Von Halbzeiten und 90 Minuten Spieldauer
"Wir fahren nach Bremen um drei Punkte zu entführen." Eindeutiger konnte die Aussage von Fortunas Chefcoach Uwe Weidemann kaum ausfallen, der vor dem bevorstehenden Nachholspiel gegen die Zweitvertretung des SV Werder Bremen den Vertretern der Medien Rede und Antwort stand. Das Spiel wurde bekanntlich Anfang des Monats wegen Unbespielbarkeit des Platzes 11 im Weserstadion abgesagt. Da diese Sportstätte auch am Mittwoch Austragungsort für die Meisterschaftspartie ist, aber über keine Flutlichtanlage verfügt, ist der Anpfiff bereits auf die wenig zuschauerfreundliche Zeit um 17.15 Uhr terminiert.
Rückblickend meinte der Coach, dass seine Vorgabe, gegen Lübeck eine bessere erste Halbzeit sehen zu wollen als in den vorangegangenen Spielen, sei leider nur bedingt umgesetzt worden. Die zweiten 45 Minuten hätten nicht zuletzt deshalb Defizite aufgewiesen, weil die Gäste, im Gegensatz zu manch anderem Gegner der Liga, eine der Mannschaften sei, die die gesamte Spielzeit auch volles Tempo zu bringen und Druck zu erzeugen vermögen.
Sein Team habe sich in Halbzeit zwei zu sehr zurückfallen lassen - dies habe er auch im Gespräch mit den Abwehrspielern um Kapitän Dirk Böcker nachträglich nochmals deutlich herausgestrichen. "Wir wollten die Räume enger machen, auf Konter lauern, haben uns aber zu sehr nach hinten fallen lassen." Dies sei eine Spielanlage, die von Mannschaften praktiziert würde, die vor der Fortuna stehen - "deshalb sind wir auch noch keine Spitzenmannschaft."
Gewisse Parallelen zum Gegner von der Weser sah der Coach ebenfalls. Denn Weidemann hatte am Sonntag die Partie des SV Werder gegen die Reserve Bayer Leverkusens (2:1) beobachtet, bei der die Hansestädter ebenfalls eine gute 1. Halbzeit absolviert hatten und in Führung lagen, nach dem Seitenwechsel aber einbrachen und so mit einer Niederlage im Gepäck den Heimweg antreten mussten.
"Es wird ein schweres Spiel im Norden", konstatierte der oberste Übungsleiter, zumal die Bilanz gegen die Bremer bislang schlichtweg ernüchternd ist: In sieben Spielen gab es vier Niederlagen und drei Unentschieden. "Ich will aber dennoch nicht von einem Angstgegner sprechen."
Weidemann betonte nochmals, dass er nicht glaube, dass seine Schutzbefohlenen die Saison abgehakt haben. "Ich erwarte in Bremen eine entsprechende Reaktion, auch weil es mit dem Fairplay-Gedanken gegenüber den anderen Mannschaften zu tun hat." Es bleibe dabei, dass man weiterhin eine möglichst gute Platzierung erreichen wolle, auch wenn neuerliche Personalnöte zu Umstellungen zwingt. Pino Canale beispielsweise ist nach seiner fünften Gelben Karte gesperrt. Henri Heeren wird nach seiner schweren Bänderdehnung, die er im Spiel gegen Lübeck erlitten hat, pausieren müssen und kann frühestens zum Spiel gegen Oberhausen am 8. April wieder mit einem Einsatz rechnen. Dies gilt auch für Andreas Lambertz, der, so hofft Weidemann, Anfang nächster Woche wieder ins Training einsteigen kann.
Bei Denis Wolf gab es hingegen Entwarnung. Seine vorzeitige Auswechslung am Wochenende sei im Wesentlichen auf den "Kräfteverschleiß" zurückzuführen, wie auch andere Spieler einen etwas erschöpften Eindruck bei den Übungseinheiten machten. "Daher gab es in den letzten beiden Tagen ein dosiertes Training; wobei ich hoffe, dass die körperliche Frische bei den Jungs punktgenau am Mittwochnachmittag wieder gegeben sein wird." Insgesamt 17 Spieler haben den Weg in den Stadtstaat angetreten.
Eine personelle Veränderung anderer Natur gab Uwe Weidemann ebenfalls bekannt: Demnach wird Lukas Marzok aus disziplinarischen Gründen mit sofortiger Wirkung nicht mehr für die Erste Mannschaft auflaufen und nur noch für das Verbandsligateam spielen. Die Hintergründe für diese Entscheidung wollte Weidemann nicht weiter erläutern. Für Marzok, der in dieser Saison insgesamt 12 Einsätze in der Ersten Mannschaft absolvierte, wird es keinen Nachrücker aus der Zweiten Mannschaft geben.