"Noch einmal die Zähne zusammen beißen"
Uwe Weidemann vor dem Spiel gegen RW Ahlen
Zum letzten Pressegespräch des Jahrs 2006 hatte Uwe Weidemann am Freitagmittag eingeladen. "Ahlen wird noch einmal eine Herausforderung - die wir sehr, sehr ernst nehmen", so der Chefcoach, der ab 14 Uhr wiederum das Training seiner Mannschaft leitete, bevor es mit dem Bus ins Münsterland ging.
"So couragiert wie in den letzten beiden Heimspielen", will der ehemalige Profi seine Schutzbefohlenen am Samstag im Wersestadion auftreten sehen. Denn auch er wollte die Leistungen der letzten beiden Auswärts-Partien keineswegs beschönigen, wenn auch "die Gründe hierfür hinlänglich bekannt sein sollten." Damit sprach er weniger die Müdigkeit seiner Spieler an, beispielsweise durch das eingeschobene Pokalsspiel gegen den Wuppertaler SV Borussia - sondern die personelle Misere, die sich wie ein roter Faden durch die gesamte Hinrunde zog. "Immerhin haben wir gepunktet und stehen momentan auf einem Aufstiegsplatz." Deutlich war bei dieser Aussage das Wörtchen "momentan" zu hören, was Weidemann noch einmal in aller Deutlichkeit zu erläutern wusste. "Wir haben bislang gar nichts erreicht. Und mir wird derzeit schon zu viel von Aufstieg geredet. Unser jetziger Tabellenplatz ist eine wunderschöne Momentaufnahme. Aber Fakt ist doch auch, dass wir noch 18 weitere schwere Spiele vor uns haben." Damit erteilte der 43-Jährige allen voreiligen Spekulationen eine Absage und unterstrich vielmehr, wie bodenständig nicht nur er die aktuelle sportliche Lage einschätzt. "Auch die Jungs wissen, dass auf uns noch eine Menge Arbeit zukommt."
Beispielsweise bei den Ahlenern, mit denen man noch eine Rechnung offen habe, nachdem sie die Einzigen in der Hinrunde waren, die der Fortuna drei Punkte im eigenen Stadion zu entführen vermochten. Trocken brachte Weidemann die Marschrichtung auf den Punkt: "Der Stachel der Auftaktniederlage sitzt tief. Damals wurden wir auf dem falschen Fuß erwischt. Das wollen wir korrigieren." Nicht zuletzt psychologisch sei es wichtig, das letzte Spiel vor der Winterpause erfolgreich zu bestreiten, damit man "mit breiter Brust in die Winterpause geht."
Hierbei wird der Chefcoach - einmal mehr - nicht auf seine Bestbesetzung zurückgreifen können. Denn bei Andreas Lambertz, der sich ein schweres Hämatom im Spiel gegen Kiel zugezogen hatte, ist die Muskulatur weiterhin verhärtet. "Bloß kein Risiko - die Jungs sollen sich erholen und nicht die kommenden Wochen in der Reha verbringen" lautet daher das Gebot der Stunde, das auch für Marcus Feinbier und Jörg Albertz gilt. "Ali hat in den vergangenen Tagen beschwerdefrei mittrainiert. Erst am Freitagnachmittag wird er wieder das Schusstraining aufnehmen. Sollte er dann weiterhin keine Schmerzen haben, dann - und nur dann - kommt er mit." Ein Spiel unter lokaler Betäubung werde er in gar keinem Falle absolvieren. Auch Claus Costa wird nicht dabei sein, weil er bei den Übungseinheiten neuerdings Probleme hatte.
Lediglich bei Hamza Cakir, zuletzt gegen die Sportfreunde Gerresheim im Einsatz, und Oliver Barth, der seit 14 Tagen wieder an den Übungseinheiten teilnimmt, sieht es positiv aus. Ihr Einsatz ist somit zumindest gut denkbar. Eine Verstärkung aus der Zweiten Mannschaft wird nicht mitreisen.
"Wir werden auf eine Mannschaft treffen, die zuletzt zu Hause gegen Osnabrück eine 0:3-Klatsche bekommen hat", sagte Weidemann, der die Begegnung beobachtet hatte. "Sie haben in den ersten 20 Minuten sehr stark gespielt und sind danach etwas eingebrochen." Fortuna wolle sicherlich nicht ins offene Messer laufen, aber sehr wohl attackieren. Daher seien Ordnung und Disziplin gefragt, wie beispielsweise seinerzeit gegen Holstein Kiel.
Der unter der Woche in der Kritik stehende Denis Wolf habe sich im Übrigen ob seiner zuletzt gezeigten Spielweise sehr einsichtig gezeigt. "Er soll sich vorrangig auf das Spiel am Samstag konzentrieren. Doch man merkt ihm an, dass er mit sich selbst nicht im Reinen ist. Da muss wieder mehr kommen, worüber er sich dann in den freien Tagen Gedanken machen kann."
Die Wetteraussichten für Ahlen sind ähnlich wie die für Düsseldorf. Die Flingeraner und ihren Anhang, der den Tross sicherlich in großer Zahl begleiten wird, erwartet also ein feucht-kaltes Wetter, so dass tiefer und damit Kräfte zehrender Boden im Stadion vorherrschen wird. "Ich möchte, dass gespielt wird", sagte Weidemann, "auch wenn meine Jungs noch einmal die Zähne zusammen beißen müssen."