11.03.2012 | Verein

Paul Janes wäre heute 100 Jahre alt geworden

Der „große Schweiger“ ist Fortunas Rekordinternationaler

Der 12. Juni 1987 ist für Fans und Sympathisanten der Fortuna gleichermaßen wie für ehemalige und noch aktive Spieler und Funktionäre des Klubs mit dem 95er-Emblem auf der Brust ein Trauertag. Paul Janes, eine Fortuna-Legende und wohl der größte Fußballer, der je das rot-weiße Jersey der Flingeraner übergestreift hat, verstarb an jenem Tag im Alter von 75 Jahren an Herzversagen. Heute also wäre der Namensgeber des Stadions am Flinger Broich 100 Jahre alt geworden.

Seine Gegenspieler empfanden ihn als „beinhart“, Mitspieler schwärmten trotz seiner Spielposition als Verteidiger von einem „filigranen Virtuosen“, der das „Leder“ mit höchster Eleganz über den Rasen zu bewegen wusste. Ein Schuss wie ein Kanonenschlag, von gegnerischen Torleuten gefürchtet und von den eigenen Teamkameraden bewundert. Wenn er zum Freistoß antrat, dann hatte der Torhüter des jeweiligen Matchkonkurrenten oftmals allergrößte Mühe, genug Freiwillige für die obligatorische Mauer zu finden. Und wer sich als Torhüter dem Mann mit der „Klebe“ gegenübersah, der war zumeist froh, wenn das runde Spielgerät, ohne ihn zu touchieren, den Weg über die Torlinie fand.

Ohne Zweifel, der im Alter von 18 Jahren nach Düsseldorf gekommene Paul Janes konnte den Unterschied ausmachen. Dass Janes, geboren am 11. März 1912 in Küppersteg, einem heutigen Stadtteil Leverkusens, somit gar kein „echter“ Düsseldorfer „Jong“ war, störte in der Metropole am Rhein niemanden.

Sein Debüt für die von Heinrich „Heinz“ Körner trainierte Fortuna gab der damals gerade volljährige Maurerlehrling an Weihnachten 1930. Beim 2:0 über den Lokalrivalen TuRU Düsseldorf krönte der als rechter Verteidiger eingesetzte Janes seine Leistung durch seinen Treffer zum 2:0-Endstand. Beim Gewinn der dritten Bezirksmeisterschaft und der ersten Westdeutschen Meisterschaft war Janes bereits eine wichtige Stütze im Team der Flingeraner. So ließ die Berufung in die Nationalmannschaft nicht lange auf sich warten. Am 30. Oktober 1932 stand Janes in Budapest gegen Ungarn erstmals in der Elf des damaligen „Reichstrainers“, Prof. Dr. Otto Nerz.

Dem ersten Höhepunkt der Karriere des Mannes, der ob seiner Angewohnheit, über die eigenen Belange selten auch nur ein Sterbenswörtchen zu verlieren, von seinen Weggefährten nur der „große Schweiger“ genannt wurde, sollte schon bald der nächste große Triumph folgen. Ein halbes Jahr nach seinem ersten Einsatz für die deutsche Landesauswahl gewann Janes mit der Fortuna die deutsche Meisterschaft. Den 3:0-Erfolg über den großen Favoriten Schalke 04 - Janes war auch in der finalen Partie um die Deutsche Meisterschaft der Antreiber seines Teams gewesen -  kommentierte der Defensivstratege in gewohnt trockener Manier: „Mittags haben wir uns am Worringer Platz getroffen, nachmittags waren wir Meister.“

Eine weitere Kostprobe seines puristischen Sprachstils lieferte das jüngste von acht Kindern seiner Familie - das spätere Fortuna-Ehrenmitglied hatte sechs Brüder und eine Schwester - nach dem 3:2-Sieg im Spiel um Platz drei gegen die Landesauswahl Österreichs bei der Weltmeisterschaft 1934 in Italien. Zurück in Deutschland antwortete der ehemalige Straßenfußballer auf die Frage eines Reporters, wie es denn auf dem „Stiefel“ gewesen sei: „Warm.“

Egal ob mit der Fortuna oder im Trikot der deutschen Nationalmannschaft: „Der große Schweiger“ sollte noch häufiger die Gelegenheit bekommen denkwürdige Spiele und große Triumphe kommentieren zu können. So unterlag Janes 1936 mit der Fortuna im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft dem 1. FC Nürnberg in der Verlängerung mit 1:2. Gegen die „Clubberer“, wie auch anderthalb Jahre später, als die Rot-Weißen dem FC Schalke 04 nach einer dramatischen Begegnung im Endspiel um den deutschen Pokal mit 1:2 unterlagen - Janes erzielte das einzige Tor für die 95er -, war Janes der beste Spieler auf dem Platz.

Die Weltmeisterschaft 1938 in Frankreich sollte der letzte Auftritt des Düsseldorfer Jahrhundertspielers bei einem großen internationalen Turnier werden. Das frühe Ausscheiden der von Sepp Herberger trainierten Auswahl  musste er ebenso hinnehmen, wie die Tatsache, dass die deutsche Nationalmannschaft wegen der Kriegswirren 1942 ihr letztes Länderspiel für einige Jahre bestritt. Beim 5:2-Sieg der deutschen Elf in Pressburg (das heutige Bratislava, Anm. d. Red.) gegen das Team der Slowakei bestritt Janes sein 71 Spiel im Dress der deutschen Auswahl. In 31 Einsätzen hatte Janes die Nationalmannschaft als Team-Kapitän auf den Rasen geführt. Damit war der Fortune von 1941 bis zum 9. September 1970 deutscher Rekordnationalspieler, ehe er von Uwe Seeler abgelöst wurde. In diesen knapp sechs Dutzend Spielen erzielte der spätere Betreiber einer Sportlerklause sieben Treffer, bezeichnender Weise fielen vier seiner Treffer, nachdem er zum Freistoß angetreten war, drei Mal zappelte der Ball nach einem von Janes verwandelten Elfmeter im Netz des Gegners.

Der Karriere als aktiver Spieler folgte nach dem Krieg das Traineramt bei der Fortuna. Als die Rot-Weißen 1948/49 in die Zweite Liga West abstiegen, schnürte der ehemalige Internationale erneut die Fußballstiefel und verhalf seinem Club durch sein unnachahmliches Mitwirken auf dem Platz gerade einmal ein Jahr später zum direkten Wiederaufstieg. Erst 1951 beendet Paul Janes seine aktive Laufbahn.

Im Juni 1987 nahm das Leben der Fortuna-Legende ein plötzliches Ende. Auf dem Rückweg vom freitäglichen Frühschoppen mit Freunden in seiner Stammkneipe „Uerige“ erlitt dieser große Paul Janes, in der Straßenbahn sitzend, eine Herzattacke. Der Beerdigung „des Pauls“  auf dem Stoffeler Friedhof am 22. Juni wohnteen rund 300 Gäste bei. Darunter erwiesen ihm neben vielen ehemaligen und aktiven Fortuna-Spielern unter anderem Helmut Schön, Fritz Walter und Egidius Braun die letzte Ehre.

Die Fortuna setzte „ihrem“ Paul Janes 1990 ein ganz besonderes Denkmal. Das Stadion am Flinger Broich wurde in Paul-Janes-Stadion umbenannt. Und bis heute bleibt dieser Ausnahme-Fußballer, einer der ganz Großen der Fortuna, im Gedächtnis aller Rot-Weißen. In größtem Respekt sei daher seines 100. Geburtstags gedacht.

Foto: Gedenken an Paul Janes, einen Tag vor seinem 100. Geburtstag, in der ESPRIT arena beim 3:1-Sieg gegen FC Erzgebirge Aue - dargebracht von Marco Langer, dem seit mehr als 20 Jahren ehrenamtlich agierenden Vereinsarchivar der Fortuna.

 

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