Kuno Klötzer vollendet 85. Lebensjahr
Herzlichen Glückwunsch, Trainer
Er gehört sicher zu den ganz großen Trainern der Fortuna, denn nur wenige können Erfolge aufweisen wie er: Kuno Klötzer, seines Zeichens fast acht Jahre oberster Übungsleiter der Flingeraner begeht am 19. April seinen 85. Geburtstag.
Als Klötzer 1953 erstmals auf der Trainerbank der Flingeraner Platz nahm - damals war dies noch zumeist ein einfacher Stuhl wenige Meter vom Torpfosten entfernt - hatte er bereits ein bewegtes Leben hinter sich. Geboren am 19. April 1922 in Geyer (südlich von Chemnitz), erlebte er den Zweiten Weltkrieg als junger Soldat, geriet in Kriegsgefangenschaft, aus der er im Januar 1946 fliehen konnte. Da er sich schon als Aktiver für eine Karriere an der Außenlinie interessierte, belegte er ab 1948 einen Lehrgang an der Sporthochschule in Köln. "Wir wurden von niemand Geringerem als Sepp Herberger unterrichtet - und wir haben alle ehrfurchtsvoll vor ihm gestanden oder gesessen und andächtig zugehört." Herberger war bekanntlich schon damals Nationaltrainer und führte Deutschland 1954 zum Weltmeisterschaftstitel. "‘Der Alte’ erläuterte uns die Psychologie des Fußballs und zeigte uns, wie man eine Mannschaft menschlich lenken sollte", erinnert sich der 85-Jährige noch heute gern an die Zeit zurück. Klötzer bestritt die Prüfung mit 26 anderen Kollegen und bestand sie als einer der Besten mit der Note "sehr gut".
Von 1949 bis 1951 spielte er in Bremen, betätigte sich aber nebenbei auch schon als Trainer und coachte dort bis auf die Erste Mannschaft alle Teams des Vereins. Zwei Knieoperationen zwangen Klötzer, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen, und so kam Fortuna Düsseldorf als erste große Trainerstation ins Spiel. Hans Körfer, damals ein bekannter Sportjournalist und Vorsitzender des DFB-Spielerausschusses, lockte ihn für vier Jahre an den Flinger Broich. In dieser Zeit spielten unvergessene Größen wie Jupp Derwall, Erich Juskowiak oder Toni Turek unter seiner Regie. 1957 kam die Trennung - wenn auch nur vorläufig. "Der Verein wollte etwas anderes machen und auch ich suchte eine neue Herausforderung", begründet Klötzer die damalige Veränderung. Doch die Wege sollten sich ein weiteres Mal kreuzen. Denn sechs Jahre später, nach Zwischenhalt bei Preußen Münster, Schwarz-Weiß als auch Rot-Weiß Essen zog es Klötzer wieder zurück zu den Rot-Weißen an den Rhein.
Für weitere vier Jahre zeichnete Kuno Klötzer bei Fortuna an der Außenlinie verantwortlich, wo ihm nach drei Saisons, 1966, sein bis dahin größter Erfolg gelingen sollte: Der lang ersehnte Aufstieg der Fortuna in die (noch relativ junge) Bundesliga. Dass es nach einer insgesamt verkorksten Saison nur ein kurzes Gastspiel in der Beletage des deutschen Fußballs war, liegt Kuno Klötzer auch heute noch im Magen: "Kurz nachdem wir wieder in Düsseldorf waren, wollte ich gerade meine Saisonabschlussrede halten. Doch dann kam ein Offizieller des Vereins und sagte, ich sei entlassen. Die Rede konnte ich mir sparen". Gerne hätte Klötzer in Düsseldorf weiter gearbeitet. Die Tatsache, dass er nie eine plausible Erklärung für die Entlassung bekommen hat, kränke ihn noch heute, so der Jubilar.
Die Jahre 1976 und 1977 waren für Klötzer, mittlerweile in Diensten des Hamburger SV, die erfolgreichsten in seiner insgesamt drei Jahrzehnte währenden Zeit als Trainer: Nachdem die Hanseaten DFB-Pokalsieger geworden waren, gewann er mit seiner Mannschaft nur ein Jahr später auch das Finale des Europäischen Pokalsiegerwettbewerbs.
Beim SV Werder Bremen endete Anfang der 1980er die Trainerkarriere Klötzers, der "Aufrichtigkeit" zeit seines Lebens als eine der Kardinaltugenden bezeichnet.
Auch heute kommt Klötzer, der sich in der Nähe von Hamburg zur Ruhe gesetzt hat, nicht so ganz ohne Fußball aus und gibt zu: "Ich richte meinen Terminkalender ganz nach den Heimspielen des HSV aus, wo ich die Spiele von der Ehrentribüne aus verfolge." Und wie sieht er den modernen Fußball von heute? "Es ist insgesamt viel schneller und athletischer geworden, aber auch technisch haben sich die Spieler weiter entwickelt. Das sind die drei Elemente, die den Fußball heutzutage bestimmen."
Keine Frage: Er steht mitten im Leben und auch eine Schulteroperation, der er sich Ende 2006 unterziehen musste, hat er gut verkraftet: "Ich verspüre zu 80 % eine Besserung. Und freue mich, dass ich meinen Arm wieder richtig bewegen kann."
Den Kontakt in die Landeshauptstadt hat er im Übrigen bis heute nicht verloren - schließlich wohnt seine Tochter in Ratingen. "Wenn ich bei ihr im Rheinland bin, treffe ich auch gerne andere alte Bekannte der Fortuna, wie Dieter Bierbaum, Matthes Mauritz und Hans-Georg Noack." Dass die Fortuna in dieser Saison auf einem Aufstiegsplatz stand und sich anschickte, in die Zweite Bundesliga zurückzukehren ist ihm nicht entgangen. Und so bedauert er hörbar: "Es ist schade, dass die Mannschaft wieder so abgerutscht ist. Aber vielleicht schaffen sie es ja doch noch - sie müssen nur noch die ausstehenden sieben Spiele gewinnen." Optimismus, von dem sich die Kicker um Kapitän Marcus Feinbier gerne anstecken lassen dürfen.
Seinen Ehrentag wird Klötzer im Übrigen nicht in heimischen Gefilden begehen: "Ich habe meinen Achtzigsten groß gefeiert - jetzt ist mir mehr nach etwas Ruhe."
Anlässlich dieses Tages übersendet Fortuna Düsseldorf die herzlichsten Glückwünsche. Mögen für Kuno Klötzer noch viele Jahre verbunden sein mit lange anhaltender Gesundheit und persönlichem Wohlbefinden.