01.07.2010 | Verein

"Ziel muss sein, das Fahrstuhlimage abzuschaffen"

Markus Hirte zieht positive Bilanz bei den Mannschaften des SYSTAIC-Nachwuchsleistungszentrums

Auf den Tag genau vor einem Jahr, hat Markus Hirte seine Arbeit als Leiter des SYSTAIC-Nachwuchsleistungszentrums bei Fortuna Düsseldorf aufgenommen. In dieser Zeit haben die Teams der Rot-Weißen - von der U 9 bis zur U 23 - fast durchgängig gute Endergebnisse zu verzeichnen. "Fortuna Aktuell" sprach mit dem gebürtigen Berliner, um ein Bilanz der letzten 12 Monate zu ziehen.

Herr Hirte, wie haben Sie das erste Jahr in ihrer Funktion bei Fortuna erlebt und wie gefällt es Ihnen in der Landeshauptstadt?

Hirte: "Ich fühle mich sehr wohl in Düsseldorf! Es ist alles so, wie ich es mir im Vorhinein vorgestellt und erhofft habe. Meine Arbeit bei Fortuna ist hochinteressant, sehr vielseitig und hinzu kommt, dass es extrem viel Freude bereitet an der positiven Entwicklung der Fortuna teilzuhaben und sie ein Stück weit mitzugestalten. Und das es sich in Düsseldorf gut leben lässt, dürfte auch kein Geheimnis mehr sein."


Es war also die richtige Entscheidung von Hamburg nach Düsseldorf zu gehen?

Hirte: "Absolut!"


Mit der Rückkehr der U15 in die C-Jugend Regionalliga am vergangenen Samstag, sind im Jugendbereich jetzt alle Entscheidungen über Auf -und Abstieg gefallen. Der Großteil der Mannschaften hat beim Blick auf die Tabellen die sportlichen Ziele erreicht - ihr Saisonfazit dürfte folglich recht positiv ausfallen?   

Hirte: "Ich würde es so ausdrücken: Wäre der U17 der Klassenerhalt in der Bundesliga geglückt, hätte man von einer optimalen Saison sprechen können - auch unter dem Hintergrund, dass die Hypothek mit den vier Aufstiegen aus dem Vorjahr extrem hoch war. Die U23 hat aus ihren vorhandenen Möglichkeiten wirklich das Beste rausgeholt und unterm Strich, sicher und souverän, auf sportlichem Weg, den Klassenerhalt geschafft. Gleiches gilt für die U19 von Trainer Sinisa Suker, die als Aufsteiger in die Bundesliga West mit dem sechsten Platz ebenfalls eine großartige Runde gespielt hat. Dazu, wie eingangs schon erwähnt, der eminent wichtige Aufstieg der U15 in die C-Jugend-Regionalliga, sowie die jeweils zweiten Plätze der U18 und U16 in der Niederrheinliga. Das nächste Ziel muss es jetzt sein, die Leistungen zu stabilisieren und das "Fahrstuhlimage" abzuschaffen.


Sie sprechen es schon an. Das "Schicksal" der U17 in diesem Jahr, ist in der Vergangenheit leider kein Einzelfall gewesen. Woran liegt es, dass viele Mannschaften direkt nach dem Aufstieg  gleich wieder den Weg nach unten antreten müssen und sich nicht dauerhaft in der höchsten Spielklasse etablieren können?

Hirte: "Dafür gibt es eine treffende Erklärung. Zuerst einmal ist dieses wiederkehrende Phänomen auf die große Konkurrenzsituation bei uns im Westen, wo es eine hohe Dichte an Profivereinen gibt, zurückzuführen. Dazu gesellt sich eine zeitliche Komponente. Nehmen wir beispielweise mal die Situation bei der U15: Die Mannschaft hat am 26. Juni das entscheidende Spiel in der Relegation bestritten, d.h. wir wissen erst vier Tage vor Ablauf der Abmeldefrist (Anm. d. Red. : Jugendspieler müssen sich bei einem Vereinswechsel bis zum 30. Juni bei ihrem alten Verein abmelden) in welcher Liga wir nächste Saison spielen - wir haben damit im Ringen um die besten Jugendspieler folglich eine ungünstigere Ausgangsposition, als Mannschaften, die schon in der Regionalliga spielen.  Das heißt im Klartext: Die begehrtesten Jugendspieler sind Ende Juni schon vom Markt - und ohne gute Verstärkungen ist es verdammt schwierig in der Bundesliga bzw. Regionalliga zu bestehen.


Ein gutes Gegenbeispiel ist die U19 von Trainer Sinisa Suker. Als Aufsteiger hat sie in ihrer Premierensaison den sechsten Platz, im Sandwich der beiden Ruhrpottvereine Borussia Dortmund und Schalke 04, belegt. Wie erklären Sie sich diese herausragende Saison?

Hirte: " Diese Mannschaft hat in erster Linie die "Fortuna-Qualitäten" zu 100 Prozent vorgelebt: Disziplin, Einsatzbereitschaft und Durchsetzungsvermögen."


Das alleine reicht aber nicht aus, um in der Bundesliga West zu bestehen?

Hirte: " Nein, so einfach ist es natürlich nicht. Zusätzlich zu diesen genannten Tugenden verfügte die U19 über einige exzellente Einzelspieler mit einer hohen individuellen Qualität. Außerdem herrschte eine große Ausgeglichenheit im Kader, die es dem Trainer ermöglichte, Ausfälle gut zu kompensieren."


Eine wichtigere Rolle als die Platzierung am Ende der Saison, sollte im Juniorenbereich nach wie vor die individuelle Weiterentwicklung jedes einzelnen Spielers  einnehmen. In diesem Jahr rücken gleich sieben Spieler aus der A-Jugend in den Regionalligakader auf. Ist die U19 damit ein Paradebeispiel für gelungene Nachwuchsförderung?

Hirte: "Da muss man vorsichtig sein - die sieben Spieler sagen im ersten Moment relativ wenig aus. Wenn von den sieben Spielern vielleicht drei, vier oder fünf, regelmäßige Einsatzzeiten in der Regionalliga bekommen, dann erst wäre das ein Erfolg für uns. Uns als Verantwortlichen zeigt es aber, dass es bei der Fortuna ein hohes Vertrauen in die Nachwuchsarbeit gibt und Talente die Chance haben über die Jugendteams in den Lizenzspielerbereich zu kommen."

 
Drei Spieler, die den Sprung aus der eigenen Jugend in den Zweitligakader schon geschafft haben, sind Marcel Gaus, Kai Schwertfeger und Marco Königs. Welchem dieser drei Spieler trauen Sie in der nächsten Saison den Durchbruch zum Stammspieler zu?

Hirte: "Marcel Gaus und Kai Schwertfeger haben bei ihren Einsätzen in der vergangenen Saison ihre Zweitligatauglichkeit schon nachgewiesen und gezeigt, dass sie ernsthafte Alternativen für einen Stammplatz sind. Wenn beide jetzt in der kommenden Saison ihre guten Leistungen stabilisieren, haben Sie realistische Chancen auf einen Stammplatz. Marco Königs hingegen ist neu im Lizenzspielerkader - bei ihm muss man erst abwarten, wie er sich weiterentwickelt. Er wird dieses Jahr eine Menge Erfahrung sammeln und muss versuchen mit guten Leistungen bei der Regionalligamannschaft sowie im Training auf sich aufmerksam zu machen. Dann kann auch er zu einer echten Alternative im Lizenzspielerkader heranreifen."


Ein weiterer Nachwuchsspieler, dem großes Potenzial bescheinigt wird,  ist Neuzugang Maximilian Beister vom Hamburger SV. Sie kennen ihn bestens aus ihrer Zeit als Nachwuchskoordinator an der Elbe. Was sind seine Stärken?

Hirte: "Er bringt sehr viel Schnelligkeit mit, besticht durch große Lauf -und Einsatzbereitschaft und seine linker Fuß ist wirklich eine Waffe."


Hat er das Zeug, sich in der zweite Liga durchzusetzen?

Hirte: "Davon bin ich fest überzeugt. Er bringt für die zweite Liga eine Menge Qualität mit."


Jetzt vielleicht eine etwas hypothetische Frage: Am Wochenende fanden die Endspiele um die Deutsche A- und B-Juniorenmeisterschaft statt. Ist es utopisch davon zu träumen, dass mittel bzw. langfristig auch mal ein Fortuna-Team in einem Endspiel um die Deutsche Meisterschaft steht?

Hirte: (grinst) "Im Moment würde ich sagen, dass da noch eine Ecke Phantasie dazugehört. In den nächsten zwei bis drei Jahren wollen wir mit den Jugendmannschaften den nächsten Schritt machen und uns in den jeweiligen höchsten Jugendspielklassen dauerhaft etablieren. Das wir in absehbarer Zeit, Mannschaften wie Leverkusen, Köln, Gladbach oder Dortmund hinter uns lassen können, halte ich zum jetzigen Zeitpunkt für vermessen - wobei die Zielsetzung immer der maximale Erfolg sein muss!"


Können Sie  zum Schluss noch einen Ausblick auf die kommende Saison geben. Was sind die sportlichen Ziele und welche strukturellen Veränderungen stehen an?

Hirte: "Der Fokus liegt im sportlichen Bereich auf dem sofortigen Wiederaufstieg der U16 und U17, bei den anderen Mannschaften ist der Klassenerhalt das Ziel. Speziell bei der zweiten Mannschaft ist das natürlich immer eine Gratwanderung, weil wir einerseits möglichst viele Spieler an den Lizenzspielerkader heranführen wollen, aber gleichzeitig auch die sportliche Perspektive der Regionalligamannschaft nicht vernachlässigen dürfen. Im strukturellen und konzeptionellen Bereich gilt es die Rahmenbedingungen für die Mannschaften des SYSTAIC-Nachwuchsleistungszentrums weiter Schritt für Schritt zu verbessern. In Sachen Leistungsdiagnostik, Scouting, Individual -und Mentaltraining, steckt noch vieles in den Kinderschuhen - diese Baustellen werden wir vorantreiben. Ein weiteres Projekt, dass wir jetzt angehen werden, ist die Fortuna-Fußballschule, die in diesen Sommerferien zum ersten Mal ausgerichtet wird und ein weiteren Baustein im Nachwuchskonzept von Fortuna Düsseldorf darstellt.

  
Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

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