UN-Vollversammlung in der FSV-Kabine
Fortunas nächster Gegner FSV Frankfurt
Was der Fortuna ihre Borussia Freialdenhoven, ist dem FSV Frankfurt der KSV Klein-Karben. Sollte ein 95er-Fan noch immer Mitglieder für die Selbsthilfegruppe traumatisierter Anhänger suchen, beim FSV könnte er fündig werden. Denn die jüngere Geschichte des Traditionsclubs aus der Main-Metropole ist der der Fortuna nicht unähnlich: Fast-Insolvenzen, Jahre in der Viertklassigkeit und verpasste Aufstiege pflastern den Weg der Schwarz-Blauen.
Doch der Verein aus dem Frankfurter Stadtteil Bornheim hat sich nach diversen Schicksals-Grätschen wieder berappelt und spielt aktuell sein zweites Jahr hintereinander im Unterhaus. In der Hinrunde sah es allerdings lange Zeit so aus, als wäre die Zweitklassigkeit abermals nur ein absehbares Intermezzo: Zwei Punkte aus den ersten acht Spielen machten nicht viel Hoffnung auf den erneuten Klassenerhalt und bewegten Tomas Oral zum für viele überraschenden Rücktritt. So saß am neunten Spieltag - gegen die Fortuna im Übrigen - erstmals Hans-Peter Boysen auf der FSV-Bank, dessen Verpflichtung von den Kickers Offenbach für einen dezenten Nachbarschaftsstreit am Main gesorgt hat. Zumindest zu seiner Premiere sollte der neue Besen Boysen jedoch noch nicht so gut kehren: Die Fortuna gewann vor heimischem Publikum mit 4:1.
Doch Boysens Zeit sollte kommen. Peu à peu klaubten sich die emsigen Mainstädter ihre Punkte zusammen und kletterten bis auf Relegationsplatz 16. Die FSVer sind aktuell seit sechs Spielen unbesiegt, haben dabei unter anderem beim FCK und beim FC St. Pauli einen Punkt geholt und in Paderborn und gegen den KSC gewonnen.
Geradezu herausragend ist die Zahl der Nationalitäten, die Boysen in seinem Kader vereint. Spieler aus den USA, Montenegro, Peru, Mali, Brasilien, Marokko, Rumänien, Bosnien, Kanada, Finnland, Gambia, Türkei, Griechenland und Spanien tummeln sich bei den Schwarz-Blauen. Da fehlt der Mannschaftssitzung nicht viel zu einer UN-Vollversammlung...
Nationalität Nummer 15 steuerte der Torschütze zur zwischenzeitlichen 1:0-Führung gegen die Fortuna im Hinspiel bei: Matias Esteban Cenci. Der Angreifer ist Argentinier, hat die Frankfurter aber bereits im Winter in Richtung Drittligist Sandhausen verlassen - was ja irgendwie auch wieder exotisch ist.
Der große Hoffnungsträger der Frankfurter im Kampf gegen den Abstieg kommt dagegen ausgerechnet aus Essen. Sascha Mölders wechselte im Winter mit der Empfehlung von 14-Hinrundentreffern von der Hafenstraße an den Bornheimer Hang, brach sich allerdings direkt bei seinem ersten Einsatz den Mittelfuß. Inzwischen ist der lange Ur-Essener wieder auf dem Damm und wird wohl gegen Düsseldorf zu seinem persönlichen Derby kommen. Sollte die Fortuna das für sich entscheiden: Man nehme den FSV-Fan nicht auf, sondern lieber in den Arm.