29.11.2006 | 1. Mannschaft

Fortuna aus dem Pokal ausgeschieden

Nach 4:2 im Elfmeterschießen

Ein Pokalkrimi sieht sicherlich anders aus: Selbst die Tatsache, dass in der Eintrittskarte 120 Minuten Spielzeit und ein Elfmeterschießen enthalten waren, wird diese Partie nicht in die Geschichte der großen Pokal-Fights eingehen lassen. Und dies liegt nicht nur daran, dass sich die stark dezimierte Fortuna einmal mehr bei den bergischen geschlagen geben mussten.

Dritte Runde im Niederrhein-Pokal - und zum dritten Mal hintereinander ging es in Runde drei zum Wuppertaler SV Borussia. Bereits in den beiden vorangegangenen Jahren blieb den Rot-Weißen der Einzug in die erste Runde des DFB verwehrt - eine 0:2- bzw. 0:3-Niederlage bedeuten das jeweilige Aus in diesem Qualifikationswettbewerb.
Ohnehin waren die Aussichten, an diesem Dienstagabend das Gesetz der Serie brechen zu können, denkbar schlecht: Personell arg gebeutelt musste Chefcoach Uwe Weidemann mit Ex-Kapitän Dirk Böcker und Gabriel Czajor auf der Auswechselbank sogar auf Spieler der Zweiten Mannschaft zurückgreifen. Mit Jörg Albertz, Hamza Cakir, Marcus Feinbier, Andreas Lambertz und Robert Palikuca fehlten fünf Stammspieler und Oliver Barth sowie Pino Canale nahmen lediglich auf der Bank Platz und kamen gar nicht erst zum Einsatz.
Sehr verhalten gingen beide Teams in dieses Spiel, so als begegne man einander mit größtem Respekt und wollte vermeiden, mit allzu offensivem Drang dem jeweiligen Gegner eine offene Flanke zu bieten.
Die Befürchtung, dass mit Gustav Policella wieder einmal ein ehemaliger Fortune für Verdruss sorgen könnte, hatte sich bereits nach einer Viertelstunde zerschlagen. Der 31-Jährige war nach einem Zweikampf liegen geblieben und musste das Spielfeld vorzeitig mit ausgekugeltem Unterarm verlassen. Für ihn kam Heinzmann ins Spiel, der gut fünf Minuten später für einen ersten Aufreger sorgte, als er beim Sturmlauf auf das Düsseldorfer Gehäuse den entgegeneilenden Schlussmann Kenneth Kronholm unsanft berührte. Etwas mehr körperliche Geschicklichkeit des Wuppertalers hätte dem Ersatzkeeper der Flingeraner diese überflüssige Feindberührung sicherlich erspart.
Es dauerte bis zur 26. Minute bis Fortuna in ihren Angriffsbemühungen erste nennenswerte Ansätze zeigte: Da nämlich schlug David Krecidlo eine Flanke in des Gegners Strafraum, wo zwar einige Fortunen standen, sich jedoch keiner so rechgt bemüßigt fühlte, den Ball ins Netz zu befördern. Doch die Wuppertaler waren keinen Deut besser, denn als in Minute 34 Kenneth Kronholm bei einer Ecke über den Ball griff, trudelte das Arbeitsgerät vorbei an Freund und Feind wieder ins Toraus. Die größte Chance des Spiels ergab sich dann in der 37. für Ahmet Cebe, der die Prophezeiung Uwe Weidemanns, dass er nach dreiwöchiger Zwangspause "auf seinen Einsatz brennen wird wie eine Fackel" wahr machte: Alleine auf das Tor von Keeper Maly zustürmend fehlte ihm jedoch die Entschlossenheit, selbst abzuziehen, sondern passte quer, wo die Kugel bequem von einem Gegenspieler aufgenommen werden konnte.
Immerhin konnte man zu diesem Zeitpunkt feststellen, dass die Rot-Weißen, die an diesem nasskalten Herbstabend ganz in Blau spielten, allmählich ins Spiel fanden und einen stärkeren Vorwärtsdrang entwickelten.
Nach dem Wiederanpfiff durch Schiedsrichter Marc Seemann kamen beide Teams unverändert zurück auf den Platz.
Das Kräfteverhältnis zwischen beiden Teams gestaltete ausgeglichen - Angriffsbestrebungen gab es hüben wie drüben, doch statt echter Torchancen sahen die 5.281 Zuschauer ein stark mittelfeldlastiges Spiel. Zwar sorgte Markus Anfang mit einem sorgfältig gezirkelten Freistoß (60. Minute) für Beifall und auch Denis Wolf hatte gewisse Möglichkeiten, umgekehrt musste Kronholm in der 68. mit einer Glanztat eingreifen, als er einen gegnerischen Kopfball, der in den oberen linken Winkel einzuschlagen drohte, mit den Fingerspitzen zur Ecke ablenken konnte, doch insgesamt bliebe es ruhig. So ruhig, dass es einen Augenblick dauerte, bis die Anwesenden aus ihrer Lethargie erwachten, als der Wuppertaler Jerat in der 80. plötzlich die Abwehr der Fortuna durchbrach und alleine auf Kronholm zulief, doch den Ball weit neben das Tor setzte. Kurzfristig kam danach nochmals Stimmung auf - doch die Mehrheit hatte sich bereits damit abgefunden, dass es auf eine Verlängerung hinauslief. Daran änderte auch ein Patzer von Kronholm (87.) nichts, der sich bei  einer scharf, fast in den 5-Meter-Raum herein gegebenen Flanke verschätzt hatte, doch der vor ihm stehende Rietpietsch war augenscheinlich selbst zu überrascht, als dass er freistehend den Ball hätte aufnehmen und verwandeln können. Zu diesem Zeitpunkt war der WSV sicherlich spielüberlegen, doch nicht clever genug in der Chancenverwertung.
Die anschließende Verlängerung bot kaum Höhepunkte und entsprach damit im Wesentlichen auch der Tendenz der vorangegangen regulären Spielzeit.
So musste die Entscheidung im Elfmeter-Schießen fallen - auf diese Weise hatten sich die Bergischen bekanntlich in der Vorrunde gegen TuRU Düsseldorf durchgesetzt. Sollte den Wuppertalern das Glück zum zweiten Mal hintereinander hold sein? Es sollte: Denn nachdem Jens Langeneke sicher zum 0:1 verwandelte, konnte Heinzmann zum 1:1 ausgleichen. Henri Heeren scheiterte anschließend, so dass Malura auf 2:1 erhöhen konnte. Die Vorentscheidung fiel, als Kruse ebenfalls patzte und (ausgerechnet Ex-Fortune) Rietpietsch zum 3:1 verwandelte. Ahemt Cebes 3:2 war nur noch Ergebniskosmetik, denn Stuckmann stellte um exakt 22.04 Uhr mit dem 4:2 den Sieg der Heimmannschaft sicher. Mit hängenden Köpfen verließen die meisten Akteure aus Düsseldorf den Platz - verständlich, denn ihr Kampf über zwei Stunden reine Spielzeit war nicht belohnt worden und die Chance auf den Einzug in die Erste Hauptrunde des DFB-Pokals besteht im nächsten Jahr auf einem einzigen Wege: Den Aufstieg in die Zweite Bundesliga.
Nach dem Spiel meinte Uwe Weidemann: "Es ist genau das eingetreten, was beide Trainer nicht wollten - nämlich zu diesem Zeitpunkt der Saison nicht nur eine normale Partie, sondern 120 Minuten spielen zu müssen. Beide Teams haben sich über weite Teile des Spiels gegenseitig neutralisiert. Meine Jungs sind jetzt sicherlich müde, werden aber kein Problem damit haben, am Samstag wieder Vollgas zu geben." Und etwas Positives konnte der oberste Übungsleiter diesem Abend dennoch abgewinnen: "Wir haben uns besser präsentiert als noch im letzten Jahr im Pokal."

 

Wuppertaler SV Borussia
Maly; Jerat, Stuckmann, Rietpietsch, Oslislo (73. Lopez-Torres), Policella (18. Heinzmann), Wiwerink, Ortlieb, Lejan (109. Bayertz), Kohlhaas, Malura

 

Fortuna Düsseldorf
Kronholm; Costa, Heeren, Adewunmi (63. Wolf), Langeneke, Kruse, Cebe, Krecidlo, Pusic, Podszus, Anfang

 

Tore
keine

Elfmeterschießen
0:1 Langeneke; 1:1 Heinzmann; 1:1 Heeren; 2:1 Malura; 2:1 Kruse; 3:1 Rietpietsch; 3:2 Cebe; 4:2 Stuckmann

 

Gelbe Karten
Stuckmann, Malura / Podszus, Pusic, Anfang, Cebe, Krecidlo

 

Schiedsrichter
Marc Seemann

 

Zuschauer
5.281

 

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