schienbeinprellung, die er sich bei einem Zusammenprall in der ersten Begegnung zugezogen hatte, gab es sogar die Überlegung, dass Torwart-Trainer Enver Maric (damals 46) noch einmal zwischen die Pfosten zurückkehrt. Doch kurz vor dem Anpfiff gab "Schorsch" grünes Licht für einen Einsatz und so sollte der 2. Juni 1994 dann wahrlich zu einem Feiertag werden.

Denn an Fronleichnam machten sich - wieder dank der Unterstützung des Hauptsponsors - Tausende Fortunen in zahlreichen Fanbussen nach Bayern auf, um ihr Team zu unterstützen. Sie sahen über 90 Minuten drückend überlegene Gastgeber, doch die Treffer erzielten Vlatko Glavas (14.) sowie kurz vor Spielende Rainer Aigner (86.). Dazwischen lagen eine Gelb-Rote Karte für Glavas sowie spektakuläre Flugeinlagen und parierte Schüsse von "Teufelskerl" Georg Koch, wie sie noch heute in jedem Fußball-Lehrbuch für Torhüter ihren Ehrenplatz hätten.

Er selbst sagt heute im Rückblick: "Es war sicherlich eines der schönsten Spiele, das ich je mitgemacht habe. Auch heute noch spüre ich diese unglaublichen Emotionen. Wir wussten zwar, dass viele Fans mitgekommen waren, aber als wir dann die Kurven sahen, war das absolut genial. Wie ein Heimspiel. Es war ja auch so ein bisschen das Spiel, wo mein eigener Stern aufging. Wir gingen auf den Platz und spielten wie in einem Rausch. Wir  wurden auch die Tage darauf von dieser einmaligen Euphorie getragen."
Der Rest war eine große rot-weiße Party im Rosenau-Stadion und ein paar Tage später folgte zu Hause die große Aufstiegssause im Rheinstadion nach dem 2:1-Erfolg über Braunschweig. Die Spieler durften endlich ihre bereits einstudierten Aufstiegstänze öffentlich vorführen!

 

DFB-Pokal: Egon Köhnen schießt Fortuna in die nächste Runde

Schon knapp zwei Jahrzehnte zuvor, 1975, gab es den ersten Vergleich zwischen beiden Klubs. In der 1.Runde des DFB-Pokals setzte sich die Fortuna als damaliger Bundesligist und Favorit beim Zweitligisten FC Augsburg mit 1:0 durch.

Den Siegtreffer für das von Sepp Piontek trainierte Team erzielte vor immerhin 23.000 Zuschauern Egon Köhnen. Per Direktabnahme offenbarte der solide Mittelfeldspieler mit der markanten Frisur ungeahnte Torjägerqualitäten (insgesamt 12 Tore in 272 Bundesliga-Spielen für die Fortuna). Da nutze den Bayern auch der trickreiche Auftritt des Alt-Nationalspielers Helmut Haller in ihren Reihen nichts, denn der 36-Jährige war in der Düsseldorfer Abwehr bei Gerd Zewe, Dieter Brei und Co recht gut aufgehoben - sprich: wirkungslos.

Im weiteren Verlauf des Pokalwettbewerbs zog die Fortuna bis ins Viertelfinale ein, wo dann aber mit einer 0:3-Niederlage beim 1.FC Kaiserslautern Endstation war.


Die Statistik in der Übersicht

DFB-Pokal 1975/76, 1.Runde
02.08.1975 FC Augsburg - Fortuna 0:1 (0:0)


FC Augsburg
Modick, Schuhmann, Djuric, Höbusch, Michallik, Haug, Haller, Schneider, Jörg, Cajkovski (69. Vöhringer), Walleitner - Trainer: Kottmann

Fortuna Düsseldorf
Büns, Baltes, Zimmermann, Kriegler, Hesse, Zewe (35. Czernotzky), Brei, Köhnen, Geye, Seel, Herzog - Trainer: Piontek

Tore
0:1 Köhnen (59.)


Schiedsrichter
Dreher (Darmstadt)


Zuschauer
23.000

Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga 1994, 3. Spieltag
29.05.1994 Fortuna - FC Augsburg 1:1 (1:0)


Fortuna Düsseldorf
Koch, Backhaus, Werner, Voigt, Glavas, Winkhold, Rada (83. Mollenhauer), Drazic, Buncol, Cyron (67. Aigner), Adler - Trainer: Ristic


FC Augsburg
Weh, Dörr, Haller, Hecht, Schroll (75. König), Sbordone, Hanke, Gerster, Motzke, Beckers (83. Zimmermann), Radlmaier - Trainer: Veh


Tore
1:0 Drazic (44.), 1:1 Radlmaier (60.)


Gelbe Karten: Adler - Hecht, Becker - RK: Dörr (87.)


Schiedsrichter: Dellwig (Osburg)


Zuschauer: 18.000 (Rheinstadion)

 


Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga 1994, 4. Spieltag
02.06.1994 FC Augsburg - Fortuna 0:2 (0:1)


FC Augsburg
Weh, Haller, Hecht, Schroll, Becker, Motzke (78. Heiß), Sbordone, Gerster, Radoki, Radlmaier, König (46. Zimmermann) - Trainer: Veh


Fortuna Düsseldorf
Koch, Backhaus, Voigt, Werner, Winkhold, Glavas, Aigner, Buncol (77. Stapel), Rada, Drazic, Cyron (78. Adler) - Trainer: Ristic


Tore
0:1 Glavas (14.), 0:2 Aigner (86.)


Gelbe Karten
Haller - Backhaus


Gelb/Rot
Glavas (75.)


Schiedsrichter: Best (Bilfingen)


Zuschauer
15.000

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