28.07.2011 | 1. Mannschaft

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DFB-Pokal: Fortuna zu Gast beim KSV Hessen Kassel

Eine Woche nach den fliegenden Speeren, gestoßenen Kugeln und geworfenen Hämmern rollt wieder der Fußball über den Rasen im Kasseler Auestadion. Am letzten Wochenende fanden dort die 111. Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften statt; nun steht am Sonntag (Anstoß: 17.30 Uhr) das Aufeinandertreffen von Hessen Kassel und Fortuna Düsseldorf in der 1. Runde im DFB-Pokal an. Der Viertligist trifft dabei in der Rolle des "David" auf den "Goliath" aus der 2. Bundesliga.

Für diese Partie wurden in Nordhessen extra Sonderartikel in Form von eines T-Shirts und eines Schals hergestellt. Denn für die Gastgeber ist es ein ganz besonderes Ereignis, nämlich der erste Auftritt im DFB-Pokal nach 20 Jahren. Ungeachtet dessen wollen die Rheinländer keine Gastgeschenke verteilen, sondern ihrerseits endlich nach zwölf Jahren wieder einmal in die 2. Runde einziehen (1999/2000 gelang der Fortuna als Regionalligist ein 2:0-Sieg über den Bundesligisten 1. FC Nürnberg).

Ein Erfolg in Kassel gelang an gleicher Stätte schon einmal vor 36 Jahren. In der Saison 1975/1976 gewannen die NRW-Landeshauptstädter bei den Löwen in der 2. Runde des DFB-Pokals mit 3:2. Die Tore an jenem 18. Oktober 1975 erzielten Egon Köhnen (2) und Dieter Herzog, nachdem die Gastgeber zuvor zweimal in Führung lagen. Es ist bis heute das einzige Pflichtspiel beider Klubs gegeneinander. Denn jahrelang haben sie ganz klassisch aneinander vorbei gespielt. Ein Rückblick auf die letzten Jahrzehnte verdeutlicht dies genau.

 

Nah dran, aber immer ganz knapp vorbei

1963/64 wurde Hessen Kassel Süddeutscher Meister, scheiterte jedoch als Zweiter in der Aufstiegsrunde zur Bundesliga an Hannover 96. Die Fortuna war zwar 1966 in der Oberliga West und danach in der Aufstiegsrunde erfolgreicher und schaffte den Aufstieg, stieg aber ein Jahr später wieder ab. Langfristiger währte der Aufenthalt der Rot-Weißen ab dem Jahr 1971. Immerhin dauerte die Zugehörigkeit zum Fußball-Oberhaus 16 Jahre lang an. In diesem Zeitraum gehörten die Kasseler zunächst bis 1980 der drittklassigen Amateurliga Hessen an. Nach dem Zweitliga-Aufstieg schafften sie als Neuling in der Süd-Staffel gleich die Qualifikation für die neugegründete eingleisige 2. Bundesliga - und das maßgerecht mit einem vierten Platz. Doch dieser vierte Rang sollte in den kommenden Jahren zu einem Fluch für die Nordhessen werden... Denn so sehr sie mit Vehemenz an das Tor zum Fußball-Oberhaus anklopften, umso unglücklicher verpassten sie den größten Triumph in ihrer Vereinsgeschichte.

In der Saison 1982/83 stand am Ende ein vierter Platz für die Mannschaft von Trainer Friedhelm "Timo" Konietzka zu Buche. Auch im Jahr darauf wurde als Vierter die Relegation zur Bundesliga knapp verfehlt - diesmal unter dem neuen Coach Jörg Berger. Unter ihm sollte in der darauf folgenden Spielzeit das tragischste Saisonfinale folgen. Vor dem letzten Spieltag waren die Löwen noch Tabellenführer, wurden dann aber nach einer 0:2-Niederlage beim 1. FC Nürnberg sowohl von den Franken als auch von Hannover und dem 1. FC Saarbrücken überholt und mussten sich erneut mit dem undankbaren vierten Platz begnügen. Zwölf Monate später sollte sich dieses bittere Schicksal fast identisch wiederholen, als am letzten Spieltag der dritte Platz verspielt wurde.

Immer mit dabei und zwischen den Pfosten war Torhüter Hans Wulf, der in Kassel zur Legende wurde. Mit immerhin 440 Einsätzen liegt er in der Liste der Rekord-Spieler in der 2. Bundesliga auf dem - na klar! - vierten Platz... 1987 folgte für den mittlerweile sportlich und finanziell angeschlagenen Verein der Sturz in die Drittklassigkeit. Wulf war zuvor zu Hannover 96 gewechselt und schaffte mit den Niedersachsen auf Anhieb den Bundesliga-Aufstieg! Im gleichen Jahr stieg die Fortuna bekanntlich auch aus der Bundesliga ab.

Weitere bekannte Spieler aus jener Zeit sind Peter Cestonaro, Dieter Hecking (heutiger Trainer des 1. FC Nürnberg), Lothar Sippel, Dirk Bakalorz, Heinz Traser und Uwe Eplinius.

 

Das Aus und die schnelle Wiedergeburt

Nachdem der KSV in der Saison 1989/1990 noch einmal zweitklassig war, folgte im Juli 1993 der Bankrott. Dazwischen lag immerhin noch ein Auftritt im Viertelfinale. Dort unterlagen die Hessen dem SV Werder Bremen mit 0:2. Der Nachfolgeverein FC Hessen Kassel durfte in der Oberliga Hessen antreten, schaffte die Qualifikation für die neue Regionalliga Süd, musste jedoch 1997 ebenfalls Konkurs beantragen. Am 24. November 1997 wurde der Klub aus dem Vereinsregister gelöscht. Nur drei Monate später wurde der heutige KSV Hessen Kassel neu gegründet. Nach dieser Neugründung wurden die Löwen in der Kreisliga (8. Klasse) eingestuft. Nach 4-maligem Aufstieg in Folge spielte der Verein von 2002 bis 2006 wieder in der viertklassigen Oberliga Hessen. In der Saison 2005/06 gelang der Aufstieg in die Regionalliga Süd durch einen 1:0-Auswärtssieg am 25. Mai 2006 beim Aufstiegskonkurrenten FSV Frankfurt am letzten Spieltag. In der Spielzeit 2007/08 wurde mit einem 14. Platz die Qualifikation für die neue 3. Liga verpasst - der KSV war somit wieder viertklassig. In der letzten Saison standen die Löwen lange Zeit an der Tabellenspitze, verspielten jedoch mit einer schwachen Rückrunde den Aufstieg und landeten am Ende hinter Aufsteiger SV Darmstadt 98 und den Stuttgarter Kickers auf dem dritten Platz.

Am 2. Mai 2008 wurde im Ligaspiel gegen den FC Bayern München II das renovierte Auestadion mit dem ersten Spiel unter Flutlicht in Kassel eingeweiht. Die Begegnung sahen 17.200 Zuschauer, welches die Rekordkulisse seit der Neugründung darstellt. In der Regionalliga West hält übrigens Rot-Weiss Essen den Rekord (16.500 Zuschauer in der Gelsenkirchener WM-Arena beim "Heimspiel" gegen den FC Schalke 04 II).

 

Schlechte Erinnerungen an die dritte Endspielteilnahme im DFB-Pokal

Noch ein paar Zuschauer mehr sahen 1958 das deutsche Pokalfinale, für das sich die Fortuna wieder einmal qualifiziert hatte. Zuvor waren die Rot-Weißen 1937 dem FC Schalke 04 mit 1:2 unterlegen. Und im Vorjahr gab es in einem denkwürdigen Spiel bei Schneetreiben Ende Dezember in Augsburg eine unglückliche 0:1-Niederlage gegen den FC Bayern München. Am 16. November 1958 sollte es also endlich klappen. Der "Pott" sollte nach Düsseldorf geholt werden. Austragungsort: Kassel - Auestadion. Vor 28.000 Zuschauern entwickelte sich im Spiel gegen den VfB Stuttgart ein wahrer Pokalkrimi. Die Schwaben schossen in der ersten Halbzeit das 1:0, doch im zweiten Durchgang ging die Führung hin und her. Beim Stande von 3:3-Unentschieden (Tore: 2x Franz-Josef "Jupp" Wolfframm und Karl Hoffmann) ging es in die Verlängerung, in der sich die Mannschaft von Trainer Hermann Lindemann in der 113. Spielminute ein viertes Mal geschlagen geben musste. Dies war der endgültige Knock-Out.

 

Kein Wiedersehen...

wird es übrigens mit Ken Asaeda geben. Der Japaner stand in der Saison 2007/08  bei der Fortuna unter Vertrag, konnte sich jedoch nicht einen Stammplatz erkämpfen. Lediglich einmal kam der Mittelfeldspieler zum Einsatz. Er wechselte daraufhin zum Süd-Regionalligisten Viktoria Aschaffenburg, ging von dort ein Jahr später in die 3. Liga zum Wuppertaler SV Borussia, 2010 dann zum KSV Hessen Kassel und in diesem Sommer zurück in die Stadt an der Wupper zum West-Regionalligisten. (ah)

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