Hauptsache, die Einstellung stimmt wieder
Uwe Weidemann vor dem Gespräch gegen Hertha II
Karfreitag - eigentlich ein stiller Feiertag. Dennoch mussten die Regionalliga-Kicker eine Übungseinheit absolvieren und auch der Trainer fand im Pressegespräch am frühen Nachmittag deutliche Worte, um die aktuelle Ausgangsposition vor dem Spiel der Fortuna gegen die Zweitvertretung von Hertha BSC Berlin zu skizzieren. Dabei appellierte er erneut an den Zusammenhalt in seinem Team, der der größte Trumpf sein dürfte im Kampf um die beiden begehrten Aufstiegsplätze.
Dass die Einleitung zum Gespräch mit den Medienvertretern ein ernüchterndes Fazit beinhalten würde, war vorhersehbar: Drei Spiele innerhalb von acht Tagen waren für jeden Anhänger der Rot-Weißen ein Wechselbad der Gefühle. Und nicht nur der Chefcoach ist der Ansicht, dass seine Schutzbefohlenen eine Bringschuld haben, die mit einer anderen Berufsauffassung einhergehen muss. Auftritte wie in Dortmund und Bremen könne man dem Anhang jedenfalls nicht mehr bieten. "Jeder muss über die Konsequenzen nachdenken!" Die Mannschaft habe eine Erwartungshaltung und eine gute Ausgangsposition geschaffen, die man sich über nunmehr zweieinhalb Jahren erarbeitet habe. "Und nun sind wir im Begriff dies alles wegzuschmeißen." Sicher, so räumte der Ex-Profi ein, könne man ein Spiel verlieren, doch käme es immer noch auf die Art und Weise an. "Ich erwarte, nein ich verlange, dass die Jungs, die ich rausschicke, alles geben - einer für den anderen." An das Gemeinschaftsgefühl appellierte Weidemann an diesem Freitagnachmittag mehrfach und ließ somit keinen Zweifel, dass er hierin die Wurzel allen Übels sieht. "Es ist keine Zeit mehr für persönliche Eitelkeiten. Wir müssen alle an einem Strang ziehen!" So führte der Fußballlehrer weiter aus, dass er zwar normalerweise von Spiel zu Spiel denke, er aber sehr wohl das Ganze im Auge habe und dies auch von seiner Mannschaft erwarten dürfe.
So wird einmal mehr Kampf angesagt sein, wenn die Herthaner, gegen die es in den bisherigen fünf Begegnungen auf Regionalliga-Niveau noch keine einzige Niederlage gab, ab 14 Uhr in der LTU arena zu Gast sein werden. Dabei nimmt der 43-Jährige auch billigend in Kauf, im darauf folgenden Spiel bei Union Berlin auf den einen oder anderen Spieler verzichten zu müssen: "Acht Leute sind zwar mit vier gelben Karten vorbelastet, aber mir ist es vollkommen egal, wenn sich morgen drei oder vier Spieler eine weitere einfangen - die Hauptsache isst, dass die Einstellung stimmt endlich wieder."
Weidemann attestierte seinem Team eine gute Leistung unter der Woche, um sogleich einzuschränken: "Das Training ist das Eine. Das Spiel, die 90 Minuten auf dem Platz, auf die es ankommt, das Andere." Der oberste Übungsleiter geht zuversichtlich in die Partie. Dennoch sah er die Gefahr, dass eine positive Reaktion wiederum nur für ein Spiel reicht, statt gleich eine Serie zu starten - und nun die Ernte einzufahren, für die die Mannschaft, vornehmlich durch teilweise herausragende Leistungen in der Hinserie, selbst den Grundstein gelegt hatte. "Wenn wir uns wie eine Einheit präsentieren dann ist es weiterhin schwer, uns zu schlagen. Machen wir das nicht, sind wir anfällig und das ist leider in der Rückrunde zu häufig vorgekommen."
Der 18er-Kader für Samstag steht - aus der Zweiten Mannschaft wird Gabriel Czajor dazu stoßen, während Claus Costa (Knöchelprellung), Sebastian Kneißl (Erkältung) und David Krecidlo (Verletzung des Hüftbeugers) passen müssen. Überdies wird Ahmet Cebe wegen seiner fünften Gelben Karte zwangspausieren. Das System bleibe das Gleiche, versicherte Weidemann, einzig die Frage, ob ein offensiver oder defensiver Spieler die offene Mittelfeldposition von Cebe einnehmen wird, stehe noch nicht endgültig fest.
Die Frage, ob die Mannschaft sich in den vergangenen Tagen zu einem klärenden Gespräch zusammengesetzt habe, verneinte Weidemann: "Das hätte ich mir zwar gewünscht, aber wenn die Reaktion so erfolgt, wie Marcus Feinbier in einem Interview dieser Tage vorhergesagt hat, ist das okay." Der Kapitän von Fortuna hatte in besagtem Interview mit der NRZ Fehler eingesehen und nachhaltig versichert, dass die Mannschaft nunmehr den Ernst der Lage erkannt habe.
Und was passiert, wenn die Mannschaft auch in der LTU arena nicht die erhoffte, erwartete Leistung abliefert und die "Operation Aufstieg" weiter gefährdet wird? "Dann denke ich natürlich über ernsthafte Konsequenzen nach." Niemand aus dem Fortuna-Lager würde sich dies wirklich wünschen.