Ivo, Ennatz und die Straßenbahn
Wissenswertes über den MSV Duisburg
Fast acht Monate ist die letzte Niederlage der Fortuna nun her. Am 18. März 2011 trat man nach dem „Straßenbahnderby“ gegen den MSV Duisburg letztmals die Heimfahrt an, ohne Zählbares verbucht zu haben. Stefan Maierhofer besiegelte an jenem Freitag mit einem Distanzschuss die Pleite bei den Meiderichern. Vorm erneuten Aufeinandertreffen am Montag (20.15 Uhr, Schauinsland-Reisen-Arena) buchstabieren wir die „Zebras“ und finden dabei allerhand Interessantes.
Z wie Zweiter: Der Start in die Saison war denkbar holprig für die „Zebras“. Vorläufiger Tiefpunkt war das 0:2 bei Regionalligist Holstein Kiel im DFB-Pokal, um den man ein halbes Jahr zuvor im Finale gegen Schalke 04 noch gekämpft hatte. Man wurde Zweiter. Das deutliche 0:5 war ein Ergebnis, mit dem man für gewöhnlich nicht unbedingt seine aktive Karriere beenden möchte. Für MSV-Ikone Ivica Grlic, der mittlerweile im Management arbeitet, war es dennoch der Höhepunkt seiner Karriere. Dies bekannte der Edeltechniker kürzlich am Rande seines Abschiedsspiels, bei dem auch sein ehemaliger Coach gastierte: Norbert Meier.
E wie Ennatz: 50.000 Zebra-Fans kürten den langmähnigen Freistoßspezialisten Grlic denn auch bei einer Internetabstimmung zum viertbeliebtesten MSV-Spieler aller Zeiten. In die Medaillenränge kamen die absoluten Heroen. Dritter: Michael Tönnies, schnauzbärtiger Torjäger der Neunziger und bis heute schnellster Hattrickschütze der Bundesligageschichte. Zweiter: Bachirou Salou, das Athletikwunder aus Togo. Gold ging natürlich an den Mann, der eine Bürgermeisterkandidatur in Duisburg vermutlich mit Prozentzahlen für sich entscheiden würde, die sonst nur auf sowjetischen Parteitagen erreicht wurden: Bernard Dietz. Europameister 1980 als DFB-Kapitän, fast 400 Ligaspiele für den MSV, in denen dem Abwehrmann beinahe 70 (!) Tore gelangen - am Thron von „Ennatz“, wegen dem die Stadt zwischenzeitlich nur noch „Dietzburg“ gerufen wurde, konnte und wollte auch Ivo Grlic nicht rütteln.
B wie Bajic: Was Jens Langeneke in der Vorsaison für die Rot-Weißen, das ist Branimir Bajic in diesem Jahr für die „Zebras“. Der Bosnier ist nicht nur Defensivanker, sondern auch bester Torschütze (vier Treffer) seiner Truppe, trotz hochkarätiger Offensivzugänge wie Valeri Domovchiyski oder Emil Jula. Anders als der Düsseldorfer Vizekapitän, der sein Torekonto in erster Linie mit dem Verwandeln von Strafstößen füllt, trifft Bajic gerne aus dem Spiel heraus. Nach einer Gelbsperre rückt er gegen die Fortuna wohl wieder auf den Flipchart seines Trainers.
R wie Reck: Der wiederum heißt seit gut vier Wochen nicht mehr Milan Sasic, sondern Oliver Reck. Vom Boulevard einstmals zu Unrecht als „Pannen-Olli“ gebrandmarkt, ist Reck eine der größten Torwartpersönlichkeiten der Bundesligageschichte. 173 Bundesligaspiele ohne Gegentor sprechen für sich. Unter Otto Rehhagel feierte er beachtliche Erfolge, gemeinsam mit einem gewissen Norbert Meier. Am Montag stehen die beiden einstigen Kollegen sich erstmals als Trainer gegenüber.
A wie Abstiegsgespenst: Neue Besen kehren gut - eine alte Weisheit, die der Neu-Coach derzeit erfolgreich auffrischt. Seit Reck den Stiel in der Hand hält, ist ein Aufwärtstrend unverkennbar. Einem 2:2 bei Alemannia Aachen folgten erstmals überhaupt in dieser Spielzeit zwei Siege hintereinander. Das bedeutet Platz 13, und das Abstiegsgespenst, das zwischenzeitlich vernehmbar mit den Ketten rasselte, ist zumindest vorübergehend wieder vor die Tür verbannt.
S wie Straßenbahnderby: Ein Sieg über die Fortuna könnte weiter zur Beruhigung beitragen, und der MSV Duisburg darf immerhin für sich reklamieren, die letzte Mannschaft zu sein, die dem Team von Norbert Meier eine Niederlage zufügen konnte. Aus der Anfangsformation vom 18. März steht allerdings nicht einmal mehr die Hälfte der Spieler überhaupt im Zebra-Aufgebot. Wie es diesmal ausgeht, interessiert auch mehrere tausend mitreisende Fans der Rot-Weißen. Viele von ihnen dürften für die kurze Anfahrt auch dieses Mal wieder die U-Bahn-Linie U 79 wählen - nicht zu Unrecht trägt das Traditionsmatch den Spitznamen „Straßenbahnderby“.