08.11.2024 | 1. Mannschaft

„Mir ist es wichtig, für das Team da zu sein“

Vincent Vermeij im Interview der Woche

Premiere für Vincent Vermeij: Zum allerersten Mal ist der niederländische Angreifer im Interview der Woche zu Gast. Dabei spricht er über die aktuelle Phase in der Liga, seine längere Verletzungspause vor Saisonstart und natürlich die anstehende Partie gegen den SC Paderborn.

Vincent, herzlich willkommen zum Interview der Woche. Wir fallen direkt mit der Tür ins Haus: Die letzten Wochen waren alles andere als einfach. Man kann nicht ohne Rückschläge durch diese Liga spazieren. Das war von Anfang an klar. Dennoch: Die letzten beiden Niederlagen taten schon weh, oder?
Auf jeden Fall. Niederlagen tun immer weh. Niemand erwartet, dass wir eine ganze Saison lang nur Erfolg haben. Gerade in der zweiten Liga gehören Rückschläge dazu, das ist Teil unseres Jobs. Vergangene Saison hatten wir auch Phasen, in denen es schlechter lief, und wir haben es geschafft, die Situation schnell zu drehen. Jetzt hoffen wir, dass uns das dieses Wochenende wieder gelingt, damit wir an die Erfolge vom Saisonstart anknüpfen und eine neue positive Serie starten können.

Wie geht ihr als Team mit so einer Phase um?
Letztlich gehört es im Fußball wie im Leben dazu, dass man Rückschläge hinnehmen muss. Wir müssen jetzt nicht plötzlich alles anders machen als bisher. Klar ist, dass wir weiterhin Vertrauen haben und wissen, dass wir Qualität im Team haben. Das haben wir in dieser und in der vergangenen Saison gezeigt, auch wenn zuletzt individuelle Fehler dazwischengekommen sind. Wenn wir uns auf die kleinen Dinge konzentrieren, die zu verbessern sind, dann kommt der Erfolg zurück. Keine Panik und keine Hektik sind wichtig. Gerade die Spieler, die schon länger dabei sind, achten darauf, dass keine unnötigen Konflikte oder Ärger im Training entstehen. Es ist normal, sich zu ärgern oder emotional zu reagieren, aber das sollte uns nicht davon abhalten, den Fokus zu behalten.

Lass uns kurz über Deine Verletzung am Saisonanfang sprechen. Du hast wegen einer Fersenverletzung die Vorbereitung verpasst und warst längere Zeit raus. Seit dem sechsten Spieltag bist Du wieder dabei. Wie schwer war der Weg zurück für Dich, auch mental?
Das war nicht einfach. Leider hatte ich das schon ein paar Mal, dass ich länger ausfiel. Anfangs habe ich gehofft, dass ich nur etwa vier Wochen pausieren müsste, aber dann stellte sich heraus, dass es doch länger dauerte. Natürlich will man nach einer erfolgreichen Saison wie der letzten direkt wieder dabei sein und sich beweisen. Ich wollte auch jemand sein, der in der Kabine präsent ist und Positivität ausstrahlt. Am Anfang war viel individuelles Training angesagt, aber dann konnte ich Schritt für Schritt zurück ins Mannschaftstraining, und das ist das Beste: wieder mit den Jungs auf dem Platz zu stehen.

Seit dem sechsten Spieltag kommst Du wieder regelmäßig zum Einsatz, zuletzt auch in der Startelf und über 90 Minuten. Wie hat sich das angefühlt?
Es hat sich gut angefühlt, aber ich habe gar nicht so sehr darauf geachtet, dass es das erste Mal seit Langem wieder von Beginn an war. Durch Testspiele und Einsätze bei der U23 konnte ich schon vorher etwas Spielpraxis sammeln. Natürlich freut man sich, wieder von Anfang an dabei zu sein, auch wenn es mit dem Tor zuletzt noch nicht geklappt hat. Aber ich werde weiter hart arbeiten, um meine Abläufe wieder zu finden und zu zeigen, was ich draufhabe. Klar ist, dass man nach einer Pause Zeit braucht, um  wieder komplett reinzufinden.

Du hast in dieser Saison bereits ein Tor gegen Regensburg geschossen, den Elfmeter hast Du dir geschnappt, und auch eine Vorlage gegen Lautern gegeben. Zudem warst Du nah dran an Deinem zweiten Treffer, zum Beispiel mit dem Schuss ans Außennetz gegen Lautern, oder auch beim Spiel gegen Münster. Wie holt man sich da sein Selbstvertrauen zurück? Geht das in erster Linie über Tore? Brauchst Du diese Erfolgserlebnisse, oder kommt das Vertrauen auch mit der Zeit, wenn Du nach einer Verletzung wieder regelmäßig Einsatzzeit bekommst? Ähnlich war es ja auch in der vergangenen Saison, als irgendwann der Knoten geplatzt ist.
Ich denke, es ist eine Mischung. Natürlich wäre das Traumszenario, dass man reinkommt, gleich ein Tor schießt und dann von Anfang an spielen darf und wieder trifft. Aber das ist leider nicht immer so einfach. Es gibt Spieler, bei denen klappt das sofort – bei manchen eben nicht, und das ist auch völlig normal. Mir geht es auch nicht nur darum, ein Tor zu schießen, damit das Spiel für mich okay ist. Ich hatte auch schon Spiele, in denen ich getroffen habe, aber insgesamt nicht zufrieden mit meiner Leistung war. Mir ist es wichtig, für das Team da zu sein und zu zeigen, dass ich einen Unterschied machen kann. Dass ich meine Mitspieler auf dem Platz unterstütze und wir gemeinsam erfolgreich sein können. Wie Du gesagt hast, letztes Jahr war es ähnlich: Ich habe auch ein paar Spiele gebraucht, bis ich meinen Rhythmus gefunden habe. Aber ich wusste, dass es mit der Zeit kommt, und das hat mir damals auch das Trainerteam vermittelt. Ich hoffe, dass es dieses Jahr genauso ist und ich in den nächsten Spielen, wenn ich wieder viele Minuten bekomme, auch wieder treffe und in diesen „Flow“ komme, den man als Spieler einfach spürt, wenn man regelmäßig spielt.

Am Samstagabend um 20:30 Uhr geht’s gegen Paderborn, Flutlichtspiel und volles Stadion. Letzte Saison lief es gegen den SCP nicht so gut, da gab es zwei Niederlagen. Spielt das in der Vorbereitung eine Rolle, oder geht ihr da unvoreingenommen ran?
Natürlich lernt man aus den Spielen der letzten Saison. Ich gehe die Partie wie jedes andere Spiel an, aber es bleibt schon im Hinterkopf, dass wir letztes Jahr beide Spiele gegen Paderborn verloren haben – und das, obwohl ich nicht unbedingt das Gefühl hatte, dass es verdient war. Wir waren zwar nicht auf unserem besten Niveau, aber auch nie chancenlos. Ich glaube, das zeigt, dass wir mit einem klaren Kopf und fokussiert in dieses Spiel gehen müssen.

Es ist auch tabellarisch ein Topspiel – Paderborn ist einen Platz vor euch auf Rang zwei, spielt einen guten Ball, hat auswärts in Köln gewonnen und in Hamburg ein Unentschieden geholt. Daniel Thioune hat auch gesagt, dass Paderborn keinen Grund hat, sich hier zu verstecken. Was erwartest Du für ein Spiel? Glaubst Du, dass sie richtig Gas geben werden?
Auf jeden Fall. Paderborn ist derzeit wahrscheinlich eine der besten Mannschaften mit Ballbesitz. Das wissen wir und darauf haben wir uns vorbereitet. Aber ich denke auch, dass wir uns nicht verstecken müssen, denn wir können selbst mit dem Ball extrem gefährlich sein. Vor allem in unserem eigenen Stadion wollen wir zeigen, dass wir da oben mithalten können und ein starkes Spiel abliefern. Außerdem haben wir aus dem letzten Jahr noch eine Rechnung offen.

Wie groß ist der Hunger auf den zweiten Heimsieg, der bisher noch ausgeblieben ist? Es waren starke Gegner hier, das letzte Heimspiel gegen Kaiserslautern war ziemlich turbulent. Trotzdem ist die Motivation sicher riesig, gerade wenn das Stadion voll ist und die Fans euch anfeuern. Das wäre doch auch ein schöner Moment, um den Fans einen Sieg zu schenken, oder?
Ja, absolut. Am Ende willst du jedes Spiel gewinnen, vor allem zu Hause, weil deine Fans dabei sind und du ihnen einen unvergesslichen Tag oder Abend bereiten möchtest. Letztes Jahr hatten wir hier einige tolle Spiele, gegen Mannschaften wie Kaiserslautern – das war immer etwas Besonderes. Beim letzten Spiel gegen Kaiserslautern lief es leider in die andere Richtung. Aber wir wollen unseren Fans immer die gleiche Energie zurückgeben, die sie uns im Spiel geben. Natürlich ist es nicht immer leicht, wenn du so viel Unterstützung spürst und gleichzeitig unter Druck stehst, weil du weißt, dass du jetzt liefern musst. Aber es wird einfach Zeit für den nächsten Heimsieg. Wir brauchen das, die Fans brauchen das. Aber es ist auch wichtig, ruhig zu bleiben und Selbstvertrauen auszustrahlen. Wenn wir auf unsere eigene Stärke bauen, können wir das gemeinsam schaffen.

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